Zicke
Jason über die Schulter spähte, und entschied mich für achtzig.
»Ich dachte, du würdest sparen, damit du ausziehen kannst.« Jason heftete seinen fragenden Blick auf mich, als ich mich umdrehte.
Mir wurde heiß im Gesicht. »Du weißt doch, dass ich diesen Scheiß nur erfunden habe, oder?« Ich stopfte die Scheine in meine Geldbörse. »Ich meine, natürlich würden meine Eltern mich nie gehen lassen.«
Er zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Vielleicht schon.«
»Ja, nun. Nicht in meiner Welt.« Ich marschierte los – meine Art ihm mitzuteilen, dass das Thema beendet war. »Wohin?«
»Lass uns was futtern.«
»Ich will zuerst nach Klamotten gucken. Es ist immer besser, Sachen anzuprobieren, bevor du was isst.«
|170| »Wenn du meinst.«
Ich schleppte ihn zu einem Shop und zog einen Haufen Klamotten von den Ständern. Als ich in die Umkleide kam, betrachtete ich erst die Anziehsachen und dann mich. Das meiste, was ich mir geschnappt hatte, war ziemlich trendig; Kleidung für die neue Deanna! Ich zog Jeans und Tank Top aus und schlüpfte in eine weiße Caprihose und ein passendes schwarzes T-Shirt. Ich sah nett aus. Wie ein nettes Mädchen. Vielleicht würde Jay sich doch anders besinnen. Er würde erkennen, dass ich ein Kumpel sein konnte, aber auch das Zeug zu einer Freundin hatte. Und wenn Lee zurückkam und ihm erzählte, was ich zu ihr gesagt hatte, würde er nicht mehr auf ihrer Seite sein. Ihm würden die Augen geöffnet und er würde erkennen, dass ich
alles
hatte. Er würde sich für mich entscheiden.
Ich rief durch die Tür der Umkleide: »Bist du da draußen?«
»Wo sollte ich sonst sein?«
Ich zog die Haare nach hinten, band sie zu einem Knoten und verließ die Umkleide mit einem, wie ich hoffte, süßen Lächeln. »Hey, guck mich mal an!«
Jason grinste. »Das sieht hübsch aus.«
»Nur zu blöd, dass ich es mir nicht leisten kann, oder? Allein die Hose kostet um die siebzig.«
Er musterte mich und zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Das bist nicht wirklich du.«
Ich zwang mich zu einem Lachen. »Jaah.«
In der Umkleide löste ich meine Haare, zog mich |171| um und stampfte wütend Hose und T-Shirt auf einen Haufen. Ich war nach wie vor ich, steckte nach wie vor in meiner Haut und in meinem wirklichen Leben. Ziemlich bald würde alles, was ich noch hatte, verschwunden sein: Darren und Stacy würden sich entweder trennen oder ohne mich ausziehen, und Jason würde sich für Lee entscheiden, wenn er hörte, wie beschissen ich sie behandelt hatte. Ich wusste nicht einmal, ob ich im
Picasso
weiterarbeiten konnte, nach dem, was mit Tommy passiert war. Und selbst wenn ich bliebe, war es ziemlich traurig, einen bescheuerten Pizzeria-Job als das Beste in meinem Leben zu bezeichnen.
Ich setzte meine unternehmungslustige Miene auf und trat aus der Umkleide. »Lass uns essen gehen.«
***
»Am liebsten hätte ich diese Auswahl bei mir zu Hause«, sagte Jason und ließ den Blick schweifen.
»Was möchtest du essen?«
»Pizza?«
»Mein Gott, nein, bitte nicht«, stöhnte ich. »Lieber chinesisch.«
Wir stellten uns bei
Panda Express
an und schauten nach dem Tagesangebot, als eine laute Stimme hinter uns erklang: »Hey, Lambert, willst du mit mir ausgehen? Ich habe zwei Karten für den Parkplatz hinter dem
Target
.«
Es war Bruce Cowell, der Tucker Bradford hinter |172| sich herschleifte wie den zweitklassigen Arsch, der er war.
»Ich dachte, der sei eigens für dich und deinen Freund reserviert«, entgegnete Jason und deutete auf Tucker.
Tucker trat vor. »Das habe ich
nicht
gehört.«
Einige Leute vor uns drehten sich um, teigig wirkende Büromenschen, deren Mittagspause wir gleich ruinieren oder spannend machen würden – je nachdem, wie man es betrachtete.
Ich dachte an allerlei, was ich Bruce an den Kopf werfen könnte, aber ich hatte es satt, so satt, für mich selbst einzustehen und die Toughe zu spielen, wo ich doch nichts weiter wollte als einfach verschwinden. Ich starrte mit verschränkten Armen auf die Karte und Jason kehrte Tucker und Bruce den Rücken zu. Wir kamen zum Tresen. Ich bestellte gebratene Nudeln, Jason eine Schale Reis. Plötzlich erklang Bruce’ Stimme direkt an meinem Ohr und flüsterte: »Ich glaube, hier ist Selbstbedienung.« Und mit diesen Worten steckte er seine Hand von hinten zwischen meine Beine.
Ich fuhr herum, stieß ihn so heftig ich konnte weg und schrie: »Fass mich verflucht noch mal
nie
wieder an!«
Er landete auf dem Boden, blieb
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