Ziel erfasst
paar schnelle Ermittlungen, die wir durch irgendeine dritte Partei und nicht den SWR oder FSB durchführen lassen. Schließlich beauftragen wir ein paar Kontaktleute, die Ergebnisse einem Mitglied von Kealtys Wahlkampfmannschaft zuzuspielen. Wir werden uns also nicht allzu sehr exponieren. Aber ich hege trotzdem Zweifel, was die Erfolgschancen der ganzen Operation angeht.«
»Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Ihr Land Interesse an einer starken Ryan-Regierung haben könnte.«
Kowalenko hatte während des ganzen Gesprächs seine Karten noch nicht aufgedeckt, aber jetzt schüttelte er über Laskas letzte Bemerkung den Kopf und blickte dem alten Mann in die Augen. »Nicht das geringste Interesse, Mr. Laska. Aber … wird diese Geschichte mit Clark tatsächlich ausreichen, um Ryan zu stürzen?«
»Rechtzeitig, um Ed Kealty doch noch zu retten? Nein. Vielleicht wird es nicht einmal seinen Amtsantritt verhindern. Aber die Watergate-Affäre musste sich auch erst über mehrere Monate zu etwas so Großem und Umfassendem entwickeln, dass sie Richard Nixon das Amt kostete.«
»Das stimmt.«
»Und was ich über John Clarks Aktionen weiß, lässt die Ereignisse von Watergate wie einen Studentenstreich aussehen.«
Kowalenko nickte. Ein dünnes Lächeln huschte über seine Lippen. »Mr. Laska, vielleicht gönne ich mir doch einen kleinen Schluck Brandy, während wir uns weiter unterhalten.«
33
A n einem eiskalten Oktoberabend versammelten sich fünfundfünfzig Kämpfer der Jamaat Shariat in einem niedrigen Kellergeschoss im dagestanischen Machatschkala zu einem Treffen mit Suleiman Murschidow, dem hochbetagten geistlichen Führer ihrer Organisation. Die Männer waren zwischen siebzehn und siebenundvierzig Jahre alt. Zusammengenommen besaßen sie Hunderte von Jahren Erfahrung im städtischen Guerillakampf.
Die Männer waren von den Operationskommandeuren ausgewählt worden. Fünf von ihnen waren selbst Zellenführer. Man hatte ihnen erklärt, dass sie in ein ausländisches Ausbildungslager geschickt werden würden. Danach würden sie eine Operation durchführen, die den Gang der Geschichte verändern würde.
Alle nahmen an, dass im Rahmen dieser Operation eine Geiselnahme, wahrscheinlich in Moskau, stattfinden würde, mit der die Freilassung und Heimkehr ihres Kommandeurs Israpil Nabijew erpresst werden sollte.
Sie hatten jedoch nur zur Hälfte recht.
Keiner dieser gestandenen Kämpfer kannte den glatt rasierten Mann, der neben Murschidow und seinen Söhnen saß. Für sie sah er wie ein Politiker und nicht wie ein Heiliger Krieger aus. Als Abu Dagestani ihnen erklärte, er sei bei dieser Operation ihr Anführer, konnten sie es kaum glauben.
Georgij Safronow hielt den fünfundfünfzig Männern in dem Keller dann jedoch einen leidenschaftlichen Vortrag. Er versicherte, dass man ihnen das eigentliche Ziel rechtzeitig mitteilen werde. Erst einmal würden sie jedoch in einem Frachtflugzeug nach Quetta in Pakistan fliegen und von dort zu einem Lager weiter nördlich gebracht. Dort würden sie ein intensives dreiwöchiges Training absolvieren. Dabei würden ihre Ausbilder die besten muslimischen Kämpfer der Welt sein, Männer, die in den letzten zehn Jahren mehr Kampferfahrung gesammelt hätten als selbst ihre Brüder im benachbarten Tschetschenien.
Alle fünfundfünfzig waren darüber zwar hocherfreut, hatten jedoch Schwierigkeiten, Safronow als ihren Anführer zu akzeptieren.
Suleiman Murschidow hatte das erwartet. Er ergriff deshalb noch einmal das Wort und versicherte den Männern, dass Georgij Dagestaner war und dass sie mit seiner Hilfe in den nächsten beiden Monaten mehr für den nördlichen Kaukasus erreichen würden als die Jamaat Shariat ohne ihn in den nächsten fünfzig Jahren.
Nach einem Schlussgebet stiegen die fünfundfünfzig Männer in mehrere Minibusse, die sie zum Flughafen brachten.
Safronow wollte sie eigentlich begleiten, aber das hielt General Ijaz, sein pakistanischer Partner bei diesem Unternehmen, für viel zu gefährlich. Er würde also mit einem Linienflugzeug nach Peschawar fliegen. Seine Ausweise und seine Reiseunterlagen hatte er vom pakistanischen Geheimdienst bekommen. In Pakistan angekommen, würden ihn Ijaz und seine Leute abholen und ihn direkt ins Lager in der Nähe von Miran Shah fliegen.
Dort sollte Georgij zusammen mit den anderen Männern trainieren. Er würde zwar mit deren Waffengeschick, körperlicher Fitness, Härte und Einsatzwillen nicht mithalten können.
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