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Zeugin am Abgrund

Zeugin am Abgrund

Titel: Zeugin am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
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so unerbittlich gewesen.
    Sam schnaubte verärgert. Verdammt, Rawlins, gib es doch endlich zu, sagte er sich. Wenn es um diese Frau geht, dann stehst du auf verlorenem Posten.
    Er hatte erwartet, dass sie verwöhnt, hilflos und nicht sonderlich helle wäre, dass sie jammern und klagen würde -- mit anderen Worten: eine Nervensäge.
    Er hätte es besser wissen müssen. Immerhin hatte sie einen Mord mit angesehen und war intelligent und erfinderisch genug gewesen, um Carlo und seinen Killern zu entkommen.
    Seitdem hatte sie ihn immer wieder überrascht. Sie war nicht nur klug, sie begriff auch schnell und verstand es, sich anzupassen. Wenn sie etwas nicht konnte, dann beobachtete sie ihn aufmerksam und lernte, was sie gesehen hatte. Und selbst wenn es im ersten Anlauf nicht klappte, versuchte sie es immer wieder. Sie übernahm ihren Teil der Aufgabe, ohne dass man sie dazu drängen musste.
    Das hatte wohl mit ihrer Entschlossenheit zu tun, auf eigenen Füßen zu stehen und von niemandem abhängig zu sein. In diesem Punkt konnte er sie gut verstehen, und er respektierte es. Er war bisher selbst ein Einzelgänger gewesen.
    Aber das war nicht alles, was Lauren so außergewöhnlich machte. In den letzten zwei Tagen war sie ihm buchstäblich über Stock und Stein gefolgt, ohne ein einziges Mal zu protestieren. Na ja, er musste die beiden Ausbrüche ausklammern, zu denen sie sich nach dem Absturz und der Kletterpartie hatte hinreißen lassen. Offenbar verarbeitete sie Stress, indem sie von Zeit zu Zeit auf einen Schlag ihren Frustrationen freien Lauf ließ.
    Er konnte es ihr auch nicht verübeln. Beide Situationen waren äußerst lebensbedrohlich gewesen.
    Gedankenverloren strich er ihr über den Rücken. Er wusste, dass sie Angst hatte vor diesen Killern, die hinter ihnen her waren. Aber sie hatte sich zusammengerissen und einen kühlen Kopf bewahrt, während jeder andere die Kontrolle über sich verloren hätte.
    Lauren wand sich kurz, dann seufzte sie lange. Wieder musste Sam lächeln und ließ erneut die Hand über ihren Rücken gleiten. So klein und zierlich sie auch sein mochte, so hatte sie immer wieder unglaubliche Größe bewiesen.

13. KAPITEL
    L auren streckte sich genüsslich. Langsam öffnete sie die Augen, blinzelte ein paar Mal -- und setzte sich abrupt auf.
    Ihr Blick wanderte durch den fremden Raum, während ihr Herz wie wild klopfte. Wo war sie? Verwirrt sah sie auf das Flanellnachthemd, und noch verwirrter war sie, als ihr klar wurde, dass sie darunter nur ihren Slip trug. Wie …?
    Sie begutachtete das große, bequeme Bett und runzelte die Stirn, als sie bemerkte, dass das Kissen neben ihrem eingedrückt war, als hätte jemand dort gelegen.
    Aus dem Nebenraum hörte sie ein leises Geräusch und zuckte zusammen. Sie sah zur Tür, während sie die Decken zur Seite schlug und aus dem Bett stieg. Auf Zehenspitzen ging sie über den Holzboden zur Kommode, nahm die schwere Vase, die dort stand, und hielt sie wie einen Knüppel.
    Als sie zur offenen Tür ging, fielen ihr zwei Dinge auf. Zum einen befand sie sich an einem Ort, an dem es wunderbar warm war. Zum anderen begann ihr Magen zu knurren, da aus dem nächsten Raum ein köstlicher Geruch hereinzog.
    An der Tür angekommen, blieb sie stehen und spähte um die Ecke. Ihr stockte der Atem. Ein fremder Mann stand da in der Kochnische und bereitete irgendetwas auf dem Herd zu.
    Sie musste ein Geräusch verursacht haben, da der Mann im gleichen Augenblick aufsah und sie entdeckte. “Guten Morgen. Ich dachte schon, du wolltest rund um die Uhr schlafen.”
    Lauren riss ungläubig die Augen auf. “Sam?” Sie betrat den Raum. “O mein Gott, du hast dich rasiert! Ich habe dich nicht erkannt.”
    Zum ersten Mal sah sie ihn ohne seinen Bart, und sie war sprachlos, wie attraktiv er war. Genau genommen sah er nicht richtig schön aus, aber seine rauen Züge strahlten die Art von Männlichkeit aus, die sie viel mehr ansprach als das, was man üblicherweise als gut aussehend bezeichnete. Sein Anblick allein genügte, dass ihr ganz anders wurde.
    “Ja, ich hielt es für angebracht. Wer weiß, wann ich dazu die nächste Gelegenheit habe.” Er sah auf die Vase, die sie hochhielt. “Ich hoffe nicht, dass du mir das Ding auf den Kopf schlagen willst.”
    “Was? Oh!” Sie nahm den Arm nach unten und merkte, wie ihre Wangen heiß wurden. Sie war über sein Aussehen so perplex gewesen, dass sie die Vase völlig vergessen hatte. Sein fast neckender Tonfall verwirrte sie nur

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