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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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einen Fehler begangen zu haben? Er war schließlich auch nur ein Mensch. Und plötzlich hatten die Worte der Frau auf dem Campingplatz eine noch viel größere Tragweite inne: ‹ Andere Menschen so akzeptieren, wie sie waren!› Das schien nicht nur eine eindrucksvolle Weisheit zu sein, sondern auch eine nie endende Lebensaufgabe!
    Rommerz schaute Gloria lange an, als sie plötzlich lächeln musste. Sie drückte sich von der Liege und stand auf. Der Arzt erhob sich ebenfalls von seinem Stuhl. Er sah sie fragend an, aber Rommerz wirkte weder nervös, noch aufgewühlt, wie beim letzten Mal. Das Gespräch hatte eine nachdenkliche Ruhe verbreitet und Gloria erinnerte sich plötzlich an das letzte Gedicht, das das Buch ihr schrieb. Immer und immer wieder hatte sie die Zeilen gelesen und fast schon das Gefühl gehabt, dass es nicht nur für sie, sondern vielmehr für Rommerz geschrieben war.
    Gloria lächelte ihn an. »Ich kann Ihnen leider nicht mehr sagen, als Sie ohnehin schon wissen, aber vielleicht…« Doch eigentlich wusste sie ganz genau, was sie ihm erzählen könnte – in diesem Moment, in dieser Sekunde und sie sprach ganz langsam: »Verstehen und lernen, was das Leben schenkt… Verstehen und lernen, in welchen Bahnen es lenkt… Verstehen und lernen, akzeptieren zu können… Sei´s drum – niemand würde es Ihnen missgönnen!« Gloria sah ihm eindringlich in die Augen und ein Lächeln umspielte Rommerz´ Mundwinkel. Gloria musste schmunzeln und legte ihre Hand auf die Türklinke, als Rommerz einen Schritt näher auf sie zukam.
    »Du bist eine Hexe…« Er grinste. Gloria drückte die Klinke hinunter. Als sie die Tür öffnete, schaute Kirt zu ihr und legte eine Zeitschrift beiseite. Gloria blickte Rommerz ein letztes Mal an und verabschiedete sich bei ihm, ehe sie mit Kirt den Aufzug ansteuerte und sie schließlich hinter dessen Türen verschwanden. Gloria wirkte erleichtert. Sie hatte sich viele Gedanken gemacht, wie der heutige Termin verlaufen würde, aber es war nichts passiert, was unnormal oder beängstigend hätte sein können. Das typische Gefühl des abstoppenden Aufzugs durchfuhr Gloria und kurze Zeit später öffneten sich die Türen.
    Auf der Rückfahrt schob Kirt eine besondere CD in den Player. Die Melodie, mit der das Lied begann, war Gloria gänzlich unbekannt, aber schon im ersten Moment hörte es sich gut an. »Was ist das?« Kirt wechselte auf den linken Fahrstreifen. »Das sind The Briggs.« Das Lied erinnerte Gloria an das Konzert im Stone… Die komplette Fahrt lief die CD und Gloria driftete mit ihren Gedanken ab. Sie war irgendwo zwischen Realität und Irrsinn angekommen: Wüsste sie nicht genau, dass unter ihrem Kopfkissen das Buch lag, in dem ihr Schicksal besiegelt schien, hätte man meinen können, dass alles nur ein selten heftiger Alptraum war.
    »Was hat der Arzt eigentlich gesagt?« Kirt beobachtete aufmerksam den Straßenverkehr und schaute immer mal kurz zu Gloria. »Nicht viel… Ich glaube, er ist ganz zufrieden.« Sie schlängelten sich durch den Verkehr und nahmen Kurs Richtung Grillhütte. Es wirkte schon ein bisschen seltsam, dass bei dem guten Wetter bislang niemand erschienen war, der eine Party in der Hütte feiern wollte – immerhin waren sie sozusagen blinde Passagiere. Und Gloria hoffte, dass auch in der nächsten Woche niemand auf die Idee kam, eine Grillfete zu feiern.
    Gloria ließ sich den Fahrtwind ins Gesicht wehen und genoss die Sommerwärme. Irgendwo hier musste sie schlappgemacht haben… Sie belächelte sich: Im Nachhinein sah sie ein, dass es ihr zu jenem Zeitpunkt ihrer Möchtegern-Flucht wirklich zu schlecht gegangen war.
    »Hast du Lust, dass ich dir ein bisschen was zeige… Wing Tsun-mäßig?« Kirt schien ganz offensichtlich genauso gut gelaunt zu sein wie sie. » Was willst du mir zeigen?« Er lachte. »Wing Tsun ist eine Selbstverteidigungsart – sehr effektiv.« Gloria zuckte mit den Schultern. »Solange ich nicht auf den Boden geworfen werde…?« Gloria stellte sich bildlich tolle Sprünge und Würfe vor; dafür war sie definitiv noch nicht fit genug. Kirt lachte wieder und bog auf den schmalen Schotterweg ab, der direkt zur Grillhütte führte. Er parkte und drehte den Schlüssel in der Zündung, so dass das Motorengeräusch verstarb.
    Kirt blickte Gloria grinsend an. »Keine Sorge… du wirst es schon überleben!« Sie musste plötzlich loslachen – dass sie davon nicht sterben würde, war so sicher wie das Amen in der Kirche oder der

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