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Ziel erfasst

Ziel erfasst

Titel: Ziel erfasst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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endlich weiterging, drückte er sich noch tiefer in den Schatten. Er versuchte, möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen. Da näherte sich ihm ein junges Teenager-Mädchen im Tschador und lächelte ihn an. »Sir, wollen Sie eine Sonnenbrille?«
    Scheiße.
    Er schüttelte nur den Kopf, das Mädchen begriff sofort und ging schnell weiter.
    Sam Driscoll hatte die Fähigkeit, die Leute mit einem einzigen Blick einzuschüchtern. Er war ein ehemaliger Ranger, der zahlreiche Einsätze in der arabischen Wüste und darüber hinaus hinter sich hatte. Der Campus hatte ihn auf Empfehlung von Jack Ryan sr. angeworben. Driscoll war von Juristen des Justizministeriums aus dem Militärdienst gejagt worden, die dabei jedoch auch nur den Willen der Kealty-Regierung erfüllt hatten, die Sam unbedingt abschießen wollte. Bei einem Einsatz direkt hinter der pakistanischen Grenze hatte er für Kealtys Geschmack einfach zu viele Tote hinterlassen.
    Driscoll hätte jederzeit zugegeben, dass er die bürgerlichen Rechte dieser Scheißkerle von Terroristen verletzt hatte, als er ihnen jeweils ein 10-mm-Hohlspitzgeschoss in ihre Gehirnschalen gejagt hatte. Aber soweit es ihn betraf, hatte er damit nur seinen Job erledigt und nicht mehr getan, als für diesen Einsatz absolut nötig war.
    Das Leben ist eine Schlampe, und am Ende gehst du drauf.
    Als Jack sr. allerdings die Affäre mit Driscoll öffentlich machte, ließ das Verteidigungsministerium die ganze Sache fallen. Ryans Empfehlung und die Tatsache, dass sich John Clark bei Gerry Hendley persönlich für ihn einsetzte, führten dazu, dass Sam vom Campus eingestellt wurde.
    Mit seinen achtunddreißig Jahren war Sam Driscoll um einiges älter als sein Partner bei diesem Einsatz, Dom Caruso. Obwohl Sam in ausgezeichneter körperlicher Verfassung war, forderte dieses etwas höhere Alter dennoch seinen Tribut. Es zeigte sich in seinem grau werdenden Bart, den tiefen Falten um die Augen und einer lästigen alten Schulterwunde, die an jedem einzelnen Morgen beim Aufwachen schmerzte. Die Verletzung stammte von einem Feuergefecht, als sie nach dem Einsatz in Pakistan mit dem Hubschrauber herausgeschleust werden sollten. Die Kugel aus der AK eines Heiligen Kriegers hatte den Felsen direkt vor Driscolls Feuerstellung getroffen und dabei einen Gesteinssplitter herausgeschlagen, der in den Oberkörper des Rangers eingedrungen war.
    Im Moment hatte er seine Schulter jedoch völlig vergessen. Die Steifheit und das taube Gefühl verflogen regelmäßig bei längeren Bewegungen und Anstrengungen. Die stundenlange Verfolgungsjagd durch die Kairoer Altstadt hatte ihm heute genug von beidem verschafft.
    Dabei war die Sache noch lange nicht zu Ende. Als Driscoll aufblickte, bemerkte er, dass el-Daboussi sich wieder in Bewegung gesetzt hatte. Sam wartete noch einen Moment, dann trat er auf die Basargasse hinaus und heftete sich an die Fersen des silberhaarigen Terroristen.
    Eine Minute später blieb Sam erneut stehen, als seine Zielperson ein gut besuchtes Kahwa betrat, ein belebtes Kaffeehaus, wie es sie überall in Kairo gab. Männer saßen auf Stühlen um kleine Tische herum, die auch vor dem Lokal mitten auf der Marktgasse standen. Die Gäste spielten Backgammon und Schach und rauchten Wasserpfeifen oder Zigaretten, während sie starken türkischen Mokka oder duftenden grünen Tee tranken. El-Daboussi und seine Männer gingen an den Tischen im Freien vorbei und verschwanden in der Tiefe des dunklen Raumes.
    Sam sprach leise in sein im Ärmelaufschlag verborgenes Mikro. »Dom, bist du da?«
    »Ja«, hörte Driscoll in seinem Ohrhörer als Antwort.
    »Die Zielpersonen haben angehalten. Sie sind in einem Kaffeehaus in der …«
    Sam suchte die Mauern und Wände der engen Marktgasse nach einem Schild ab. Überall in diesem Teil des Suks sah er Läden und Verkaufsstände, aber kein Schild zeigte ihm seine genaue Position an. Sam konnte sich in den abgelegenen Bergen Pakistans weit besser orientieren als hier in Kairos Altstadt. Er wagte einen kurzen Blick auf seine Karte, um seinen genauen Aufenthaltsort festzustellen. »Okay, wir sind gerade von der Midan Hussein nach links abgebogen. Ich glaube, wir sind immer noch nördlich der Al-Badistand. Ich bin also etwa fünfzig Meter von dir entfernt. Sieht so aus, dass unser Kerl und seine Gorillas sich eine Weile hinsetzen und plaudern wollen. Wie wär’s, wenn du hierherkommst und wir uns die Überwachung wieder teilen?«
    »Bin schon unterwegs.«
    Während Sam auf

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