Zerteufelter Vers (German Edition)
Augenblicklich verschwand sein Lachen. »Du glaubst mir schon nicht, wenn ich dir die Bedeutung der Verse erkläre. Was willst du erst tun, wenn ich dir eine Antwort auf deine Fragen gebe?! Noch dazu weiß ich ja vielleicht auch nicht alles, was du wissen willst!« Gloria sah ihn missmutig an. »Aber du bist anders – das hast du selbst gesagt.« Kirt schmunzelte. »Du bist auch anders!«
Ein bitterer Nachgeschmack ließ Gloria schaudern. Er hatte nicht ganz Unrecht mit dem, was er sagte. Gloria schwieg und er schaute sie abwartend an. Eine gefühlte Ewigkeit verging; Gloria surrten dunkle Fragen durch den Kopf. Als sie irgendwann das Wort ergriff, klang ihre Stimme zögerlich und leise: »Wenn du mir sagst, dass es so eine Grotte wirklich gibt, muss es jawohl auch etwas geben, was sie erdacht oder erfunden hat.« Kirt schmunzelte und schüttelte den Kopf. »Wie gesagt – du glaubst nur, was du siehst, nicht wahr?« Seine Ironie ließ Glorias Wut erneut aufschäumen, doch er sprach schon weiter: »Ich will dir nichts Böses, klar?!« Gloria sah ihn zerknirscht an: »Dann erzähl´ mir keine Geschichten und sag´ mir endlich, warum du all das weißt!«
Kirt verzog das Gesicht. »Ich will es dir aber nicht sagen!« Gloria schaute ihm bitterböse in die Augen. »Dann will ich dir verdammt noch mal auch nicht trauen!« Sie sahen sich atemlos an. »Wer sagt mir, dass du nicht genauso teuflisch bist, wie dein verdammtes Buch?!« Gloria blickte ihm mit glühenden Augen in sein Gesicht, stand auf und ging nach draußen. Das war doch echt das Letzte! Gloria wusste nicht, wohin mit ihrem Ärger. Sie redeten hier über vollkommen abstruse Dinge – ohne jeglichen Bezug zur Realität – und stritten auch noch darüber. Wahrscheinlich konnte gar nichts aus ihnen werden: Sie gerieten mehr aneinander, als dass sie sich grün waren! Warum warf er ihr nur Bruchstücke vor? Ganz nach dem Motto ‹Friss oder stirb› sollte sie sein Spielchen mitspielen. Das hieß so viel, dass immer, wenn er die Laune dazu besaß, ihr etwas erzählte – und ansonsten würde sie dumm sterben; im wahrsten Sinne des Wortes!
Gloria setzte sich an die Feuerstelle und war wütend, traurig, genervt – vor allem fühlte sie sich allein. Gerne hätte sie das Buch erneut aufgeschlagen und nachgesehen, ob es einen weiteren Text schrieb, als Gloria hinter sich ein Geräusch hörte und herumfuhr. Kirt kam über die Wiese gelaufen und blieb vor ihr stehen. »Pass´ mal auf – du kannst dich auf den Kopf stellen – ich hab´ schon meine Gründe!« Gloria schaute zu ihm und schwieg. Sie fühlte sich mies und wusste schon gar nicht mehr, wie ihr Streit genau begonnen hatte.
»Macht´s dir was aus, wenn du alleine hier bleibst?« Er seufzte. Gloria überraschte seine Frage. »Wo willst du denn hin?« Er sah kurz zur Seite und schaute sie wieder an. »Wo treibst du dich überhaupt rum, wenn du immer weggehst? Noch nicht mal Kitty und Basti wissen, was du nachts machst.« »Ich bin nicht lange weg. Zwei Stunden vielleicht – länger nicht.« Kirt schaute sie noch eine kurze Zeit an, aber Gloria erwiderte seinen Blick nicht. Zwar war sie schon öfters sauer auf ihn gewesen, aber dieses Mal schien etwas zu Bruch gegangen zu sein, von dem sie gar nicht wusste, dass es zwischen ihnen bestanden hatte: Vertrauen.
Wenn Kirt ihr noch nicht einmal sagen konnte, was er in belanglosen zwei Stunden trieb, dann war auch sie es leid! Gloria hatte darauf keine Lust mehr. Nachdem sie vehement auf den Boden starrte, verabschiedete er sich knapp von ihr, ging über die Wiese und verschwand irgendwo hinter der Zufahrt zur Grillhütte. Wo wollte er schon hin, ohne Auto?! Aber eigentlich war Gloria froh drum: Sie schienen einfach nicht füreinander geschaffen zu sein.
17 Grenze zwischen Hier und Jetzt
Am nächsten Morgen schlug Gloria die Augen auf. Sie schaute neben sich, doch sein Platz war leer. Kitty und Sebastian hingegen schliefen noch. Heute stand der nächste Termin bei Rommerz an. Zwar merkte Gloria manchmal noch ihre Rippen, aber das erschien nicht mehr so schlimm. Glorias Gesicht wirkte ebenfalls um einiges ansehnlicher; der kleine Spiegel im Auto hatte von Tag zu Tag Besserung bestätigt.
Gloria zog den Schlafsack beiseite und stand auf. Sie wollte sich gerade mit Zahnbürste und Zahnpasta bewaffnen, als sie in Kittys schlafendes Gesicht schaute: Sie besaß eine heftige Schramme am Auge! Gloria betrachtete sie erschrocken. Natürlich war die Wahrscheinlichkeit
Weitere Kostenlose Bücher