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Zerwüteter Pakt (German Edition)

Zerwüteter Pakt (German Edition)

Titel: Zerwüteter Pakt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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den Kopf. Ihr zeigte sich ja ohnehin keines jener hochmütigen Wesen!
    Das Glas in der Hand haltend, holte sie aus und warf es mit voller Wucht gegen die Unterführung. Es zersplitterte in alle Richtungen, die Tinte floss in Striemen abwärts. Damit sollte sich aller Spuk erledigt haben. Gloria hörte hiermit auf zu kämpfen! »Und?« Jetzt sprach sie wieder einmal mit sich selbst… »Passiert hier noch was oder nicht?« Auch die Angewohnheit, mit sich selbst zu reden, würde sie in Zukunft abstellen müssen. Gloria beschloss, der zwischenirdischen Welt hiermit den Rücken zuzukehren. Und immerhin… Der Teufel war ihr mit diesem lächerlichen Glas Tinte auch nicht erschienen!

6 Hoffnungsschimmer
    Gloria lief achtlos den Weg entlang. Sie kam zum Ende des Parks und steuerte ihr Elternhaus an. Noch heute Morgen war sie Feuer und Flamme gewesen, neue Informationen zu recherchieren, doch Maribells Gedicht verpasste ihr einen gehörigen Dämpfer. Gloria fühlte sich schrecklich allein! Als sie den Haustürschlüssel ins Schloss steckte und eintrat, spürte sie ihre Hände vor Kälte kaum noch. Sie zog ihre Schuhe aus, ging nach oben in ihr Zimmer und legte sich aufs Bett. Obwohl sie sich Mühe gab, nicht mehr zu weinen, traten immer wieder Tränen in ihre Augen. Gloria verkroch sich unter die Bettdecke und presste das Kissen eng zusammen, um ihren Kopf darauf zu legen.
    Noch während ihre Hände unter das Kissen glitten, stutze sie und zog es schnell beiseite. Hatte sie selbst etwas unter ihr Kissen gelegt oder was war das…? Schnell stand Gloria auf und schaute unter ihr Kopfkissen: Ein Zettel… mit Maribells Schrift!
    Untröstlich
    Wenn man schreit und man merkt,
es geht nicht mehr lauter.
Wenn man fleht und man merkt,
es weint in dir drin.
Alles krampft, der Lebensmut weicht.
Ein jeder lügt, der sagt, es wär´ leicht!
    Wenn man rennt und man merkt,
es geht nicht schneller.
Wenn man liebt und man merkt,
es ist umsonst.
Alles zersplittert, alles geht ein.
Untröstliche Maske, hart wie Stein!
    Wenn man hofft und man merkt,
es tut sich nichts.
Wenn man betet und merkt,
man hört dich nicht.
Alles erstarrt, alles friert ein.
Du hast nicht versagt, bist immer noch sein!
    M.V.
    Gloria traute ihren Augen kaum. Tränenströme rannen ihr übers Gesicht. Ließ Maribell sie doch nicht im Stich? Wieder und wieder flogen Glorias Augen über den Zettel. Die Worte, die Maribell gewählt hatte, spendeten Trost. Sie fühlte sich aufgefangen und verstanden. Und natürlich blieb sie an dem letzten Vers hängen: ‹Du hast nicht versagt, bist immer noch sein!› Sollte das heißen, dass sie doch noch hoffen durfte?
    »Hallo!« Zu Tode erschrocken fuhr Gloria herum und stürzte dabei rücklings gegen ihren Schreibtisch. Vor ihr hockte ein Mädchen auf ihrem Bett und lächelte schüchtern. »Habe ich dich erschreckt?« Gloria wusste nicht, was sie antworten sollte und starrte das Mädchen mit aufgerissenen Augen an, so dass dieses fortfuhr: »Ich hoffe, die Zeilen trösten dich ein bisschen…« Sie deutete mit einem Nicken auf das Stück Papier in Glorias Hand und lächelte schüchtern. »Es tut mir leid, dass du so traurig bist.« Gloria war total perplex. »Äh… Wer bist du und woher weißt du, was hier drauf steht?« Gloria hielt noch immer Maribells Zettel in der Hand und starrte das Mädchen an, das so plötzlich in ihrem Zimmer erschienen war. »Ich heiße Melina…« Sie streckte Gloria die Hand entgegen. Unsicher schüttelte Gloria diese und starrte Melina skeptisch an. Glorias Verhalten verunsicherte das Mädchen, das ungefähr im gleichen Alter war wie sie. Sie saß schüchtern auf dem Bett und ließ sich zum Fußboden rutschen. »Soll ich besser wieder gehen?« Gloria musterte Melina irritiert und rang nach Worten: »Äh, nein… Ich meine… Wer bist du denn überhaupt und wie kommst du hierher?«
    Peinlich berührt schaute das Mädchen auf den Boden. »Weißt du, Maribell ist ein Blutengel, aber Engel brechen das Gesetz, wenn sie den Menschen einen Besuch abstatten. Also…« Sie sah Gloria zögerlich an und fuhr fort: »Ich weiß, dass du lieber Maribell selbst getroffen hättest, aber ich weiß auch, dass du sehr traurig bist und wenn ich irgendetwas für dich tun kann…?« Gloria traute ihren Ohren kaum. Maribell schickte dieses Mädchen, weil es für sie selbst zu gefährlich war? Irritiert schaute Gloria Melina an. »Wenn du kein Engel bist – was bist du dann?« Verlegen druckste Melina herum.

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