Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)
Buchhalterin. „Können sie uns das bitte noch einmal erklären? Von Buchhaltung haben wir null Ahnung.“ Frau Steinwald setzte sich auf einen kleinen Hocker, den man benötigte, um an die höheren Regale zu gelangen. „Also“, fing sie an, „die Steine sind am 19. Oktober 1936 hier angeliefert worden. Anscheinend waren sie für die sofortige Weiterlieferung nach England bestimmt. Allerdings ist es dazu nie gekommen, warum auch immer. Außerdem hat unsere Firma nie eine Rechnung von Deependaal erhalten.“
Die Freunde sahen sich an. „Und wo sind die Ziegelsteine dann geblieben?“, fragten sie im Chor. Frau Steinwald zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ganz ehrlich, das ist alles sehr mysteriös. So ein Fall ist mir bislang nicht unter gekommen.“ Für einen Moment herrschte Schweigen in dem muffigen Keller. Alex und Tim sahen sich enttäuscht an. Die letzte Spur führte anscheinend ins Nirgendwo.
----
30
Freitag 9:47 Uhr
Alex sah niedergeschlagen auf den Boden, als Tim ihn plötzlich heftig am Arm fest hielt und ihn eindringlich ansah. „Mensch Alex, die Steine waren blau-violett.“ Alex sah ratlos von Tim zu Frau Steinwald und wieder zu Tim. „Ja, und? Das habe ich ich schon mitbekommen. Aber was soll uns diese bahnbrechende Neuigkeit bringen?“, fragte er irritiert. Tim stöhnte. „Mann, sind wir heute begriffsstutzig. Die Stahlkassette von Opas Dachboden“, presste er heraus, „Alex, wir müssen sofort zurück nach Kleiborg.“ Alex verstand plötzlich und schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. „Klar, blau-violette Steine mit Verzierungen. Mensch, richtig“, rief er laut.„ “Wenn die damals so selten waren, wie Frau Steinwald sagt, dann müssen die zwei Steine in der Stahlkassette aus dieser geheimnisvollen Lieferung vom Oktober 1936 stammen.“ Die Spur war also noch nicht völlig erloschen.
„ Wie kommen wir den auf schnellstem Weg zurück?“, fragte Alex, der sich ein wenig ärgerte, dass es wieder Tim war, der auf die entscheidende Idee gekommen ist. Da Frau Steinwald immer noch etwas verwundert aussah, und die Freunde ihr vertrauten, erzählte Alex ihr von ihrem Dachbodenfund. Sie schaute auf ihre Uhr und überlegte kurz. „Okay, ich fahr euch. Jetzt möchte ich auch wissen, wie dieses Abenteuer ausgeht.“ Alex und Tim starrten sie an. „Los, ihr Trantüten, ich dachte, ihr habt es eilig“, rief sie und war schon auf dem Weg zur Kellertreppe. „Den Kaffee mit Hermann kann ich auch ein andermal trinken.“
Die drei stürmten aus dem Firmengebäude und rannten zu dem Firmenparkplatz. Frau Steinwald setzte sich ans Steuer ihres GTI, und bevor die Freunde sich anschnallen konnten, fuhr sie mit quietschenden Reifen vom Firmengelände. Mit hoher Geschwindigkeit fuhren sie an den Hafenanlagen vorbei, am Emsdeich entlang Richtung Tunnel. In weniger als die Hälfte der Fahrzeit, die Tante Lotte für die gleiche Strecke benötigte, kamen sie unter Missachtung diverser Straßenverkehrsvorschriften in Kleiborg an. Rasant fuhr Frau Steinwald auf den Hof von Tims Großvater.
Der alte Herr stand mit seiner schmauchenden Pfeife vor seinem Haus und staunte nicht schlecht, als die drei, eingehüllt in einer Staubwolke zum Stehen kamen. Die beiden Freunde sprangen aus dem Auto und rannten zum Stall, wo sie die beiden Steine und die Pistole hinter dem alten Kaninchenstall versteckt hatten. „Hallo Opa“, rief Tim seinem Großvater im Vorbeilaufen noch zu.
Als die beiden Freunde im Stall verschwunden waren, ging Frau Steinwald gemächlich auf den etwas ratlos drein blickenden Hausherrn zu. „Steinwald. Schönen guten Morgen“, grüßte sie freundlich. „Zwei erstaunliche Jungen. Der eine ist ihr Enkel?“ Tims Großvater nickte. Ein kurzes „Jo“ war alles, was er im Moment heraus brachte. Der energisch-sportliche Auftritt der Dame, die ungefähr sein Alter hatte, brachte ihn ein wenig aus der Ruhe. Gerade, als er sich einen kompletten Satz zurecht gelegt hatte, stürmten die Freunde johlend aus dem Stall. Jeder von ihnen hatte einen Ziegelstein in der Hand. Nun verstand der alte Herr überhaupt nichts mehr. Warum diese beiden Steine einen solchen Gefühlsausbruch bewirkten, war für ihn nicht nachvollziehbar.
„ Diese Steine sind vielleicht Indizien in einem Mordfall, der über siebzig Jahre zurück liegt“, klärte Frau Steinwald ihn auf. Weiter kam sie nicht. Tims Großvater bekam einen Hustenanfall, dass ihm die Pfeife aus dem Mund fiel.
Weitere Kostenlose Bücher