Ziel erfasst
angeblich amerikanische Privatdetektive, die die Wohnung einer Frau überwachten, die das Apartment eines reichen Amerikaners im Quartier Latin ausgeräumt hatte. Laut dieser Geschichte verdächtigte ihr Auftraggeber seine Putzfrau, Wertgegenstände entwendet zu haben, die sie jetzt in ihrer Wohnung als Hehlerware verkaufte.
Natürlich würde das Ganze keiner näheren Untersuchung standhalten, aber in neunzig Prozent der Fälle nahm man ihnen eine solche Story ohne Weiteres ab.
Plötzlich gingen in der Wohnung im dritten Stock des zweihundert Meter entfernten schäbigen Gebäudes nacheinander alle Lichter aus. Clark schaute mit seinem Feldstecher durch den Regen.
»Es ist erst halb elf. Gehen die schon ins Bett?«
»Vielleicht.«
Wenige Augenblicke später raste ein Renault-Van an ihnen vorbei. Er fuhr direkt vor den Eingang des Zielgebäudes und hielt an.
»Vielleicht auch nicht«, meinte Chavez, brachte seine Kamera auf dem Einbeinstativ in Anschlag und fokussierte sie auf den beleuchteten Bereich neben dem Hintereingang.
Nach einer weiteren Minute trat ein Mann aus der Eingangshalle des Gebäudes, ging zur Wandleuchte neben der Tür hinüber und schraubte deren Glühbirne heraus. Schlagartig wurde es dunkel.
»Scheißkerl«, murmelte Chavez.
Clark schaute weiterhin durch sein thermisches Fernglas und verfolgte die weißglühenden Umrisse des Mannes, als dieser zur Straße weiterging und die Hand des Renault-Fahrers schüttelte. Dann sprach er in ein Handy hinein. Bald darauf kamen vier weitere hell leuchtende Umrisse aus der Hintertür der dunklen Mietskaserne.
Chavez hatte seine Kamera beiseitegelegt und hielt sich jetzt ein Wärmebild-Monokular vors Auge. Die vier Männer trugen Aktentaschen und zogen Rollkoffer hinter sich her.
»Kannst du Rokki identifizieren?«, fragte Chavez.
»Durch diese Wärmebildgeräte ist das kaum möglich«, sagte Clark. Er sah nur, dass die vier alle Anzug und Krawatte trugen.
Der Fahrer des Vans und der Typ, der die Glühbirne herausgeschraubt hatte, halfen ihnen jetzt, die Koffer und Taschen in den rückwärtigen Teil des Lieferwagens zu laden. Als sie die Heckklappe öffneten, ging die Innenbeleuchtung an. Es war zwar immer noch nicht hell genug, um aus dieser Entfernung Fotos zu machen, aber die beiden Amerikaner konnten jetzt zumindest die Männer und ihr Gepäck besser erkennen.
»Sind das Louis-Vuitton-Taschen?«, fragte Chavez, während er durch das Hochleistungsobjektiv seiner Kamera schaute.
»Von so etwas habe ich keine Ahnung«, gab Clark zu.
»Patsy hat mich in London volle zwei Stunden lang Handtaschen anschauen lassen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dasselbe Design hatten. Selbst für Handtaschen muss man oft über tausend Dollar bezahlen. Wie viel müssen dann erst diese großen Rollkoffer gekostet haben.«
Die vier Männer kletterten in den Van und schlossen die Tür, und das Innenlicht ging wieder aus.
»Der Lange könnte Hosni Rokki sein, aber ich bin mir nicht sicher«, sagte Clark.
»Wer immer sie auch sind, sie scheinen zum Charles-de-Gaulle-Flughafen fahren zu wollen.«
»Vielleicht«, erwiderte Clark. »Aber es wäre doch reichlich seltsam, wenn Hosni extra hierherkommt, um sich mit diesen drei Typen zu treffen, und dann sofort wieder heimfliegt. Ich glaube, da läuft etwas ganz anderes.«
»Zu dieser nachtschlafenden Zeit können wir sie kaum verfolgen, ohne aufzufallen«, gab Chavez zu bedenken. »Wenn diese Scherzkekse nur ein wenig von ihrem Handwerk verstehen, werden sie uns entdecken. Wir bräuchten mehrere Fahrzeuge, um uns bei ihrer Beschattung ständig abwechseln zu können.«
Clark schaute zur Einfahrt des Parkplatzes hinüber, auf dem Chavez während seiner Erkundungsrunde das Überwachungsteam bemerkt hatte. »Vielleicht haben wir die ja. Wenn die Franzosen die Zielperson tatsächlich beschatten, steht bestimmt auch eine mobile Verfolgungseinheit bereit. Vielleicht können wir uns dieser einfach als eine Art Trittbrettfahrer anschließen.«
»Wie stellst du dir das vor?«
»Wir halten uns zurück, lassen die Zielperson vorausfahren und richten unsere ganze Aufmerksamkeit auf die DCRI -Fahrzeuge. Wenn wir das geschickt anstellen, können wir ihnen folgen, ohne selbst entdeckt zu werden.«
»Wir verfolgen also die Verfolger.«
»Richtig. Einverstanden?«
Chavez nickte. »Klingt gut.«
Der Renault-Van mit dem Fahrer und den vier Anzugträgern fuhr auf die Straße hinaus und kam Chavez und Clark entgegen. Die
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