Ziel erfasst
höchstpersönlich Clark für irgendwelche Aktivitäten in Vietnam die Medal of Honor verlieh und ihn dann für seine gezielten Tötungen in der CIA begnadigte.«
»Ein geheimer Gnadenerlass des Präsidenten?«
»Ja.«
Alden schüttelte immer noch erstaunt über die Enthüllungen des heutigen Abends den Kopf, begann sich aber langsam wieder zu fangen. Plötzlich spielte sein Job bei einer Laska-Stiftung keine Rolle mehr. Seine Stimme nahm einen tadelnden Unterton an. »Ich weiß nicht, welche Grundregeln das Justizministerium Ihrer Organisation vorgegeben hat, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass es den Verteidigern erlaubt sein könnte, diese Informationen an Sie weiterzuleiten. Sie sind selbst weder Jurist noch Mitglied des Anwaltsteams.«
»Das ist alles richtig. Ich bin eher eine Galionsfigur. Trotzdem besitze ich diese Informationen.«
»Sie wissen, dass ich in dieser Angelegenheit überhaupt nichts tun kann, Paul. Ich kann nicht morgen früh in mein Büro gehen und mich dann erkundigen, was aus Clark und Dominguez geworden ist, ohne dass meine Mitarbeiter den Grund dafür wissen wollen. Sie und ich könnten bei dieser Art von Quelle eine Menge Schwierigkeiten bekommen, wenn wir diese Informationen in Umlauf bringen. Juristisch gesehen ist das ein Verbrechen, in das Sie mich da verwickelt haben.«
Nach diesen Worten griff er nach seinem Cognacschwenker und trank ihn in einem Schluck aus. Laska holte die alte Flasche und schenkte ihm reichlich nach.
Dann lächelte er. »Sie müssen ja niemand davon erzählen. Irgendwie muss diese Information jedoch ans Licht kommen. Diese Männer müssen gefasst und zur Rechenschaft gezogen werden.« Laska dachte ein paar Sekunden nach. »Das Problem dieser Information ist ihre Quelle, die Art, wie sie beschafft wurde. Was wäre, wenn ich die Quelle verändern könnte?«
»Wie meinen Sie das?«
»Könnten Sie mir nicht noch ein paar Informationen über Clarks CIA-Karriere beschaffen? Ich rede nicht von dieser Emir-Sache. Ich rede von allem, was er getan hat, das in irgendwelchen Akten steht.«
Alden nickte. »Ich erinnere mich, dass Admiral James Greer ein Dossier über ihn angelegt hatte. Das reicht allerdings lange zurück. Vielleicht könnte ich schauen, ob ich ein paar Sachen ausgraben kann, die danach passiert sind. Ich weiß, dass er mehrere Jahre die Rainbow-Truppe in Großbritannien kommandiert hat.«
»Die Men in Black«, sagte Laska voller Abscheu und benutzte dabei den Spitznamen dieser geheimen NATO -Antiterror-Einheit.
»Ja. Aber warum möchten Sie diese Informationen haben?«
»Ich glaube, sie könnten Ed helfen.«
Alden schaute Laska lange an. Er wusste, dass es überhaupt nichts mehr gab, das Ed Kealty helfen konnte, und er wusste auch, dass Paul Laska klug genug war, um dies ebenfalls zu wissen. Nein, in Laskas Kopf musste etwas ganz anderes vorgehen.
Alden forderte den alten Tschechen jedoch nicht heraus. »Ich werde sehen, was ich machen kann.«
»Geben Sie mir einfach, was Sie finden, und ich nehme Ihnen die ganze Angelegenheit ab, Charles. Sie waren sehr hilfsbereit, und ich werde das im kommenden Januar bestimmt nicht vergessen.«
28
D ie Skyline einer solch großen und bedeutenden Stadt wie Wolgograd hätte man eigentlich aus allen Richtungen kilometerweit sehen müssen. Aber als Georgij Safronow auf der M6-Magistrale nach Südosten brauste, war auch fünfzehn Kilometer vor der Stadtgrenze nur leicht gewelltes Weideland zu sehen, über dem dicker grauer Nebel lag. Von der riesigen Industriemetropole direkt vor ihm war noch keine Spur zu erkennen. Es war zehn Uhr morgens, und er war auf der Kaspi-Fernstraße die ganze Nacht durchgefahren. Obwohl er jetzt acht Stunden am Steuer saß, forderte der Sechsundvierzigjährige seinem BMW-Z4 -Roadster das Äußerste ab, weil er so schnell wie möglich an seinem Bestimmungsort eintreffen wollte. Der Mann, der ihn gebeten hatte, heute diese neunhundertzwanzig Kilometer zurückzulegen, hätte ihn nicht ohne guten Grund zu diesem Treffen beordert. Georgij kämpfte gegen Müdigkeit und Hunger an, um den alten Mann auf keinen Fall warten zu lassen.
Der reiche Russe war zwar mittleren Alters, sah aber mit Ausnahme einzelner grauer Strähnen in seinem roten Haar viel jünger aus. Die meisten russischen Männer tranken, weswegen ihre Gesichter oft vorzeitig alterten. Georgij hatte jedoch seit Jahren keinen Wodka, keinen Wein und kein Bier mehr angerührt. Sein einziges kleines Laster war der
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