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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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Bis auf ihr Gespräch von heute Morgen hatten die beiden noch nicht viel miteinander zu tun gehabt. Aber es stellte sich heraus, dass sich ihre beiderseitige Antipathie nahezu aufgelöst hatte. War man erst einmal aus ihrer Schussrichtung gelangt und bekam eine Chance, konnte Kitty sehr nett sein. An diesem Abend verkündeten sie und Sebastian, verschwinden zu wollen, um sich etwas Taschengeld hinzuzuverdienen. Damit hatten Kirt und Gloria die Nacht für sich allein…
    Es war schon dämmrig – Sebastian fuhr mit Kitty fort. Gloria räumte die Plastikteller in einen frischen Müllbeutel, als Kirt von hinten seine Arme um sie schloss. In ihrem Kopf schwirrten abertausende Fragen umher. Kirt strich langsam mit der Hand über ihren Rücken bis hoch zum Nacken und legte ihren Kopf wortlos an seinen Oberkörper. Glorias Sinne waren auf jede winzige Bewegung gerichtet, aber Kirt rührte sich nicht vom Fleck. Sie wusste einfach nicht, ob das Buch für oder gegen sie war. Ihr Urteil über dieses Teufelsding erschien äußerst schwankend und die Tatsache, dass Kirt damit in Verbindung stand, machte die Sache nicht einfacher. Zaghaft drehte sie sich zu ihm um und lehnte ihr Gesicht an seine Brust.
    Gloria wusste nicht, was sie denken sollte. Seine Finger strichen langsam durch ihre Haare und streichelten mit der Außenseite über Glorias Wange. Kirt vollzog seine Berührungen ganz zaghaft und sie taten gut! Es war schön, wie er sie festhielt und die Wärme, die von ihm ausging, bildete den lodernden Gegensatz zu der eisigen Kälte, mit der ihr das Buch Wahrheiten ins Gesicht schlug. Wie diese zwei Gegensätze zueinander gehören sollten, stellte das größte Fragezeichen von allen dar. Kirts Hände glitten hinab und er löste sich von ihr, um sie ansehen zu können. Doch Gloria erwiderte seinen Blick nicht. Also strich Kirt mit seinen Fingern unter ihr Kinn und hob es an. Rings um sie herum war es still. Umso eindringlicher klang seine Stimme, als er das Schweigen brach: »Wollen wir ein bisschen über das Buch reden?«
    Gloria blickte ihm in die Augen. Da war kein Hohn und kein Spott, eher Besorgnis und Gloria nickte ihm kaum merklich zu. Er fasste nach ihrer Hand, um sie in die Grillhütte zu führen. Kirt setzte sich im Schneidersitz auf die Luftmatratze und wartete ab. »Holst du´s?«
    Das ganze kam Gloria unwirklich vor. Bislang hatte sie gedacht, ihr Geheimnis mit niemandem teilen zu können, doch für Kirt schien es keines zu sein; ganz im Gegenteil. Gloria öffnete ihren Rucksack und zog das Buch hervor. Dabei beobachtete sie Kirts Augen, aber er saß ganz ruhig auf ihrem Schlafsack und wartete ab. Was hatte sie gedacht? – Dass er strahlen würde, sobald er es erblickte? Immerhin musste er, ebenso wie sie selbst, eine Abneigung dagegen entwickelt haben, sonst hätte er es wohl kaum fortgeworfen. Gloria setzte sich zu Kirt und legte das Buch in seine Hände. Es fühlte sich an, als wäre die Last um das Wissen dadurch halbiert worden. Glorias Blick taxierte seinen.
    »Willst du wirklich, dass ich alles lese?« Gloria sah ihm fragend in die Augen, also fuhr er fort: »Dieses Buch antwortet dir auf deine Gedanken und Gefühle… Ich kenne zwar die Inhalte, aber zeig´ mir lieber nur die Stellen, die du nicht verstehst.« Kirt legte es in Glorias Hände. Das einzige Gedicht, das sie absolut nicht verstand, war das letzte. Also blätterte sie bis zur aktuellen Seite. Was das Thema Tod anging, wollte sie lieber nichts mit ihm besprechen. Wenn er den Inhalt ohnehin kannte und sich nur die Art und Weise der Formulierung änderte, konnte sie auch getrost darauf verzichten! Gloria überflog das letzte Gedicht und las es Kirt bis zum Schluss langsam vor.
    »Weißt du, was das bedeutet?« Er nahm ihr das Buch aus den Händen und schaute auf den Text. Kirt verzog den Mund und sah sie skeptisch an. »Ich frage mich, warum du ausgerechnet das geschrieben bekommst, aber gut… Ja, ich weiß, was das bedeutet.« Gloria schaute ihn eindringlich an. »Ja, und was?« Kirt schmunzelte. »Es geht um den Kreislauf zwischen Leben und Tod. Menschen beten für ihre Träume und Wünsche. Manche blicken nachts in die Weiten des Himmels und schicken ihre Wünsche ins Universum. Sie bilden die Grotte des heimlichen Strebens und Lebens. « Er gab ihr das Buch zurück und zeigte mit dem Finger auf die vierte Strophe. »Ich wunder´ mich sehr, dass das Buch dir ein Gedicht darüber schreibt.«
    Gloria verstand seine Ausführungen nicht, doch Kirt

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