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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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Halt und Sicherheit gab. Gloria wirkte froh, wieder zu Hause zu sein, denn ihr Vater tat ihr leid. Egal wie es weitergehen würde… Dies war der richtige Weg! Müde und nachdenklich schlief Gloria schließlich in Kirts Armen ein.
     

20 Zerreißprobe
    Es war so ziemlich die schwierigste Hürde, die Gloria in ihrem Leben je nehmen musste: Eine Familie zu leben… Nicht länger nur Tochter zu sein, sondern ihren Vater gleichermaßen zu unterstützen – das war neu und anders. Die ersten Tage, nachdem sie nach Hause gekommen war, schienen geprägt von Unsicherheit und der Angst, den anderen zu verletzen. Außerdem war mit Gloria zusätzlich auch Kirt eingezogen, was die Sache komplizierter gestaltete, als sich zunächst abzeichnete. Keine Frage – ihr Vater war froh, dass er Gloria wieder hatte. Trotzdem erschien es schwierig, nicht nur die neue Familie unter einen Hut zu bekommen, sondern auch Kirts ‹neuen Job› zu rechtfertigen. Wie lange konnte ein selbstständiger PR-Profi schon Urlaub machen?!
    Gloria hatte sich noch eine ordentliche Standpauke eingefangen. Diese kam sozusagen mit ein paar Tagen Verspätung – als Glorias Vater sicher sein konnte, dass er seine Tochter damit nicht sofort wieder verprellte. Nachdem sie also bereits in der ersten Woche aneinandergerieten, schien die Situation zunächst schwieriger zu werden, dann aber abgeklärter und ruhiger. Ihr Familienleben nahm langsam wieder eine Richtung an, wenn auch mit Umwegen und Stolpersteinen. Nach zwei Wochen verabschiedete sich Kirt offiziell, um seinen Job in Düsseldorf weiter ausüben zu können. Tatsächlich aber kam er zumindest nachts zu Gloria und traf sich tagsüber heimlich mit ihr an ausgemachten Orten. Auf diese Weise kehrte eine neue Normalität ein, von der Gloria nicht gedacht hätte, dass sie möglich war.
    Der erste Tag, an dem sich ihre neue Art Familie wirklich bewähren musste, war das große Familienfest, zu dem Herr Truhst Mitte September einlud. Bis dahin waren rund zwei Monate vergangen und alle Verwandte und Freunde kamen zu Besuch. Glorias Vater kümmerte sich um die Gäste, sie selbst sorgte für die Salate und Kirt profilierte sich als Grillmeister. Der Abend verlief im Prinzip genauso, wie man sich langweilige Familienfeste vorstellte; alles nur, weil Gloria wieder zu Hause war und ihr Vater Gefallen daran fand, die komplette Familie unter einem Hut zu wissen. Doch irgendwann fragte sich Gloria, wer von den hier Anwesenden zu ihrer Beerdigung kommen würde und damit schien zumindest ihre Stimmung dahin zu sein…
    Kirt legte die braun gebrutzelten Bratwürstchen auf einen Teller und manövrierte das noch rohe Fleisch auf den freien Rost. Als er jedoch in die Küche kam, wo Gloria eine Platte mit Tomate Mozzarella vorbereitete, zeigte sich seine schlechte Laune! »Was ist denn mit dir los?« Kirt sah sie nur kurz an und antwortete nicht. »Kannst du mir mal verraten, was du hast?« »Dein Onkel ist so ziemlich der stumpfsinnigste Mensch, der mir je untergekommen ist!« Gloria schaute ihn verlegen an. »Schön, mal so eine Bestätigung zu erfahren.« Sie musste grinsen. »Was hat er denn gemacht?« Kirt hielt an sich, griff nach neuem Grillfleisch und verließ die Küche. Der Abend stand unter keinem guten Stern. All die Zweifel und Ängste, die Gloria in den gesamten Wochen zuvor verdrängte, kamen unerklärlicherweise mit einem Mal wieder hoch. Als es dunkel wurde und die Familie in einer gemütlichen Runde zusammensaß, verschwand Gloria klammheimlich in ihr Zimmer. Sie holte das Buch hervor.
    Gloria hatte nicht mehr hineingesehen, seit sie nach Weimar kam; und zwar mit Absicht! Sie wollte vergessen, was das Buch ihr prophezeite, sie wollte glücklich sein und ihr Leben genießen. Aber das ganze schien nur ein Aufschub neuen Wissens zu sein. Fast zwei Monate waren seit ihrer Rückkehr nach Weimar vergangen. Sie spürte Kirts Unzufriedenheit mit der Situation und auch Gloria war sich nicht sicher, bis an ihr Lebensende ihre Zeit damit verbringen zu wollen, eine glückliche Familie zu mimen. Denn so viel Zeit bis zu ihrem Ende gab es nicht mehr! Ihr Vater zumindest – das war der einzige Trost – lebte wieder auf. Auch für ihn verwoben sich die ‹Fetzen neuen Lebens› – wie es das Buch vorhergesagt hatte. Aber Gloria kannte das Buch nun gut genug, um zu wissen, dass wenn sie es weiter missachtete, sie sich deswegen trotzdem keinen Gefallen tat. Gloria holte es aus der untersten Schublade ihres Kleiderschranks

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