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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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greifbare Unruhe. Kirt verharrte schweigend bei ihr und wartete ab.
    »Alles okay mit dir?« Kirts Stimme hörte sich samten an. Sie drehte ihren Kopf zu ihm. Was war schon okay? Die Dinge, die normal schienen, hatten sich verschoben und Gloria musste erst einmal ausloten, was für sie noch okay war. Kirt legte sich auf die Seite. »Willst du da weiter rumsitzen?« Er lächelte. Gloria blickte durch die geöffnete Tür nach draußen. Schon als Kind hatte sie Sommernächte geliebt. Dies war die schönste Jahreszeit – aber sie würde sie zum letzten Mal erleben und das stimmte Gloria traurig. Was auch immer das Buch erzählen oder versprechen wollte… Gloria konnte sich kein Urteil darüber bilden, ob es gut oder böse war. Sie sah zu Kirt.
    Sein Mienenspiel wirkte undurchdringlich. Gloria fühlte die Skepsis in ihrem Bauch. Weil sie nichts auf sein Reden erwiderte, ergriff er von neuem das Wort: »Kommst du zu mir?« Gloria schaute in sein Gesicht und sah vor ihrem geistigen Auge all die Momente, in denen er sie so angegrinst hatte. Sie erinnerte sich aber auch daran, wie abweisend er sein konnte, zum Beispiel als sie ihn auf dem Campingplatz fand…
    »Ich tu´ dir schon nichts.« Er lachte und zog sie am Handgelenk zu sich. Gloria blickte ihn kritisch an und ließ sich zu ihm ziehen. Kirt stütze sich auf seinen Ellenbogen. »Was hast du denn?« »Ich überleg´ nur, wer du bist.« »Wer ich bin?« Kirt machte eine Pause, ehe er antwortete: »Ich liege hier neben dir als ganz normaler Mensch.« Gloria lächelte kurz. »Nein, eigentlich nicht.« Sie legte sich mit dem Kopf ganz nah zu ihm. »Wieso?« Kirt strich ihr über den Arm. »Weil nichts mehr normal ist.« Gloria berührte zaghaft seine Finger. Er küsste ihr auf die Haare. »Das Buch schreibt nur, was du selber schon gedacht hast.« Gloria lachte ein knappes, ironisches Lachen. »Von wegen!«
    Kirt zog sie zu sich und berührte ihre Wange. »Mach´ dir nicht so viele Sorgen. Alles hat seinen Sinn… wirst schon sehen.« Gloria schaute ihn misstrauisch an; da war sie wieder – seine erhabene Art. Es war ohnehin schon nicht leicht, zu akzeptieren, was das Buch schrieb. Das Schlimmste aber lag darin begründet, dass Glorias Instinkt sagte, dass Kirt wesentlich mehr wusste, als er verriet. Gloria schmiegte sich an ihn und genoss es, so nah bei ihm zu sein. Sie dachte augenblicklich daran, dass er ihr bislang immer Sicherheit gegeben hatte, wenn sie so dicht bei ihm war, aber dieses Gefühl besaß sie plötzlich nicht mehr! Gloria schloss die Augen und spürte seine Finger sanft über ihr Gesicht streichen; über ihre Nasenspitze – bis sie vorsichtig ihre Lippen berührten, als Gloria die Augen wieder unruhig öffnete. Sie konnte sich einfach nichts vormachen!
    »Sag´ mir dein Geheimnis!« Kirt schaute auf. Glorias Tonlage verriet, dass sie es ernst meinte. Er schwieg und sie beschloss, nicht eher Ruhe zu geben, bevor er ihr verriet, was er wusste. Seine Stimme klang nüchtern und erhaben: »Du solltest nicht fragen, was du nicht verstehst.« »Du bist so arrogant, weißt du das?!« Gloria setzte sich auf, während Kirt hörbar ausatmete. »Ich hätte das Buch einfach nicht erwähnen dürfen!«
    Gloria spürte einerseits Wut und andererseits durchfuhr sie das dumpfe Gefühl, dass er nicht von seiner Meinung abweichen würde, was einen Funken Angst in ihr weckte. Zumindest kam sie sich allein vor. »Du weißt mehr über Leben und Tod, als andere. Du kennst das Buch besser als ich. Und du nimmst dir heraus, darüber zu urteilen, keine Angst vor dem Tod haben zu müssen!« Gloria klang selbstbewusst und wollte gerade weitersprechen, als er ihr verärgert ins Wort fiel: »Ich nehme mir nichts raus!« »Dann sag´ mir verdammt noch mal, woher du das weißt!« Sie sah ihn zornig an: »Erzähl´ mir keine Geschichten von Tropfsteinhöhlen! Wofür steht diese beschissene Grotte? Du willst mir jawohl nicht allen Ernstes erzählen, dass es das gibt, was dieses Buch schreibt?!« Kirt hielt an sich, um nicht zu platzen. »Es ist scheißegal, was du gelesen hast – das Buch lügt nicht!«
    Gloria erstarrte. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken; all ihre Gedanken schienen wie gelähmt. » Alles, ja?« Kirt lachte ironisch und sah sie wütend an. »Du glaubst, was du siehst und meinst zu kennen, was du siehst. Dabei vertraust du – wenn es drauf ankommt – den Dingen, die du nicht greifen kannst!« Er taxierte sie hochmütig. »Ist doch so…«

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