Ziel erfasst
Amerikaner ließen ihn vorbeifahren. Sie starteten nicht einmal den Motor, sondern packten in aller Ruhe ihre Ausrüstung zusammen und warteten, bis der Lieferwagen etwa fünfundsiebzig Meter hinter ihnen nach links abbog.
Beide wussten ganz genau, was als Nächstes passieren würde.
»Also gut«, sagte Chavez gelassen. »Mal schauen, wer heute bei der DCRI zur Nachtschicht eingeteilt wurde.«
Einen Augenblick lang war es in dieser dunklen Straße völlig ruhig. Plötzlich schalteten kurz hintereinander drei Fahrzeuge ihre Scheinwerfer ein: Ein alter viertüriger Toyota, der auf dem Parkplatz vor dem nächsten Gebäude rechts von ihnen stand, ein schwarzer Subaru-Kombi auf der anderen Straßenseite, gute hundert Meter von Rokkis verlassener Wohnung entfernt, und ein weißer Citroën-Kleinlaster, der vierzig Meter vor Clark und Chavez vor einem Wohnblock gewartet hatte. Alle drei Fahrzeuge fuhren jetzt auf die Fahrbahn hinaus und bogen dann in drei verschiedene Straßen ab, die jedoch alle nach Süden führten.
Nur Sekunden später preschte ein beigefarbener Citroën aus einem Parkplatz heraus und raste in dieselbe Richtung wie die anderen Autos. Dann war es wieder dunkel und still.
Clark hatte ihren Ford noch immer nicht angelassen, sondern trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad.
Ding war zuerst etwas verwirrt, dann begann es ihm zu dämmern. »Das sah für den französischen Geheimdienst ziemlich amateurhaft aus. Sie wären nicht alle auf einmal auf diese Weise losgefahren. Irgendwo muss da noch einer von ihnen stehen.«
»Genau«, bestätigte Clark. »Da gibt es noch ein Absicherungsfahrzeug. Jemand, der in diesem Moment die Straße hier beobachtet.« Er machte eine Pause. »Wo würdest du dich hinstellen, Ding?«
»Das ist einfach. Ich mag diese Parkgarage, durch die ich vorhin gekommen bin. Wenn ich ohne allzu große Schwierigkeiten hineingelangen könnte, würde ich mich auf die erste obere Parkebene stellen. Von dort aus könnte ich die Straße und Rokkis Wohnung beobachten.«
Exakt in diesem Moment, dreißig Sekunden nachdem das letzte Überwachungsfahrzeug in der Dunkelheit verschwunden war, gingen genau auf dieser ersten Parkebene zwei Scheinwerfer an. Es war ein viertüriges Coupé. Keiner der beiden Amerikaner erkannte mehr als die Motorhaube, die Windschutzscheibe und die hellen Lichter, als der Wagen zurückstieß, umdrehte und dann die Ausfahrtrampe hinunterfuhr, die auf den Boulevard hinausführte.
John Clark ließ den Motor an und fuhr los.
»Gut durchschaut«, sagte Chavez.
»Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.«
»Wohl wahr.«
9
S ie schlossen zu dem Citroën auf. Als sie festgestellt hatten, dass es sich bei ihm um das Deckungsfahrzeug handelte, das die mobile Überwachungseinheit nach hinten absicherte, ließen sie sich einige Autolängen zurückfallen. Der Citroën stand in Funkkontakt mit dem Rest der Gruppe. Die Verfolgungsfahrzeuge vor ihm übernahmen abwechselnd die Rolle des sogenannten Führungsfahrzeugs, wie man den Wagen direkt hinter Rokkis Renault-Van nannte. Andere Autos und Kleinlaster rasten auf Parallelstraßen in dieselbe Richtung, um im Bedarfsfall Lücken in der Verfolgerkette aufzufüllen.
Die beiden Amerikaner hielten ihrerseits ständig Ausschau nach eventuellen weiteren Fahrzeugen der französischen Sicherheitstruppe, die sie vorhin vor der beobachteten Wohnung vielleicht nicht bemerkt hatten.
Eine Zeit lang vermuteten sie, dass sich ein brauner Bäckereilieferwagen an der Verfolgung beteiligen würde. Er wechselte ständig die Spur und schien alle Bewegungen des beigen Citroëns zu imitieren. Schließlich bog er jedoch auf die Zufahrt zu einer Großbäckerei ein und hielt vor einer Verladerampe an.
Als Nächstes fiel ihnen ein schwarzes Suzuki-Motorrad auf, das von einem Mann in schwarzer Lederkluft und mit einem schwarzen Helm gelenkt wurde. Motorräder waren für solche Verfolgungsoperationen auf verstopften Großstadtstraßen ideal. Zwar tauchten immer wieder andere Motorräder auf, aber die Suzuki hatten sie bereits ein paar Minuten nach dem Verlassen ihrer Beobachtungsposition bemerkt. Sie beschlossen, sie im Auge zu behalten.
Bereits nach fünf Minuten bekamen Chavez und Clark eine Antwort auf die Frage, ob ihre Zielperson auf dem Weg zum Flughafen war, als das Verfolgungsfahrzeug auf der Autoroute du Nord nach Süden weiterfuhr.
»Der Flughafen liegt in der anderen Richtung«, sagte Clark. »Wir sind auf dem Weg in die Stadt.«
»Für
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