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Zeugin am Abgrund

Zeugin am Abgrund

Titel: Zeugin am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
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schon auf, verdammt! Reißen Sie sich zusammen! Wir haben keine Zeit für eine Runde weiblicher Hysterie!”
    Lauren blinzelte ihn an und nickte, während sie versuchte, sich zusammenzureißen. “Ich …. ja, ja, natürlich.” Bevor sie den Parka überstreifte, löste Sam ihren Sitzgurt. Dann stand er auf.
    “Bob, wie geht es dir?”
    Keine Antwort.
    “Bob? Dave?”
    Lauren hielt inne, als sie gerade die Handtasche über die Schulter hängen wollte, und sah zum Cockpit. Bob Halloran saß reglos da, sein Kopf lag in einem unnatürlichen Winkel nach hinten geneigt, seine Arme hingen schlaff herab. Agent Owens lag hinter Bob quer in seinem Sitz. Kopf und Schultern ragten in den Gang. Seine Augen waren offen, sein Blick war leer, und er blutete aus Nase, Ohren und Augen.
    Sie waren auf einem Abhang gelandet, die Nase der Maschine war bis zur Windschutzscheibe in einer Schneewehe begraben. Indem er sich an den anderen Sitzen festhielt, näherte sich Sam seinen Freunden. Er erreichte den Piloten und berührte ihn an der Schulter, woraufhin der Kopf zur anderen Seite wegkippte.
    Sam fühlte den Puls, im nächsten Moment verhärteten sich seine Gesichtszüge. Er drehte sich um und beugte sich zu Dave.
    “Verdammt!”
    Er kehrte zu Lauren zurück, als die Maschine bei seinem zweiten Schritt in Bewegung geriet.
    Lauren schrie auf und klammerte sich am Sitz vor ihr fest.
    “Kommen Sie schon! Raus hier! Auf der Stelle!”
    “Was ist mit Bob und Dave?”
    “Sie sind tot.”
    Lauren stockte der Atem. Ihr Blick kehrte zurück zu den beiden Männern, die sie mit großer Trauer betrachtete -- und mit Dankbarkeit, dass sie selbst noch lebte, auch wenn sie sich für diesen Gedanken schämte.
    “Nun machen Sie schon! Die Kiste verliert jeden Augenblick den Halt.”
    Sie versuchte aufzustehen, aber ihre Beine zitterten so, dass sie nicht stehen konnte. Sam fluchte leise, legte einen Arm um ihre Hüfte und hob sie aus dem Sitz, um sie sich dann über die Schulter zu legen.
    Diese Bewegung reichte, um das Flugzeug abermals ein Stück rutschen zu lassen. Lauren schrie auf, aber Sam hielt sie fest an sich gedrückt und ging weiter. Die Tür klemmte, so dass er Lauren absetzen musste, um sie mit der Schulter aufzudrücken. Wieder bewegte sich das Flugzeug. Lauren kreischte und hielt sich an der Rückenlehne eines Sitzes fest. Sie war sicher, dass sie jeden Augenblick talwärts stürzen würden.
    Die Tür gab nach, und Sam packte Lauren erneut. Die Unterseite des Rumpfs war bis zur Unterkante der Tür im Schnee versunken, und als sie nach draußen sprangen, versackten sie bis zu den Knien im Schnee.
    Lauren wäre beinahe hingefallen, wenn Sam sie nicht festgehalten hätte. Halb trug er sie, halb schleifte er sie einige Meter fort von dem Wrack. Als sie sich in sicherer Entfernung befanden, ließ er sie wie einen Sack Kartoffeln fallen. Lauren stürzte nach vorn, und ihr Gesicht verschwand im Schnee.
    “Bleiben Sie hier!” herrschte er sie an.
    Sie wischte sich den Schnee aus dem Gesicht, während sie es schaffte, sich hinzuknien. Als sie über die Schulter sah, erkannte sie, dass er zum Flugzeug zurückkehrte. “Wohin gehen Sie?”
    Da sie halb im Schnee begraben war, wirkte jede Bewegung unbeholfen. Als sie es endlich geschafft hatte aufzustehen, verschwand Sam gerade im Wrack. “Warten Sie! Was machen Sie denn da?”
    “Ich muss ein paar Dinge holen.”
    “Sind Sie verrückt? Sie werden sterben! Kommen Sie sofort da raus! Kommen Sie zurück!”
    Er achtete überhaupt nicht auf sie. Das Flugzeug -- oder besser gesagt: das, was von ihm noch übrig war -- bewegte sich bei jedem Schritt, den er machte. Entsetzt starrte sie auf die Türöffnung, hinter der er gerade verschwunden war.
    Sie konnte es nicht fassen. Dieser Idiot würde sich umbringen.
    Der Wind pfiff ihr um die Ohren, und etwas Nasses und Kaltes berührte ihre Haut. Sie sah nach oben und bemerkte, dass es zu schneien begonnen hatte.
    Verzweifelt legte sie die Arme um sich und betrachtete die Furcht erregende Schönheit, von der sie umgeben war. Schneebedeckte Berge erstreckten sich in allen Richtungen. Zerklüftete, schroffe, unerbittliche Berge.
    Die Felsgipfel bohrten sich in den Himmel, während die niedrigeren Felsspitzen in den tiefer hängenden Wolken verschwanden. Alles um sie herum war grau und kalt und still. Geisterhafter Nebel stieg aus den Tälern auf.
    Eine Schneise aus abgebrochenen Baumspitzen markierte die Flugbahn ihres Absturzes, die eine hässliche

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