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Zeugin am Abgrund

Zeugin am Abgrund

Titel: Zeugin am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
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Der Tonfall der Männer hatte etwas Besorgniserregendes angenommen. Bob Halloran betätigte hektisch verschiedene Schalter und überprüfte die Instrumente, während er Rawlins Anweisungen zurief, die der so rasch umsetzte, wie es überhaupt nur möglich war. Aber egal, was sie machten, keiner der beiden hatte Erfolg. Das Stottern wurde heftiger, und die Maschine bäumte sich auf wie ein Hengst beim Rodeo.
    Lauren klammerte sich an ihrem Sitz fest und kämpfte gegen einen Schrei an.
    “Wir verlieren sie! Verdammt! Wir verlieren sie!”
    “Verlieren? Was verlieren?” brüllte Lauren, aber ein Blick aus dem Fenster war Antwort genug. Entsetzt sah sie mit an, wie der rechte Propeller langsamer wurde und schließlich stehen blieb. “O mein Gott! Nein! Neiiin!”
    “Was ist mit dem anderen? Hält er durch?” brüllte Sam.
    “Nicht mehr lange!”
    Erst da wurde Lauren bewusst, dass das Stottern nicht aufgehört hatte. Der andere Motor des Flugzeugs machte die gleichen unerfreulichen Geräusche. Sie lehnte sich hinüber und sah, wie auch dieser Propeller stehen blieb.
    Die plötzliche Stille war gespenstisch. Das einzige Geräusch war das unheimliche Pfeifen des Windes, der sich am Rumpf der Maschine fing.
    “Das war’s! Wir stürzen ab, Leute!”
    “O mein Gott!” kreischte Dave.
    Sam sah sich um und schrie Lauren zu: “Ziehen Sie den Gurt ganz fest, und nehmen Sie den Kopf zwischen die Knie! Machen Sie schon! Na, los!”
    Sie hörte ihn überhaupt nicht. Sie war wie gelähmt vor Angst und starrte aus dem Fenster auf die schneebedeckten Berge, die allmählich näher kamen.
    Dann war Sam plötzlich neben ihr. “Sie sollen den Kopf nach unten nehmen, verdammt noch mal! Und halten Sie sich gut fest!” Er legte ihr den Parka auf den Schoß, packte sie im Genick und drückte ihr Gesicht in den Futterstoff.
    “Da vorne ist eine Lichtung!” rief der Pilot. “Ich versuche es bis dahin zu schaffen. Komm schon, Baby, na komm schon. Du schaffst das. Nur noch ein Stück. Mach schon! Los, mach schon!”
    Lauren wollte schreien, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. Nur das Pfeifen des Windes und die verzweifelten Ausrufe des Piloten waren zu hören.
    “Gleich ist es so weit! Wir werden aufschlagen! O Scheiße! Wir werden die Bäume mitnehmen. Festhalten!”
    Etwas schrammte an der Unterseite des Rumpfs entlang, dann wurde die Maschine von mehreren kräftigen Stößen erschüttert. Das Zersplittern der Bäume hörte sich an wie Gewehrfeuer. Und dann waren sie von einer gewaltigen Explosion umgeben.
    Das entsetzliche metallische Kreischen schien nicht enden zu wollen und hörte sich an wie der Schrei einer Todesfee. Lauren wurde brutal hin und her geschleudert, schlug gegen das Schott neben ihr, dann gegen Agent Rawlins auf der anderen Seite, während Verstrebungen zerbrachen und die Unterseite des Rumpfs von spitzen Felsen aufgerissen wurde. Das Flugzeug prallte ab und schlingerte, und ringsum waren nur die entsetzlichen Geräusche von Metall, das über Stein rutschte, und von zerplatzendem Glas zu hören.
    Dann kam die Maschine zu einem abrupten Halt.
    Und dann herrschte nur noch völlige Stille.

5. KAPITEL
    “L auren? Lauren, sind Sie verletzt?”
    Sie saß noch vornübergebeugt da, das Gesicht tief in den Parka vergraben. Die Hände hatte sie um ihre Knöchel geklammert, und sie betete noch immer leise.
    Wie aus weiter Ferne nahm sie Finger wahr, die seitlich gegen ihren Hals drückten. “Verdammt, Lauren, antworten Sie! Geht es Ihnen gut?”
    “Ich … ich weiß nicht.” Sie hatte Angst, sich zu bewegen und festzustellen, was mit ihr geschehen war. Sie konnte nicht glauben, dass sie den Absturz überlebt hatte.
    “Setzen Sie sich gerade hin, und lassen Sie mich nachsehen”, wies er sie an.
    Langsam gehorchte sie und richtete sich auf. Sie drehte vorsichtig den Kopf und bewegte Arme und Beine. Auch wenn sie zahlreiche Prellungen und Blutergüsse davongetragen haben musste, schien nichts gebrochen zu sein. Etwas Warmes lief langsam über ihre Schläfe, und als sie danach tastete, sah sie, dass ihre Finger blutverschmiert waren. Schockiert starrte sie auf das Blut.
    “Sie haben eine Schnittwunde auf der Stirn, aber die sieht nicht schlimm aus. Gebrochen ist wohl nichts. Ziehen Sie den Parka an und kommen Sie mit. Wir müssen hier raus, in der Maschine ist es nicht sicher.”
    Als Lauren weiter ihre blutigen Finger anstarrte, packte Sam sie an den Schultern und schüttelte sie heftig. “Na los, wachen Sie

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