Zerteufelter Vers (German Edition)
schaute. Gloria fiel sein Geruch wieder auf; Kirt roch wirklich gut und sie ahnte – hoffte – was er vorhatte. Unendlich lange sah er sie einfach nur an. Gloria liebte seine tiefblauen Augen und fühlte die Schmetterlinge in ihrem Bauch, als er sie sanft auf die Stirn küsste. Seine Lippen wanderten vorsichtig bis zu ihrer Nasenspitze. Kirt löste seinen Griff und umfasste sanft ihre Finger. Er ließ sie langsam in seinen Händen nach unten gleiten und streichelte zärtlich darüber. Wieder gab er ihr einen neckenden Kuss auf die Nasenspitze.
Gloria schlug das Herz bis zum Hals. Sie spürte seine Wärme und seinen Atem auf ihrer Haut. Kirts Lippen wanderten vorsichtig abwärts und berührten endlich zaghaft ihre. Tausend Schmetterlinge fluteten Gloria das Herz, als er sie küsste! Sie ließ sich von dem diesem Gefühl treiben. Dieser Kuss war schöner, als jeder andere in ihrem Leben zuvor. Er löste seine Lippen von ihren und verharrte mit seinem Mund ganz eng an Glorias Gesicht. Wieder gab er ihr einen kleinen Kuss und blieb ganz nah bei ihr. »Vertraust du mir?« Er sagte es leise und Gloria fragte sich, was er vorhatte. Ihre Antwort war weniger als ein Hauch. »Ja.« Er wartete und Gloria öffnete die Augen, um ihn anzusehen. Kirt küsste sie erneut sanft auf den Mund und blickte sie ernst an; sehr lange, so dass Gloria sein Schweigen nicht einzuordnen wusste.
»Du solltest vielleicht etwas wissen.« Ein ungutes Gefühl durchfuhr sie. »Was?« »Vertraust – du – mir?« Gloria zog skeptisch die Augenbrauen zusammen und sah ihn eindringlich an. »Ja.« Sie starrte in seine blauen Augen und wartete darauf, dass Kirt endlich sagte, was war. Er wählte seine Worte mit Bedacht und sprach ganz langsam: »Ich… gehöre zu dem Buch… das du liest!«
In Glorias Augen traten Entsetzen und Unverständnis zugleich. Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte, noch hätte sie mit so etwas gerechnet. »Wa…?« Sie schüttelte irritiert den Kopf. »Wie kann man zu einem Buch gehören?!« »Ich bin anders.« Sie sah ihn nur an. Was er sagte, ergab keinen Sinn. Aber so war das mit allem, was das Buch anging. Gloria schaute Kirt fest in die Augen. »Kannst du mir das vielleicht mal erklären?« Er betrachtete sie liebevoll. Doch sein Lächeln verschwand augenblicklich und ein ernster Ausdruck lag nun auf seinem Gesicht. Er schwieg und Gloria sah ihn fortwährend an, bis sie schließlich als Erste das Wort ergriff: »Weißt du, was alles in dem Buch steht?« Er zögerte und blickte ihr in die Augen. »Ja.«
Sie dachte an all die Todesdaten; an ihr Todesdatum. Jetzt war ihr klar, warum Kirt keine Fragen gestellt hatte, als sie ihm auf der Suche nach Jansen sinnlose Erklärungen an den Kopf warf. »Und kennst du auch den Sinn der Gedichte und Texte?« Er war immer noch ganz nah und Gloria sprach weiter: »Woher?« Sie presste ihre eigenen Lippen aufeinander. Kirt ließ sich Zeit und schien seine Antwort genau zu überdenken.
»Ich habe schon öfters Menschen beobachtet, die es gelesen haben.« Gloria starrte ihn an. Sie wurde nicht schlau aus seinen Worten. »Hast du es selber denn nicht gelesen?« »Nur am Anfang.« Sie zog skeptisch die Augenbrauen zusammen. »Und dann?« »Habe ich es weggeworfen.« Gloria sog die Luft ein und dachte nach. Sie hatte auch schon überlegt, es einfach fortzuwerfen und fragte sich, ob auch er sein Todesdatum kannte oder ob er es vorher schon fortgeworfen hatte.
»Haben du, Kitty oder Basti es gelesen, als ich anfangs so lange schlief?« »Nein.« Er lächelte und zog seinen Kopf etwas zurück, so dass sie sich besser ansehen konnten. »Woher weißt du dann, dass ich es habe? Ich hab´s in Weimar gefunden und treff´ dich in Düsseldorf… Du willst mir doch wohl nicht weismachen, dass das Zufall ist! Was weißt du über das Buch?!« Er wartete ihren Wortschwall in Ruhe ab und ließ sich Zeit. »Vertraust du mir nicht mehr?«
Gloria musterte skeptisch seinen sarkastischen Blick. »Das war nicht die Antwort auf meine Frage!« Kirt kippte den Kopf zur Seite und dachte nach. »Ich gehöre zu dem Buch. Deswegen weiß ich auch, wer es liest. Am Anfang wollte ich dich nur mal kennen lernen. Das ist alles.« Gloria sah ihn finster an. »Also war es kein Zufall, dass ich euch auf dem Weg ins Hotel in die Arme gelaufen bin!« Er blickte betreten zu Boden. »Hättest du mich nicht auch einfach anders kennen lernen können?!« In Gloria stieg ein Funke Wut auf.
»Nein…« Er schaute sie
Weitere Kostenlose Bücher