Ziel erfasst
waren.
Der junge Amerikaner hielt sich den Ärmelaufschlag seines Hemds vor den Mund, als ob er eine lästige Fliege vom Gesicht wischen wollte. Tatsächlich sprach er in ein verborgenes Mikrofon hinein. »Du sagst es. Gottverdammte Stützen der Gesellschaft.«
Der Mann im Schatten löste sich jetzt von der Wand und trat auf die Gasse hinaus. Er ließ die Dreiergruppe an sich vorbeigehen und folgte ihr dann ganz langsam nach. Beim Gehen hielt er sich seinerseits die Hand vors Gesicht. Der Amerikaner im blauen Leinenhemd hörte jetzt in seinem Ohrhörer den folgenden Funkspruch: »Okay, Dom, ich bleibe an ihnen dran. Du wechselst zur Nachbarstraße hinüber, überholst die Zielperson und rückst zum nächsten festgelegten Zielpunkt vor. Ich melde mich, wenn er zwischendrin anhalten sollte.«
»Er gehört dir, Sam«, sagte Dominic Caruso, als er nach links abbog und die Gasse durch einen seitlichen Durch gang verließ, der auf die größere Al-Badistand Road führte. Hier wandte er sich nach rechts und drängte sich, so schnell es ging, durch die Fußgänger, Fahrräder und Motor-Rikschas hindurch. Er musste unbedingt vor die Zielperson gelangen.
Dominic Caruso war jung, fit und besaß eine verhältnismäßig dunkle Gesichtsfarbe. Diese drei Eigenschaften hatten ihm in den letzten Tagen bei der Überwachungsoperation hier in Kairo sehr genützt. Durch seine Haut-und Haarfarbe fiel er in einer Bevölkerung nicht weiter auf, die vorwiegend dunkelhaarig war und einen olivfarbenen Teint aufwies. Seine Fitness und relative Jugendlichkeit war vor allem deswegen hilfreich, weil das Subjekt ihrer Überwachung etwas war, was man in Dominic Carusos Metier als »hartes« oder »wehrhaftes Ziel« bezeichnete. Mustafa el-Daboussi, der silberhaarige Achtundfünfzigjährige mit seinen beiden muskelstrotzenden Leibwächtern, war der Grund, weswegen Dom in Kairo war, und Mustafa el-Daboussi war ein Terrorist.
Man musste Dominic nicht erst daran erinnern, dass Terroristen nur selten achtundfünfzig Jahre auf dieser Erde verweilten, wenn sie nicht ständig vor möglichen Verfolgern auf der Hut waren. El-Daboussi war gewieft darin, sich allen Arten von Überwachung zu entziehen, er kannte dieses Straßengewirr wie seine Westentasche, und er hatte hier in der Regierung, der Polizei und den Geheimdiensten gute Freunde.
Er war wirklich ein äußerst »hartes« Ziel.
Caruso war jedoch seinerseits auch nicht gerade ein Anfänger in diesem Spiel. Dom war einen Großteil des letzten Jahrzehnts irgendeinem Mistkerl auf den Fersen gewesen. Er hatte mehrere Jahre als Spezialagent für das FBI gearbeitet, bevor ihn der Campus zusammen mit seinem Zwillingsbruder Brian angeheuert hatte. Brian war im Jahr zuvor während eines verdeckten Einsatzes in Libyen getötet worden. Dom war dabei gewesen und hatte seinen Bruder in den Armen gehalten, als er starb. Als Dominic danach zum Campus zurückkehrte, war er noch wilder entschlossen, die harte, gefährliche Arbeit zu erledigen, an die er von ganzem Herzen glaubte.
Er umkurvte jetzt einen jungen Mann, der Tee aus einem großen Krug heraus verkaufte, den er sich an einem Lederriemen um den Hals gehängt hatte. Dom legte einen Zahn zu. Er musste unbedingt vor der Zielperson an deren nächstem »Entscheidungspunkt« ankommen, einer vierarmigen Kreuzung, die ein paar Hundert Meter weiter südlich lag.
In der Basargasse folgte Carusos Partner Sam Driscoll währenddessen den drei Männern durch die gewundenen Passagen, wobei er immer auf den gebotenen Abstand achtete. Wenn er seine Zielperson verlieren würde, wäre das nicht weiter schlimm, da Dom Caruso ja auf dem Weg zum nächsten festgelegten Zielpunkt war. Sollte el-Daboussi zwischen Sams und Doms Positionen verschwinden, würden sie nach ihm suchen. Sollte er ihnen tatsächlich völlig durch die Lappen gehen, würden sie ihn später an dem von ihm angemieteten Haus wiederfinden. Die beiden Amerikaner waren eher dazu bereit, ihre Zielperson zu verlieren, als das Risiko einzugehen, ihren Mann oder seine Leibwächter auf sich aufmerksam zu machen.
El-Daboussi hielt vor einem Juweliergeschäft an. In der verstaubten Glasvitrine direkt hinter dem Eingang hatte etwas offensichtlich seine Aufmerksamkeit erregt. Sam ging noch ein paar Meter weiter und hielt dann im Schatten eines Leinwandzelts an, unter dem einige junge Verkäuferinnen billiges Plastikspielzeug und anderen Touristenkitsch verkauften. Während er darauf wartete, dass seine Zielperson
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