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Zerwüteter Pakt (German Edition)

Zerwüteter Pakt (German Edition)

Titel: Zerwüteter Pakt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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tun.« Ein drittes Mal blickte Gloria überrascht auf und endlich begann Kitty, die ganze Geschichte zu erzählen:
    »Meine Mutter hat sich schon früh von meinem Vater getrennt – da war ich acht Jahre alt. Das war für mich furchtbar. Aber noch viel schlimmer wurde es, als sie ihren neuen Freund kennen lernte. Danach waren mein Bruder und ich nicht mehr so wichtig. Es gab sogar Tage, an denen wir vollkommen allein zu Hause waren, während die beiden verliebt ihre Zeit verbrachten. In den Sommerferien fuhren wir zu viert in den Urlaub.« Gloria ergänzte: »Nach Frankreich…« »Genau. An die Westküste bei Mesnil Val Plage. Direkt ans Meer in ein Ferienhaus.« Kitty machte eine Pause und erzählte schließlich weiter:
    »Mein Bruder und ich waren den gesamten Tag baden. Abends duschte uns meine Mum in der Badewanne. Ich weiß noch, dass ich die ganze Zeit rumgenervt habe, weil ich unbedingt was im Fernsehen gucken wollte.« Sie machte erneut eine Pause, so dass Gloria nachhakte: »Und dann?« »Als meine Mutter das Abendessen zubereitete, kam ihr Freund zu mir ins Zimmer. Ich sah ihn mit großen Augen an, weil ich keine Ahnung hatte, was er von mir wollte. Er öffnete die Schranktür, holte einen Kleiderbügel raus und dann schlug er mir mit voller Wucht auf den Rücken.« Kitty schwieg. Sie schien die Szene in Gedanken Revue passieren zu lassen, ehe sie weitersprach:
    »Ich weiß bis heute nicht, warum er das gemacht hat. Wahrscheinlich war er genauso genervt von mir wie meine Mutter.« »Aber das ist doch kein Grund! Hast du es deiner Mutter erzählt?« »Natürlich.« Kitty atmete tief durch und ergänzte: »Das war ja das Schlimme!« Gloria verstand nicht… »Warum? Was hat sie gesagt?« Kitty antwortete bitter: »Ich soll mir nicht solche Lügenmärchen ausdenken. Das hat sie gesagt.«
    Durch die Dunkelheit konnte Gloria Kittys Gesicht nicht sehen, aber sie war sich sicher, dass sie weinte. »Für mich war es schlimm, dass meine Eltern sich getrennt haben. Dass der Freund meiner Mutter mich damals zum ersten Mal geschlagen hat, war natürlich auch furchtbar. Aber dass meine Mutter mir das nicht glaubte… Das war das Schlimmste. Ich weiß noch, wie ich heulend meine Schuhe anzog und abhaute. Meine Mutter schrie hinter mir her, dass wenn ich fertig wäre mit meiner Protzerei, wieder reinkommen könnte. Und das Fernsehen sollte ich mir abschminken.« Kitty schmunzelte bitter. »Diese Sendung war mir doch vollkommen egal!«
    Gloria hörte geduldig zu. Kitty erzählte, dass sie alleine durch den gesamten Ferienort lief bis sie zu den steilen Klippen von Mesnil Val Plage kam. »Ich hab´ mich ganz vorne an die Spitze gesetzt. Das war das erste Mal, dass ich über den Tod nachdachte.« Erschrocken schaute Gloria auf. »Echt? Wie alt warst du da noch mal?« »Acht.« »Und dann?« »Bin ich mit dem Hintern immer weiter nach vorne gerutscht.« Fassungslos hörte Gloria zu. »Ich hatte das Gefühl, dass wenn ich weg bin, alle anderen glücklicher wären. Für mich war einfach kein Platz mehr… Ich war nur das Überbleibsel einer vergangenen Liebe, die es nicht mehr gab. Warum sollte es mich also noch geben?«
    Ungläubig starrte Gloria durch die Dunkelheit. »Und dann?« »Irgendwann haben sie nach mir gesucht und mich auch gefunden. Ich weiß noch genau, wie meine Mutter aufschrie, als sie mich so nah an den Klippen sah. Genau im selben Moment wäre ich fast abgerutscht! Zum Glück waren sie sofort zur Stelle und haben mir geholfen.«
    Ein langes Schweigen breitete sich zwischen Kitty und Gloria aus. »Meine Mutter und ich haben nie wieder darüber geredet.« »Und hat er dich danach noch mal geschlagen?« »Ja.« Sie hielt inne. »Nicht sonderlich oft, aber… es kam immer wieder vor. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich selbst genauso brutal geworden bin. Zu dir zum Beispiel.« Kitty machte eine kurze Pause. »Als ich sechzehn wurde, bin ich zu meinem damaligen Freund gezogen. Er war schon neunzehn und meine Mutter hatte nichts dagegen.« Gloria dachte an ihren eigenen Vater. Er hätte so etwas nie erlaubt. Aber um ehrlich zu sein, war es Gloria lieber, von ihren Eltern geliebt zu werden – auch wenn Verbote und Streitigkeiten vorprogrammiert waren – als dass man sie abgeschoben hätte… so wie Kitty.
    »Habt ihr heute noch Kontakt?« Kitty drehte sich zu Gloria. »Ja, aber nicht oft. Und warum auch? Ich bin ihr nicht wichtig und umgekehrt ist es genauso!« Das nahm Gloria ihr nicht ab. Zu traurig

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