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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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Bei Jansen und dieser Aktion in Flingern?« Kirt zog die Augenbrauen hoch und schaute Gloria skeptisch an.
    Da hatte sie´s: Er wusste alles über dieses Buch! Aber sie wollte eigentlich nicht mit ihm über ihre Angst davor reden und schaute nach unten auf den Schlafsack. Kirt wartete ab, ließ seine Frage einfach fallen und las weiter vor: »Versinkt fernab in die Tiefe, versteckt und allein voller Ruh… Stell´ dir einfach vor, jemand würde ein kleines Stückchen deines Traums abzweigen und in die Tiefe rieseln lassen – wie eine Zutat. Enthüllt seinen Klang dunkler Sehnsucht, beeindruckt keiner nichtigen Zeit. Tja, das ist so eine Sache, an der irgendwie alle Menschen zu knapsen haben: Gott und die Welt lassen sich nicht beeindrucken, ob es dir mit deinen Wünschen dringend ist oder nicht. Dinge passieren im Leben, wenn sie passieren sollen! Das ist mit allen Sachen so, auf die Menschen keinen Einfluss haben. Und dazu gehören der Tod und eben auch der Zeitpunkt neuen Lebens.«
    Gloria vergewisserte sich skeptisch: »Schwanger zu werden?« »Das ist doch nur ein Beispiel!« Kirt schmunzelte, als Gloria nickte. »Du kannst es gegen alles andere austauschen. Letztlich lässt sich die Erfüllung eines Wunsches nie von dir, deinen Plänen oder der Zeit beeindrucken. Wie gesagt – Dinge passieren…« Gloria schnitt ihm das Wort ab. »Okay, okay…« Sie schaute Kirt lächelnd an. »Und wie geht es dann weiter?«
    »Erstreckt sich empor voller Liebe, umspielt von den Mächten des Seins, erstrahlt in seiner ehrlichen Pracht … Kannst du dir vorstellen, was das bedeutet?« Gloria überlegte kurz. »Du hast ja gesagt, dass die Grotte keinen Anfang und kein Ende hat und dass ein Stückchen von den Wünschen wie eine Zutat irgendwo hineingeworfen wird.« Kirt lachte. »Ja – irgendwie so ähnlich.« »Ist jetzt das ganze sozusagen fertig?« Gloria kam sich ein bisschen blöd vor und Kirt lachte wieder. »Na ja – es geht wahrscheinlich genau um jenen Moment, in dem die Mächte des Seins den Wunsch erfüllen. Kannst du dir etwas Ehrlicheres oder Reineres vorstellen, als ein neues Leben?«
    Kirt schaute Gloria abwartend an und sprach weiter: »Wenn Menschen sterben, haben sie abertausend Lügen gelogen; der eine mehr, der andere weniger…« Kirts Blick wanderte wieder auf die Buchseite. »Was dir dieses Buch eigens rät, ferner der Grotte heimlichen Strebens, erkenne, des Todes Geschwisterchen sät – das, des Lebens.« Kirt hielt inne und schaute Gloria lange in die Augen… »Hast du eigentlich Angst vor dem Tod?« Gloria zog die Stirn in Falten. »Müssen wir jetzt wirklich über den Tod sprechen?!« Kirt lächelte. »Nein, natürlich nicht.« Er legte Gloria das aufgeschlagene Buch auf den Schoß. »Die letzte Strophe soll dir – glaube ich – sagen, dass du keine Angst davor haben musst.«
    Er schmunzelte und sah sie erneut eindringlich an, so dass Gloria nicht wusste, ob sich hinter seiner Aussage noch mehr Wissen verbarg. Sie schaute ihm zaghaft in die Augen und klappte das Buch zu, woraufhin Kirt sie fragend anblickte. »Wollen wir nichts mehr lesen?« »Nee, erst mal nicht!« Gloria fragte sich, welche Rolle Kirt spielte und in welcher Beziehung er zu diesem Teufelsbuch stand. Es würde sie nicht wundern, wenn sie sich den Teufel höchstpersönlich geangelt hatte! »Was ist?« Er blickte sie irritiert an. »Schon gut…«
    Gloria legte das Buch zurück in den Rucksack. Wenn sie demnächst irgendetwas nicht verstand, konnte sie ihn ja jederzeit fragen. Jederzeit…? Gloria sah Kirt zögerlich an. »War Amsterdam also nur ein Vorwand, um mich loszuwerden, oder hast du immer noch vor abzuhauen?« Gloria sagte es mit einem gewissen Sarkasmus; trotzdem blieb sie ernst – im Gegensatz zu Kirt, der über Glorias Gesicht lachen musste. Er seufzte. »Amsterdam war nur ein Vorwand, um dir aus dem Weg gehen zu können – richtig. Aber ich hatte es nur gut gemeint!«
    Kirt verzog genauso das Gesicht wie heute Nachmittag hinter der Grillhütte. Solche Wahrheiten, in denen er etwas von sich preisgab, lagen ihm nicht. Er versuchte, sie zu umgehen oder – wenn möglich – gänzlich zu vermeiden. Das war auch der Grund, weshalb er so unnahbar gewirkt hatte. Kirt stand auf und machte das Licht aus. Die Tür ließ er offen – der Mond schien hell hinein. Kirt kam zurück zur Matratze und setzte sich neben sie. Eigentlich hätte Gloria froh sein müssen, dass sie Zeit für sich allein hatten, aber sie umgab eine nicht

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