Zerteufelter Vers (German Edition)
leeren Gläser in die Geschirrspülmaschine zu stellen, während ihr das letzte Gedicht partout nicht aus dem Kopf ging: ‹Ehrlichkeit nur Früchte trägt, wenn man sie gemeinsam sät…› Was sollte sie davon halten? Je länger Gloria darüber nachdachte, desto mehr ärgerte sie sich über Kirts Geheimnistuerei. Gloria pfefferte das Geschirrhandtuch in die Spüle und bekam so schlechte Laune, wie schon lange nicht mehr. Kurzerhand ließ sie alles stehen und ging in ihr Zimmer, als kurze Zeit später Kirt hereinkam und hinter sich die Tür schloss.
»Deine Familie hat doch echt `n Schaden!« Kirt zog sein T-Shirt aus und legte es über den Schreibtischstuhl. Gloria sah ihn verärgert an. Auch wenn er damit Recht hatte, war das noch lange kein Grund, es so deutlich auszusprechen. »Ich will ja gar nicht wissen, wie es erst bei dir wäre! Aber deinen Eltern werde ich wohl kaum vorgestellt. Da ist sich der Herr ja zu fein für!« Gloria wusste selbst, dass sie ein bisschen übers Ziel hinausschoss, aber das war ihr in diesem Moment egal. »Was soll denn das jetzt heißen, hä?« Gloria zuckte mit den Schultern. »Dann sag´ mir doch, wie sie heißen.« Gloria sah ihn provokant an. »Oder gehört das auch zum großen, mysteriösen Geheimnis?!«
Kirts Augen wurden schmal. Ihm war klar, woher der Wind wehte. »Was willst du wissen?« »Wie heißt deine Mutter, dein Vater… hast du Geschwister?« Gloria war so mies drauf, dass sie gar nicht wusste, wohin mit ihrer schlechten Laune. »Sie heißt Solimar. Mein Vater Pavel. Meine Schwester Srina und mein bester Kumpel Tarido. Noch Fragen?!« Er sah sie böse an und Gloria wollte nicht kleinbeigeben. »Ist das jetzt auch so eine Spontan-Antwort wie dein PR-Job?«
Kirt wurde wütend. »Weißt du, was mich echt ankotzt?!« Er blickte Gloria böse in die Augen und sprach weiter: »Dass du mir nie glaubst!« Gloria stand vom Bett auf und stellte sich zornig vor ihn. »Und weißt du, was mich ankotzt? – Dass du nichts von dir preisgibst!« » Ich geb´ nichts von mir preis?!« Kirt wurde noch wütender. »Gibt´s vielleicht noch irgendetwas, das dich stört? Dann sag´s jetzt gleich – tu´ dir keinen Zwang an!« Gloria wurde klar, dass er natürlich mal wieder sofort von sich ablenkte… Es war jawohl offensichtlich, was sie meinte:
»Deine Art, Fragen zu beantworten, die du am Ende doch nicht beantwortest!« Kirt lachte, was eher Galgenhumor glich und er schaute Gloria wütend und gleichermaßen amüsiert an. »Warum wollen Frauen einen eigentlich nach einer bestimmten Zeit immer verändern?« Das war zu viel! »Wie soll ich dich bitteschön verändern, wenn ich noch nicht mal weiß, wer du wirklich bist?!« »Du wirst nie Ruhe geben, ehe du´s nicht weißt, hab´ ich Recht? Du hast es versprochen! Aber du bohrst wie ein Teufel danach. Es ist doch nur noch eine Frage der Zeit, bis ich es dir endlich sage. Das ist doch das einzige, was dich interessiert!«
So nannte er das also: Es war nur noch eine Frage der Zeit – klasse! Sie musste sterben und deswegen würde die Zeit bald kommen, die rechtfertigte, dass er ihr von seinen Geheimnissen erzählte! Wie humorvoll! Auf eine merkwürdige Weise fühlte Gloria sich daran erinnert, wie sie damals in der Düsseldorfer Altstadt das erste Mal vor ihm weglief; run rabbit, run. Gloria wurde plötzlich so sauer, dass sie ihn nahezu anschrie:
»Du hast `se ja nicht mehr alle! Mir ist vollkommen egal, was dein Geheimnis ist. Aber ich würde gern mehr von deiner Vergangenheit wissen und so viel Zeit hab´ ich ja eh nicht mehr!« Kirt sah sie entrüstet an. »Spiel´ dich jetzt ja nicht so auf wie deine Verwandten, sonst platz´ ich!« Gloria wurde noch lauter: »Dir ist es vielleicht egal, wenn Menschen Angst vorm Tod haben. Das ist ja auch leicht, wenn man selbst nicht nach den Regeln spielen muss!« Kirt lachte ironisch und antwortete mit mindestens genauso scharfer Stimme:
»Was weißt du denn schon von Regeln und Gesetzen? – Nichts!« »Dafür hast du keine Ahnung, was es heißt, alles zu verlieren. So ist es nämlich meinem Vater ergangen und ganz zufällig auch mir selbst!« Kirt schüttelte den Kopf. »Bist du so engstirnig und ignorant oder tust du nur so?!« Gloria war stinksauer und traurig zugleich. Sie schrie ihn an: »Weißt du was? Du bist das Arroganteste, was mir je untergekommen ist!« Sie schmetterte ihm all ihre Wut entgegen: » Du stirbst ja nicht in vier Monaten!« Stille trat zwischen sie.
Sie sahen sich so
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