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Zeugin am Abgrund

Zeugin am Abgrund

Titel: Zeugin am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
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auszusehen.
    Er ging ein wenig in die Knie und ließ das Feuerholz fallen, das so laut auf dem Holzboden aufschlug, dass sogar ein Toter von dem Lärm aufgewacht wäre.
    “Wa…!” Lauren schoss hoch und sah sich verwirrt um.
    “Sie sind eingeschlafen”, sagte er vorwurfsvoll.
    Sie zwinkerte kurz, dann erfüllte Panik ihren Blick. Er sah, dass sie einen Moment lang keine Ahnung hatte, wer er war und wo sie sich befand. Sie rutschte ein Stück nach hinten, aber dann kehrte die Erinnerung zurück.
    Lauren sackte in sich zusammen, atmete heftig aus und fuhr sich durchs Haar. Der kunstvolle Zopf, den sie am Morgen in der Denver Police Station geflochten hatte, war mittlerweile aufgegangen. Es dauerte immer noch gut eine Minute, ehe sie Sams Worte begriff.
    “Ich … oh, das tut mir Leid. Ich habe die Anleitung gelesen und … und darüber bin ich dann wohl eingeschlafen.”
    “Verdammt, ich hatte Sie doch gewarnt!”
    “Glauben Sie etwa, ich hätte das absichtlich gemacht? In den letzten zwei Tagen habe ich vielleicht fünf Stunden geschlafen. Ich habe einen Mord miterlebt, ich bin um mein Leben gelaufen, habe einen Flugzeugabsturz überlebt und bin durch knietiefen Schnee gewandert. Ich bin geistig und körperlich am Ende. Wundert es Sie da, wenn ich einschlafe?”
    Es war ein halbherziger Protest, aber Lauren brachte nicht die Kraft auf, um noch hitziger zu reagieren. Ihre Augen brannten, und sie war so müde, dass sie kaum klar denken konnte.
    Sam war nicht beeindruckt. “Bevor wir aus Denver abgereist sind, habe ich Ihnen gesagt, dass Sie jeden meiner Befehle befolgen sollen. Wenn Sie noch mal so einschlafen, kann es passieren, dass Sie nicht wieder aufwachen. Das Feuer hat die Hütte zwar ein wenig erwärmt, aber hier drinnen ist es immer noch eiskalt. Sie müssen lange genug wach bleiben, um etwas Heißes zu essen und mir zu helfen, eine Matratze aus Ästen und Zweigen als Unterlage für den Schlafsack herzurichten.”
    “Ich werde es versuchen.”
    “Sie werden es nicht versuchen, Sie werden es machen! Und warum haben Sie eigentlich den Topf bis zum Rand mit Wasser gefüllt?” fragte er wütend, als Tropfen des brodelnden Wassers ins Feuer fielen.
    Sam nahm ein Flanellhemd aus dem Matchbeutel und benutzte es als Topflappen, um den heißen Topf vom Feuer zu nehmen. Er goss ein wenig in die Bratpfanne, dann füllte er vorsichtig den Kanister auf.
    “Ich … auf der Packung steht, man soll drei Tassen Wasser nehmen. Ich war nicht sicher, wie viel das ist.”
    “Verstehe. Also haben Sie einfach mal den Topf bis zum Rand aufgefüllt.”
    “Ich … ich habe keinen Messbecher in dem Paket gefunden.”
    “Richtig. Und Sie werden da auch keinen Mixer finden. Verdammt, Sie sollen etwa drei Tassen Wasser nehmen, also sollen Sie schätzen. In den Topf passt bequem die vierfache Menge. Wie wollten Sie eigentlich die Mischung umrühren, wenn das Wasser die ganze Zeit überläuft?”
    “Also, ich … tja …”
    “Vergessen Sie’s. Geben Sie mir das Päckchen.”
    Sam schnitt es mit einem der Messer auf und schüttete den Inhalt in das heiße Wasser. Nachdem er gut umgerührt hatte, legte er den Deckel auf den Topf und stand auf. “Kommen Sie, stehen Sie auf. Wenn Sie sich nicht bewegen, schlafen Sie nur wieder ein. Sie können an der Tür aufpassen, während ich das übrige Holz und Gestrüpp hereinhole, das ich draußen aufgestapelt habe.” Er blieb stehen und sah sie spöttisch an. “Das bekommen Sie sicher hin, oder?”
    Lauren warf ihm einen wütenden Blick zu, stand auf und wankte zur Tür.
    Als er sämtliches Holz und Gestrüpp in die Hütte gebracht und einen Teil davon ins Feuer geworfen hatte, war der Eintopf fertig. Zu den Küchenutensilien, die Bob Halloran zusammengepackt hatte, gehörten zwei tiefe Aluminiumteller, die auch als Schüsseln dienen konnten, Plastikgabeln und -löffel und ein Kochlöffel. Sam zog den Topf vom Feuer und verteilte den Eintopf auf die beiden Teller, von denen er einen wortlos an Lauren weiterreichte.
    Sie aßen, ohne etwas zu sagen und ohne sich anzusehen. Zu ihrer Verwunderung bestand die dickliche Masse aus Fleisch, Kartoffeln und Gemüse und schmeckte recht gut. Auf jeden Fall schmeckte sie besser als alles, was sie in ihrer Küche bisher zu Stande gebracht hatte. Allerdings war sie auch so ausgehungert, dass eine alte Schuhsohle wohl genauso köstlich gewesen wäre.
    Jeder von ihnen bediente sich mehrfach aus dem Topf, bis sie alles aufgegessen hatten. Sam warf

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