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Zerwüteter Pakt (German Edition)

Zerwüteter Pakt (German Edition)

Titel: Zerwüteter Pakt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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in der Grotte des heimlichen Lebens und Strebens?« Atume nickte. »Und hier werden wirklich Menschen geboren?« Atume sah sie irritiert an. »Hat Kirt dir das erzählt?« So langsam entmutigten Gloria ihre Rateversuche, als Atume fortfuhr: »Geboren werden sie in jenen Welten, die du bereits kennst. Aber der Mittelpunkt, an dem alles Leben zusammenläuft, ist hier… ja. Das Geborenwerden oder besser – das künftige, neue Leben – ist genauso Bestandteil dieses Ortes wie die Aufmerksamkeit gegenüber jenen verstorbenen Seelen, die diesen Ort nach ihrem irdischen Tod erreichen – in Begleitung eines Engels.«
    Verschmitzt sah sie Gloria an. Unterdessen strich das Kind einen der Zapfen sorgfältig mit den Fingern glatt. »Was ist das für ein Kind?« »Welches Kind?« Sprach sie etwa chinesisch? Es lag doch auf der Hand, welches Kind Gloria meinte. »Du meinst Milio?« Atume lächelte. »Er ist kein Kind, sondern ein Todesengel. – Vielleicht ein wenig klein geraten. Aber weder er noch die anderen Engel sind Kinder.«
    »Ach so… Ich dachte, man würde sie irgendwie erkennen können. Ich meine, ob es sich zum Beispiel um einen Todes- oder einen Schutzengel handelt.« »Nein.« Atume schüttelte den Kopf. »Aber zur Not kannst du ja einfach fragen.« Nun lächelte sie wieder und Gloria nutzte die Gelegenheit, gleich die nächste Frage zu stellen. »Und bestehen die Zapfen wirklich aus den Träumen und Wünschen der Menschen?« Gloria sah Atume neugierig an, als sie noch schnell hinzufügte: »Und der anderen Wesen?«
    Atume nickte. »Im Prinzip schon. Nur lassen sich Träume und Wünsche schwierig formen, denn sie befinden sich oft im steten Wandel. Aber ich kenne keine fürsorglicheren Wesen, als unsere Blutengel. Insofern kann der ein oder andere Wunsch, den ein Blutengel hört, hier erfüllt werden.« »In Wahrheit sind es also die Blutengel, die den Menschen zuhören?« »Nicht nur den Menschen… Und auch nicht immer. Dich hat ja auch einer meiner Blutengel gehört.« Gloria fühlte sich geborgen bei Atumes Lächeln. Zum ersten Mal seit dem Tod ihrer Mutter spürte sie wieder eine wärmende Sympathie zu einer Frau.
    Nachdenklich betrachtete Gloria Atume… Immerhin war diese Frau ihrer eigenen Aussage nach ‹die Mutter der Natur.› »Sind Engel eigentlich häufig bei den Menschen, den Seelen und den anderen Wesen?« Atume nahm ein paar Sandkörner zwischen die Finger und ließ sie den Abgrund hinabrieseln. »Nein, eigentlich eher selten… obwohl sie kaum etwas anderes tun. Sie sind fast pausenlos im Einsatz. Nur musst du auch bedenken, dass es wahnsinnig viele Kreaturen gibt. Und alle sind unterschiedlich – keiner ist gleich!« Gloria schaute dem kleinen Todesengel dabei zu, wie seine Hände wieder und wieder über die glatten Zapfen strichen, als er plötzlich in die Tiefe sprang und verschwand.
    »Aber du kennst ja einen ehemaligen Blutengel schon ziemlich gut, nicht wahr?« Atume meinte Maribell – das war Gloria klar! Maribell war ihr seit fast einem Jahr ein ständiger Wegbegleiter gewesen. Zu behaupten, sie tatsächlich zu kennen, lag Gloria jedoch fern. »Ich weiß nicht…« Gloria schaute Atume unsicher an. »Willst du sie denn mal persönlich kennen lernen?« Mit großen Augen blickte Gloria Atume an und nickte gespannt. »Maribell ist schon etwas älter. Sie hat sich als Meeresfrau zur Ruhe gesetzt.« Atume stand plötzlich auf und reichte Gloria die Hand. »So lass´ uns aufbrechen.« Sie hielt kurz inne, als sich ein skeptischer Ausdruck auf ihr Gesicht legte und Atume ergänzte: »Es wird schon glücken, denke ich.«
    Was sollte glücken? Gloria wirkte irritiert, doch Atume ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Du musst meine Hand mit deiner fest umschließen.« Gloria nickte und beobachtete Atume skeptisch, wie sie viel zu nah am Abhang nach unten blickte. Atume lief den Pfad empor, der zu dem schmalen Felsspalt führte, spazierte daran vorbei und drehte sich zu Gloria um, die ihr unsicher folgte. Sie standen nun direkt am Wasserfall. Atume streckte ihre Hand nach dem herabstürzenden Wasser aus. Gloria trat enger zu ihr und war bis in die Haarspitzen angespannt. Dass Atume skeptisch überlegte, ob etwas glückte oder nicht, ließ nicht gerade frischen Mut in ihr aufflammen.
    »Atume?« »Ja?« » Was wird schon glücken?« Die Worte kamen noch zaghafter aus Gloria heraus als beabsichtigt. Atume tippte sich mit dem Zeigefinger auf die Unterlippe und dachte nach. »Ich bin nicht

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