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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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ehrlich zu sein, dachte ich, es hätte dich noch viel schlimmer erwischt, aber die Platzwunden ließen es bedrohlicher aussehen, als es war. Für einen Verkehrsunfall hast du gleich mehrere Schutzengel gehabt!« »Schutzengel?« Gloria schaute Rommerz überrascht an. »Ja, klar!« Sie überlegte… Das Wort ‹Schutzengel› nahm für sie augenblicklich eine überlegenswertere Bedeutung an. Ob es so was wirklich gab? Möglich wäre es; immerhin existierten auch monströse Teufelsbücher!
    »Deine Platzwunden habe ich einmal mit sechs und einmal mit fünf Stichen genäht. Außerdem hast du mehrere Prellungen, aber das ist normal.« Gloria sah den Arzt traurig an. »Haben Sie schon meinem Vater Bescheid gegeben?« Rommerz betrachtete sie ernst. »Ohne den Nachnamen und die Adresse war das bislang nicht möglich. Und dein netter Begleiter sagte, dass er deinen Nachnamen nicht kennt.« Er besaß etwas Süffisantes in seiner Stimme und Gloria musste grinsen. »Ich bin dazu verpflichtet, die Polizei einzuschalten, wenn du mir nichts sagst. Du bist minderjährig und ich will nicht die Verantwortung für etwas tragen, von dem ich nichts weiß.« Er sah sie streng an und Gloria kapitulierte innerlich. Er hatte im Prinzip Recht und das wusste sie.
    Gloria wollte gerade ihren Namen nennen, als sich plötzlich auch Rommerz´ Seele für sie öffnete! Das irritierte sie. Bislang war es so gewesen, dass sie den Menschen entweder gleich oder gar nicht in ihr Inneres blicken konnte. Was hatte es verdammt noch mal damit auf sich? Seine Augen wirkten warm und Gloria ließ sich Treiben von seinen Erlebnissen und Erinnerungen. Rommerz besaß ein sanftes Wesen – zumindest war er ein liebevoller Vater einer nun erwachsenen Tochter. Doch vor gut 25 Jahren erkrankte seine Ehefrau an Krebs und starb kurze Zeit später. Er hatte seine Tochter seit ihrem fünften Lebensjahr alleine aufgezogen. Aber so sehr Gloria auch versuchte, aktuelle Gefühle und Erlebnisse zu erfahren – sie fand keine; zumindest keine von Bedeutung. Es war, als hätte er irgendwann aufgehört zu leben – wirklich zu leben. »Herr Rommerz?« Er blickte sie geduldig an. »Ja?« »Ich…« Gloria sah, wie seine Tochter sich von ihm verabschiedet hatte, als sie Mitte 20 war. Doch ihre Verabschiedung fiel kalt und unnahbar aus. Was war da geschehen?
    »Weißt du – ich glaube, du musst dir keine Sorgen machen wegen deinem Vater. Oder hast du Angst vor ihm?« Er besaß etwas Gutmütiges; selten für einen Arzt! – Die meistens waren eher knapp und kurz angebunden; kein Wunder bei den vielen Patienten und Arbeitsstunden… Aber Rommerz nahm sich Zeit und das tat gut.
    »Warum darf keiner wissen, dass du hier bist?« Gloria taxierte ihn ernst. »Weil ich so meine Dämonen habe!« Rommerz blickte ihr irritiert in die Augen. »Hast du noch Kopfschmerzen?« Gloria lächelte kurz. »Sie packen mich in die Psychiatrie, wenn ich Ihnen den Grund erzähle!« Gloria lächelte noch mehr und Rommerz tat es ihr nach. »Ich bin gespannt…« Er sagte es mit einem Lachen und ahnte nicht, wie ernst es Gloria meinte. » Glauben Sie mir, wenn ich es Ihnen erzähle?« Rommerz musterte Gloria. »Natürlich.« Sie holte tief Luft. »Ich kann Ihnen beweisen, dass ich Recht habe!« Er zog skeptisch die Augenbrauen zusammen und wartete, dass Gloria weitersprach.
    »Ich habe meine Gründe… Ich will nicht, dass mein Vater informiert wird, weil er sich unnötig Sorgen machen würde.« Sie schaute ihm in die Augen und sah Rommerz´ innerliche Verbitterung, wenn er an seine Tochter dachte. Sie hieß Mareike und hatte noch während ihres Studiums vor ihm die Flucht ergriffen. Seitdem war die Beziehung vereist und trostlos. Nur zu Weihnachten hatten sie Kontakt. Doch die schlechte Stimmung ging weniger von ihm, als von seiner Tochter aus.
    »Ich weiß, wann Menschen sterben!« Gloria sagte es langsam und bedächtig. Sie schaute ihm tief in die Augen. »Ich weiß, was Menschen denken und fühlen.« In Rommerz´ Gesicht spiegelte sich Belustigung und gleichermaßen Besorgnis wieder. »Sie glauben mir nicht, aber ich weiß auch, dass Ihre Tochter Mareike sehr unglücklich ist.« – Woher wusste sie das plötzlich? Gloria war für einen kurzen Moment selbst geschockt und schaute Rommerz wieder in die Augen. Dass sie plötzlich über andere Menschen Bescheid wusste, die sie gar nicht vor sich sah, war auch ihr suspekt! »Es tut mir leid, was damals mit Ihrer Frau geschehen ist. Aber Sie brauchen sich

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