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Zerstörter Traum vom Ruhm

Zerstörter Traum vom Ruhm

Titel: Zerstörter Traum vom Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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noch nichts.«
    »Warum hast du es ihnen nicht gesagt? Warum kommst du gerade zu mir?«
    »Weil du meine Cousine bist. Du wirst mich am ehesten verstehen, dachte ich.«
    Erna Vorwerck sah zur Seite. Ein bitteres Lächeln zitterte über ihre Lippen.
    »Ich habe gehofft, du sagst: Weil ich dich von allen Frauen wirklich liebe … Nun sind wir bloß Verwandte.«
    »Erna!« Poltecky sprang auf, aber Erna Vorwerck winkte ab.
    »Laß das, Franz. Heuchle keine Gefühle. Ich weiß jetzt, wie es um uns steht. Es kam nur ein bißchen zu plötzlich. Es ist wie ein Faustschlag, wie ein eiskalter Guß … Ich muß es erst verdauen, Franz.«
    »Was soll ich tun?« Poltecky schlug die Hände vor die Augen. »Weißt du einen Rat? Kannst du irgendwie helfen?«
    »Geh zu den anderen Frauen und sage ihnen, was du mir gestanden hast.«
    »Ich habe Angst. Einfach hündische Angst.«
    »Wenn sie dich lieben.«
    »Wie kann mich noch jemand lieben, dem ich sage: ›Ich habe dich um alle deine Ersparnisse betrogen. Bewußt betrogen!‹«
    »Aber bei mir setzt du es voraus?«
    »Als meine Cousine …«
    »Hör davon auf!« schrie Erna plötzlich. »Ich bin auch eine Frau! Eine Frau, die liebte – und weiter nichts! Eine Frau wie die anderen Frauen, vor denen du Angst hast!« Sie sprang auf und stellte sich vor ihn hin. »Sieh mich an: Bin ich keine Frau?«
    »Du bist schöner als sie alle«, sagte er dumpf.
    »Heuchler! Nichts liegt dir an mir!«
    »Du bist …«
    »Sag nicht: Cousine!« rief sie schrill. »Ich kann dieses Wort nicht mehr von dir hören! Ich war eine Frau, die dich wirklich liebte. Ich habe beim Auswärtigen Amt um ein Heiratsdarlehen gebeten, ich habe mit meinem Chef gesprochen wegen Urlaub, ich habe alles getan, um glücklich zu werden – mit dir glücklich zu werden. Sogar eine Wohnung in Mehlem sollten wir bekommen, eine richtige, kleine, süße Wohnung für ein junges, sinnlos verliebtes Ehepaar … Und jetzt sitzt du hier und sagst mir: Du bist nur meine Cousine, und zu allem auch noch eine Cousine, die ich um 4.000 Mark betrogen habe! Mein Gott – was soll ich mit dir tun?«
    »Erna!« sagte Poltecky mühsam. »Ich – ich …«
    »Stammeln ist alles, was dir geblieben ist! Wie erbärmlich du dasitzt! Und in dieser Erbärmlichkeit erwartest du großes Verzeihen, nicht wahr?«
    »Wenn du mir nicht helfen kannst – wer kann es sonst?«
    »Die anderen Frauen!«
    »Carola in Fulda würde mich sofort anzeigen. Sie wäre wie ein Vulkan, dessen Ausbruch alles zerstört!«
    »Und die in Hamburg?«
    »Martina …?«
    »Was geht mich der Name an!« sagte Erna grob. In ihr brannte es heiß, ergriff ihr Herz, ihr Blut, ihren Atem. Der Gedanke, daß Franz andere Frauen genauso geliebt hatte wie sie, brannte sie völlig aus.
    »Martina …« Poltecky holte tief Atem. Es muß gesagt werden, zwang er sich. Es gibt kein Zurück mehr. »Martina möchte ich heiraten.«
    Es war, als habe ein unsichtbarer Riese Erna Vorwerck auf den Kopf geschlagen. Sie brach fast auf ihrem Stuhl zusammen und legte den Kopf auf die Platte des Couchtisches.
    »Geh!« sagte sie leise. Dann zuckte ihr Kopf hoch, ihr Mund riß auf wie eine Höhle, die ein Erdbeben öffnet, und sie schrie, schrie: »Geh! Geh! Geh!«
    Poltecky erhob sich mühsam. Er nahm seinen Regenmantel von der Stuhllehne, zögerte, wollte die Hand heben und Erna über den gesenkten Kopf streicheln. Aber dann zuckte er hilflos mit den Schultern, wandte sich ab und ging langsam zur Tür.
    Als er die Klinke niederdrückte, hob Erna Vorwerck den Kopf. »Wo willst du denn hin?«
    »Fort! Irgendwohin! Ich weiß es noch nicht. Vielleicht verkrieche ich mich wie ein Dachs in einer Höhle …«
    Sie wandte sich im Sitzen um und blickte ihn an. Plötzlich bedauerte sie ihn. Ihre alles umfassende Enttäuschung wich wieder dem klaren Denken und dem Wissen, daß das Leben nicht stehenblieb und keine Rücksicht nahm auf Gefühle oder kleine menschliche Tragödien.
    »Sprich nicht wie ein unbegabter Dichter!« sagte sie grob. Poltecky fuhr herum. »Irgend etwas muß geschehen. Zunächst sei dir über eines im klaren: Du wirst arbeiten müssen. Du wirst keine Ruhe kennenlernen, bis du alles ins reine gebracht hast!«
    »Aber wie?« Poltecky ließ den Mantel fallen. »Ich kann als Drogist niemals 14.000 Mark abarbeiten!«
    »Dann machst du etwas anderes! Wir werden darüber noch nachdenken.« Erna Vorwerck wischte sich die Tränen aus den Augen und fuhr mit beiden Händen durch ihre zerwühlten blonden

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