Zerteufelter Vers (German Edition)
Wimpernzucken, nichts! Was dachte sie eigentlich? – Dass sie jeden Moment tot umkippte? Auf Taridos Gesicht bildete sich ein warmes Lächeln. »Tut mir leid, wenn ich dir einen Schrecken eingejagt habe.« Gloria schüttelte den Kopf. Was er sagte, gab ihr keinen Hinweis darauf, was er vorhatte.
»Bist du immer so wortkarg?« Taridos Lächeln wurde zu einem leisen Lachen und Glorias Bauchgefühl deutete ihr, dass dieser… Kerl… nichts Böses im Sinn hatte. »Sehen alle Engel so normal aus wie du?« Tarido lachte lauthals los. Gloria sah verschämt auf den Boden; das war nicht gerade ein Kompliment gewesen. Aber Tarido nahm es ihr anscheinend nicht krumm. »Meinst du Flügel und so`n Kram?!« Gloria zuckte mit den Schultern und sah ängstlich zur Tür. – Jeden Moment konnte ihr verhasster Quizmaster zurückkommen!
»Nimmst du mich jetzt mit, oder warum bist du hier?« Taridos Miene wurde zu einem Grinsen. »Soll ich?« Eiskalt stockte es ihr den Atem. »Ich dachte, Todesengel erscheinen einem und nehmen einen mit!« »Hast ja ganz gut aufgepasst…« Gloria starrte in Taridos Augen. Verdammt noch mal, sie hasste es, abgeschätzt zu werden! Wieder bildete sich ein Grinsen auf Taridos Gesicht. »Ich weiß, warum du hier bist.« Was sollte das denn heißen?! Irritiert schaute Gloria ihn an. Taridos Blick wurde ernst. Als Gloria nicht zu verstehen schien, deutete Tarido auf Glorias Rucksack. »Soll ich ihm was geben?«
Glorias Augen wanderten zu ihrem Rucksack und zurück zu Tarido. Das Buch… Gloria sah Tarido skeptisch an. »Was weißt du von dem Buch?« Ein kurzes Lachen bildete Taridos Antwort; mehr nicht. »Soll ich es ihm geben?« Zögerlich musterte Gloria Taridos Augen, als er von neuem das Wort ergriff. »Du hast noch 17 Sekunden, bis der Polizist zurückkommt.« Tarido rührte sich nicht und Gloria stutzte über seine Aussage, dass sie erst gar nicht wusste, wie sie reagieren sollte. »14…«
Gloria stürzte hastig zu ihrem Rucksack, öffnete ihn und holte das Buch hervor. Schnell drehte sie sich um und drückte es Tarido in die Hand. »Was hat das zu bedeuten, dass das Buch nur noch weiße Seiten besitzt?!« Doch Tarido sah Gloria lediglich noch mit einem warmen Lächeln an. »Leb´ wohl.« Mit seinem Abschiedsgruß war er auch schon verschwunden und Gloria dachte gerade noch darüber nach, ob es nicht besser ‹stirb wohl› hätte heißen müssen, als sich hinter ihr plötzlich die Tür öffnete und der Polizist energisch hereinkam.
Abwesend blickte Gloria ihn an. Sie würde kein einziges Wort mehr sagen. Hier konnte ihr nichts passieren und dass dieser Mann sie ohnehin nicht mehr zu Kirt lassen würde, war kein Geheimnis mehr. Das Buch hingegen – darauf vertraute Gloria zumindest – würde in Kirts Hände gelangen und das hatte sie mit dieser Aktion immerhin erreicht.
»Sie können gehen.« Der Mann zeigte auf die Tür und schaute sie ernst an. Gloria konnte es nicht fassen. »Warum das denn so plötzlich?« Ihr Entsetzen war nicht zu überhören, was den Mann sichtlich irritierte. »Ich habe keine weiteren Fragen mehr an Sie.« Gloria starrte den Polizisten an. Eigentlich fühlte sie sich hier ganz sicher… »Kommen Sie.« Der Mann öffnete Gloria die Tür. Wie versteinert stand sie immer noch an der gleichen Stelle wie eben… als sie Tarido das Buch gegeben hatte. Glorias Augen suchten ihren Rucksack. Sie zog ihn auf den Rücken und folgte dem Polizisten nach draußen.
Es dauerte keine drei Minuten, da stand sie auch schon an der frischen Luft. Es war kalt und nass. »Soll ich Ihnen ein Taxi rufen oder kommen Sie klar?« Gloria schaute den Mann gedankenversunken an. Sie, allein… auf offener Straße? – Das war dann wohl ihr Todesurteil. Gloria blickte den Polizisten böse an: »Und was ist mit Ihrem Teil der Abmachung?« »Wir sprachen davon, dass Sie mir die Wahrheit sagen…!« Gloria spürte wieder den Zorn in sich aufsteigen. »Nur weil Sie mir nicht glauben, heißt das noch lange nicht, dass ich lüge!« »Sie haben sich mehr als einmal widersprochen!« Gloria blickte ihm wütend in die Augen.
»Überlegen Sie sich bitte ganz genau, was Sie morgen vor Gericht aussagen. Sie machen sich strafbar, wenn Sie lügen.« »Und was ist, wenn in Wahrheit ich es war, die mit Jansen an der Brücke stand?« »Sie meinen, Sie haben ihn von der Brücke gestoßen?« Ein zartes Lächeln trat auf sein Gesicht. »Liebe kann blind machen!« Er sah sie ernst und ehrlich an: »Sie opfern Ihr Leben
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