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Zerstörter Traum vom Ruhm

Zerstörter Traum vom Ruhm

Titel: Zerstörter Traum vom Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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im Gelände Tausende von Bäumen haben?« fragte Martina und sah von der Kulisse weg. Ihre romantischen Vorstellungen vom Zauber des Filmes schwanden dahin.
    Walker sah sie mitleidig an.
    »Wegen des Tones, Fräulein Schneewind. Draußen stört jedes Windchen, jedes Zweigeknacken ist im empfindlichen Mikrophon wie ein Kanonenschuß.«
    Martina nahm sich vor, nichts mehr zu fragen, sondern sich still und vollständig entzaubern zu lassen.
    Es wurde noch viel gezeigt an diesem Tag, noch vieles gesprochen und in Zukunftsbildern geschwelgt. Gustl Bretschnider versicherte, daß Polteckys Film ein ›Knüller‹ werden würde und die Darsteller von ihren Rollen begeistert seien. Walker rechnete vorsichtig mit einer Millioneneinnahme und stellte im kommenden Jahr drei neue Poltecky-Filme in Aussicht. »Honorar pro Film 30.000 DM!« rief er, angesteckt von seiner eigenen Begeisterung. »Das sind Sie mir wert, Poltecky! Und die Konkurrenz lasse ich an Sie nicht ran! Sie sind ein Mann mit Ideen – ich halte Sie, und wenn ich alle anderen Gagen drücken müßte!«
    Es waren Worte, die Martina nicht vergaß.
    Als sie und Poltecky wieder allein in der kleinen Appartementwohnung waren und vom Fenster aus beobachteten, wie Herwig Walker und Gustl Bretschnider mit dem großen Wagen abfuhren, legte Poltecky seinen Arm um Martinas Schulter und zog sie an sich.
    »Was sagst du nun?« fragte er leise.
    »Ich bin so stolz auf dich, Franzi.«
    »Drei neue Filme im nächsten Jahr.«
    »Und 90.000 DM! Es ist einfach nicht zu fassen! Wenn ich es nicht selbst gehört hätte, würde ich zu jedem, der mir so etwas erzählt, sagen: Du lügst!«
    »Und dazu kommen noch die Bücher und die Zeitungsgeschichten und – und …« Er stockte, einfach überwältigt von den Gedanken.
    »Und – was?«
    »Und die Prozente der Beteiligung! Wir sind ja an jedem Film beteiligt durch unsere Einlage! Das kommt auch noch dazu, Martinchen.«
    Sie setzte sich auf einen Sessel, der neben dem Fenster stand. »Das ist zuviel auf einmal. Ich kann das nicht begreifen. Weißt du, wie lange ich dafür arbeiten muß? 155 Monate – fast dreizehn Jahre lang!«
    »Das ist der Lohn des Genies!« sagte Poltecky fröhlich und stellte sich in Pose. »Ich gestatte Ihnen, Fräulein Lehrerin, als außergewöhnliche Gnade dieses Genie einmal zu küssen.«
    »Und feiern werden wir es!« rief Martina, als sie die außergewöhnliche Gnade eingelöst hatte. »Ich habe noch zwei Flaschen Wein und eine Flasche Sekt im Kühlschrank.«
    »Du?«
    »Warum nicht?«
    »Wozu brauchst du Sekt? Wozu braucht ein braves, liebes Mädchen Sekt? Werden hier Orgien gefeiert? Wer sind die Männer, die bei dir Sekt trinken?« Er wollte nach ihr greifen, aber sie entschlüpfte ihm und lief lachend durch die kleine Wohnung. Er folgte ihr, jagte sie um den Tisch, stolperte über ein heruntergefallenes Kissen und bekam sie beim Niederstürzen noch zu fassen.
    »Wer sind die sektsaufenden Männer?« keuchte er. »Gestehe es!«
    »Eifersüchtig?« lachte sie.
    »Und wie! Othello ist ein Dilettant gegen mich!« Er wühlte in ihren Haaren und sah ihre braunen Augen dunkel, fast schwarz werden. »Du weißt gar nicht, wie ich dich liebe«, sagte er heiser. Und er sagte es nicht nur so dahin, sondern er fühlte, daß es ihm ehrlich von der Seele kam.
    »Und ich dich!« flüsterte Martina.
    »Auch ohne 90.000 DM?«
    »Das ist gemein von dir!«
    »Verzeih, Martina!«
    »Du sollst nie so von mir denken!« Sie streichelte über seine Stirn, über seine Augen, die Nase, die Lippen, das Kinn. Es war so viel Zärtlichkeit in diesem Streicheln, daß Poltecky einen Augenblick die Augen schloß. »Als du gestern in meine Wohnung kamst, als ich dich hinter dem Blumenstrauß zum ersten Male sah, da wußte ich schon, wie alles kommen würde.«
    Poltecky schüttelte den Kopf. »Gestern …«, sagte er leise. »War es wirklich erst gestern? Es ist mir, als seien wir schon Jahre zusammen.«
    Bis spät in die Nacht hinein feierten sie ihr Glück.
    Der Morgen war regnerisch und grau.
    Franz v. Poltecky erwachte mit dem Gefühl, daß sein Kopf von der linken bis zur rechten Schläfe quer gespalten worden sei. Außerdem wußte er nicht, wo er sich befand. Er sah einen grau verhangenen Himmel, einen gehäkelten Kaffeewärmer und eine Flasche Pilsener Bier.
    »Oh!« sagte er und schloß die Augen wieder. Der Anblick von Alkohol erzeugte ihm Übelkeit. Dann erinnerte er sich wieder und setzte sich.
    Auf dem Tisch neben dem

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