Ziel erfasst
Aber er würde lernen und er würde stärker und härter werden.
Er hoffte, sich die Achtung dieser Männer erwerben zu können, die ihr ganzes Erwachsenenleben lang in und um Machatschkala den Russen Widerstand geleistet hatten. Natürlich würden sie ihn niemals so wie Israpil Nabijew respektieren. Aber sie würden Abu Dagestani gehorchen und Safronows Anordnungen folgen. Wenn er sich in Pakistan die kriegerischen Fertigkeiten aneignen könnte, die sie in den kommenden Kämpfen benötigten, würden sie ihn vielleicht als ihren echten Kommandeur betrachten und nicht nur als einen Sympathisanten ihrer Sache mit einem Plan.
Jack Ryan jr. parkte ein paar Minuten nach sieben seinen gelben Hummer vor Melanie Krafts Adresse. Sie wohnte in der Princess Street in Alexandria, ganz in der Nähe des Elternhauses von Robert E. Lee und des Anwesens, in dem George und Martha Washington eine Zeit lang gelebt hatten. Die Pflastersteine in diesem Teil der Straße stammten noch aus der Zeit vor dem Unabhängigkeitskrieg. Als Ryan die schönen alten Häuser sah, wunderte er sich, dass es sich eine Angestellte im öffentlichen Dienst von Mitte zwanzig leisten konnte, hier zu leben.
Als er ihr Türschild fand, verstand er es. Direkt an der Straße stand zwar ein stattliches, wunderschönes Ziegelgebäude aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg, Melanie wohnte jedoch in einer kleinen Remise hinten im Garten. Es war immer noch eine hübsche Bude, aber von außen sah ihre Wohnung nicht viel größer als eine Einzelgarage aus.
Sie ließ ihn eintreten, und er stellte fest, dass das Apartment tatsächlich winzig war. Trotzdem war es richtig gemütlich.
»Ich mag Ihre Wohnung.«
Melanie lächelte. »Danke. Ich liebe sie auch. Ohne etwas Hilfe hätte ich sie mir jedoch nicht leisten können.«
»Hilfe?«
»Meine frühere Professorin an der AU ist mit einem Makler verheiratet. Denen gehört das Haus. Es stammt aus dem Jahr 1794. Für diese Remise verlangen sie nur eine Miete, die ich für eine gewöhnliche Wohnung in dieser Gegend zahlen müsste. Sie ist winzig, aber mehr brauche ich nicht.«
Jack schaute zu einem Kartentisch in der Ecke hinüber, auf dem ein MacBook Pro stand und ein riesiger Stapel Bücher, Schreibhefte und lose Druckseiten lag. Einige Bücher waren in arabischer Schrift gedruckt.
»Ist das hier die südliche Filiale des NCTC ?«, fragte er mit einem Lächeln.
Sie kicherte, griff sich jedoch schnell ihren Mantel und ihre Handtasche und ging zur Tür. »Sollen wir?«
Er folgte ihr in den kühlen Abend hinaus.
Bis zur King Street war es ein Spaziergang von gerade einmal zehn Minuten. Dabei plauderten sie die ganze Zeit über die alten Gebäude, an denen sie vorbeikamen. An diesem Samstagabend waren eine Menge Leute unterwegs. Immerhin war jetzt beste Dinnerzeit.
Sie betraten das Restaurant und wurden zu einem romantischen Zweiertisch geführt, von dem aus sie die ganze Straße überblicken konnten. Als sie sich gesetzt und die Speisekarte bekommen hatten, fragte Jack: »Waren Sie schon einmal hier?«
»Ehrlich gesagt, nein. Ich gebe es nur ungern zu, aber ich gehe selten essen. Chicken Wings für fünfundzwanzig Cents bei Murphy’s sind für mich bereits der Gipfel der Schlemmerei.«
»Es ist nichts falsch an Chicken Wings.«
Jack bestellte eine Flasche Pinot noir, und sie studierten die Speisekarte, während sie sich unterhielten.
»Sie haben also an der Georgetown University studiert.« Melanie äußerte das als Feststellung.
Ryan lächelte. »Hat Ihnen das Mary Pat erzählt, haben Sie es gegoogelt oder wissen Sie das, weil Sie bei der CIA waren und deshalb alles wissen?«
Sie wurde ganz leicht rot. »Ich habe an der American University studiert. Ich habe Sie ein paar Mal irgendwo in der Stadt gesehen. Sie waren ein Jahr über mir, glaube ich. Man konnte Sie auch kaum übersehen, weil Sie immer dieser riesige Secret-Service-Typ begleitet hat.«
»Mike Brennan. Er war für mich wie ein zweiter Dad. Ein großartiger Mann, aber er schreckte viele Leute ab. Er ist meine Ausrede, dass mein Sozialleben im College ziemlich langweilig war.«
»Gute Ausrede. Ich nehme an, dass es seine Nachteile hat, wenn man Promi ist.«
»Ich bin kein Promi. Niemand auf der Straße erkennt mich. Meine Eltern hatten zwar Geld, aber ich bin ganz bestimmt nicht mit einem silbernen Löffel im Mund aufgewachsen. Ich habe sogar eine Zeit lang auf dem Bau gearbeitet.«
»Ich habe nur das ganze Drum und Dran gemeint, das sich mit einer
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