Zerwüteter Pakt (German Edition)
den Unterschied zwischen Engeln und Teufelsdienern vor Augen führen: ‹Handel´ auch du selbstlos!› Das waren ihre Worte. Doch bei Magnus hörte die Nächstenliebe wahrlich auf. Nie und nimmer wollte Gloria ausgerechnet Magnus helfen. – Hätte Maribell ihr jenen Rat auch dann gegeben, wenn sie von ihrer eigenen Ermordung gewusst hätte?
Einige Minuten vergingen. Gloria hätte längst das Treppenhaus hinuntergehen und verschwinden können. Doch Maribells vehemente Blicke gingen ihr nicht aus dem Kopf! Selbst Kirt sollte von diesem Hintergrund nichts wissen; warum? Gloria hasste Magnus, das war klar. Und in einem Punkt hatte selbst er Recht: Absolut niemand würde ausgerechnet ihm helfen. – Nicht einmal Gloria! Doch von genau einer solchen Situation sprach Maribell: ‹Selbst der äußerste Feind darf dir die Sinne um diese Kenntnis nicht vernebeln!› Verdammt! Gloria bekam das kalte Grausen. Nie und nimmer würde sie diesem Arschloch helfen!
Eine halbe Ewigkeit stand sie nunmehr in dem kalten Treppenhaus. Um Magnus herum wuchs währenddessen seine Blutlache. Gloria haderte mit sich. Nie, nie, nie… Niemals wollte sie sich dazu herablassen, diesem Teufelsdreck beizustehen! Und erneut hämmerten Gloria Maribells vehemente Blicke vor ihrem geistigen Auge entgegen. Wenn es einen Moment geben sollte, in dem Gloria anders handeln könnte, als der Rest der Welt – dann war wohl genau jener Augenblick hiermit eingetreten. Gloria überlegte, doch dann rang sie sich durch:
In dem Telefonbuch ihres Handys sollte noch immer die Nummer des Arztes eingespeichert sein, der sie letztes Jahr behandelte – Rommerz. Von Gloria war er mysteriöse Vorkommnisse gewohnt. Wenn Magnus´ Wunden also doppelt so schnell heilten wie bei normalen Menschen, so würde er es schockiert zur Kenntnis nehmen, allerdings keinen Hehl daraus machen. Das Geheimnis der Welten wäre somit gewahrt… Gloria ließ einen letzten Blick zur Wohnungstür schweifen, hinter der Magnus lag. Kurzerhand nahm sie trotz des Hasses, den sie für ihn empfand, das Handy aus der Tasche und kontaktierte den Arzt: Bernd Rommerz. Das Freizeichen ertönte.
Es dauerte nur einen kurzen Moment, als sich am anderen Ende eine Stimme meldete und urplötzlich wurde Gloria nervös. »Ähm… Hallo… Mein Name ist Gloria Truhst.« Stille auf der anderen Seite. »Ich…« Sie brach ab und überlegte, was sie sagen sollte. »Sie haben mich letztes Jahr behandelt und…« Die Stimme meldete sich: »Das Mädchen, das Gedanken liest?« Er erinnerte sich noch ganz genau an Gloria. Wie hätte er sie auch vergessen können. Gloria antwortete skeptisch: »Gedanken konnte ich noch nie lesen… nur Geschehnisse sehen, die in der Vergangenheit lagen.« Rommerz war überrascht, aber gleichzeitig hoch erfreut, von Gloria zu hören. »Wie geht es dir?« Gloria atmete hörbar aus. Wie sollte es einem schon gehen, wenn man auf der Abschussliste des Teufels stand.
Gloria schluckte. »Gut soweit.« An der anderen Seite wurde es still. »Das hört sich aber nicht so an.« Plötzlich stiegen Tränen in Glorias Augen. Wie einfach doch das Leben als normales, irdisches Wesen war… Rommerz erinnerte Gloria an eine Zeit, in der ihre Sorgen halb so schwer wogen. Damals rannte sie vor ihrem Todesdatum fort und hatte gedacht, es könnte nicht schlimmer kommen. Wie sehr sie sich doch getäuscht hatte!
Da Gloria schwieg, ergriff Rommerz von neuem das Wort: »Kann ich dir irgendwie helfen? Du klingst niedergeschlagen.« Gloria schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. »Könnten Sie im Laufe des Tages vielleicht einem Bekannten von mir helfen? Er liegt blutüberströmt in meiner Wohnung… Aber ich kann ihn nicht einfach zu irgendeinem Arzt bringen.« »Warum nicht?« In Rommerz´ Stimme lag bereits ein skeptischer Unterton. »Ist dein Bekannter genauso außergewöhnlich wie du?« Gloria verschlug es die Sprache. Sie überlegte kurz, dann antwortete sie knapp: »Können Sie kommen?«
Natürlich schlug Rommerz Glorias Bitte nicht ab. Sie hatte bei ihm einen Stein im Brett, denn ohne ihr Zutun wäre die Beziehung zu seiner Tochter nie wieder aufgelebt. Er fragte, ob es ausreichte, wenn er gegen Abend vorbeikäme und Gloria bejahte. – Das musste Magnus aushalten. Kurzerhand legten sie auf… und Gloria presste das Handy angstvoll an ihre Brust. Innerhalb der letzten 24 Stunden entkam sie nur knapp dem Tod… Anstelle ihrer starb einer der bedeutsamsten Engel… Nun lag der einst berühmteste
Weitere Kostenlose Bücher