Zerwüteter Pakt (German Edition)
streben könnte und Misserfolg einstecken müsste? Wo Licht, da auch Schatten… Wo Liebe, da auch Hass… Wo Mühe und Lohn, da auch Neid. Gäbe es keinen Schmerz in dieser Welt, so wüsstest selbst du nicht, was es heißt, zu kämpfen und zu siegen!«
Überrascht schaute Gloria ihn an, als er genüsslich grinste. »Wo Schikane und Intrige, da auch Ansporn zu neuen Taten. Gäbe es mich und meine Gefolgschaft nicht, würde die Menschheit noch heute in Höhlen dümpeln. Doch durch mich hat sie sich weiterentwickelt. Jeder Misserfolg wurde von neuen Errungenschaften übertrumpft. Die Menschen forschten und entwickelten. Sie erfanden technische Finessen und erschufen Systeme, in denen nur die Besten vorankamen… in Politik und Wirtschaft. Und noch heute… sind es die besten unter ihnen, die die Menschheit voranbringen! Gäbe es nur Liebe und Glückseligkeit auf dieser Welt, wären alle zufrieden. Niemand würde sich weiterentwickeln, die Welt stünde still!«
Gloria sah Arsenjo fasziniert an; sie konnte nicht anders. Aus diesem Blickwinkel hatte sie die Evolution noch nicht betrachten. Und dennoch zog sie skeptisch die Stirn in Falten… »Aber es ist heute noch nicht besser als damals: Die Reichen machen sich die Kippen voll, während die Armen in der Gesellschaft versauern!« Arsenjo grinste. »Das ist interessant, nicht wahr?« Er sah sie ernst an. »So frage ich dich: Welche Tugend bringt dich voran? – Die Wahrung der Werte… Barmherzigkeit und Nächstenliebe? Damit kommst du nicht weit! Ein Mensch strebt nach Erfolg. Du wirst es nie erleben, dass alle Wesen friedlich zusammenleben. Wo ein Sieger, da auch ein Verlierer. Doch es sind die Sieger, die die Menschheit voranbringen. Wo Kämpfe gewonnen werden, da breitet sich Macht und Wohlstand aus. – Für alle… selbst für die Armen und Schwachen!« Er lächelte, doch Gloria überdachte kritisch seine Worte:
»Und was ist mit den Verlierern eines Kampfes? Unterdrückung, Not und Leid sind die Folge. Die ganze Welt tickt so: Reiche Staaten werden nicht satt… aber in Afrika verhungern Kinder!« Arsenjo musterte Gloria. Feinsinnig dachte er über die Doppeldeutigkeit ihrer Worte nach und begann zu grinsen. »Du bist ein intelligentes Kindchen.« Er lachte süffisant. »Allmählich beginnst du, mich zu amüsieren.«
Arsenjo rieb sich über die Schläfe. »Du hast vollkommen Recht… Die Ungerechtigkeit in den Welten existiert – keine Frage. Doch ein machtorientierter Mensch wird immer Erfolg ernten.« Gloria sah Arsenjo missmutig an. »Wer schon im Elend geboren wird, kann noch so viel kämpfen – da kommt man nie auf einen grünen Zweig. Und deshalb ist es gut, dass es zum Glück immer noch Menschen gibt, die nicht nur an sich selbst denken und stattdessen versuchen, andere Nationen zu unterstützen!« Arsenjo lachte voller Hohn.
»Keine Frage – doch warum wohl, glaubst du, machen sie das? Um ihr Gewissen zu besänftigen. – Wie egoistisch.« »Das stimmt nicht!« Arsenjo grinste. »In Wahrheit hast selbst du schon gelogen, intrigiert und gehasst!« Gloria hielt inne. Sie wusste nicht, ob sie es wagen konnte, doch dann ließ sie es drauf ankommen: »Ja, und eine Person hasse ich am meisten…« Arsenjo sah ihr argwöhnisch in die Augen. »Und die wäre?« Gloria presste die Lippen aufeinander. Sie wollte gerade antworten, als Arsenjo amüsiert zu lachen begann. »Mich?«
Er lachte lauter und fuhr fort: »Siehst du… das ist doch schon mal ein Anfang!« Gloria fühlte sich erniedrigt. »Die glorreiche Gloria… Glaube mir mein Kind, die Menschen suchen regelrecht nach Schikanen und Intrigen. – Die Mittel, um den steten Wettbewerb unter ihresgleichen zu gewinnen. Da gibt es zwei Möglichkeiten, um Erfolg zu ernten: Entweder durch Ehrlichkeit und Leistung… oder durch Geschicklichkeit und Betrug.« »Sie meinen also, dass all die Hexen wichtig sind, um den Wettbewerb zwischen den Menschen anzustacheln?«
Arsenjo sah sie schmunzelnd an. »Wir helfen, wo wir können.« Er schaute ihr herausfordernd in die Augen, als Gloria ihn anstarrte. »Aber Sie gehen dafür über Leichen!« Arsenjos Augen wurden kalt. Er fixierte sie finster. »Wo Licht, da Schatten… Wo Leben, da auch Tod!«
Gloria lief es eiskalt den Rücken hinunter und Arsenjo ergänzte: »Nun, denke ich, begreifst du deine Pflicht als Hexe. Du hast genau drei Wochen Zeit. Versagst du, zerstöre ich dein Leben!« Atemlos starrte Gloria ihn an, als er von ihr abließ und nach Magnus rief…
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