Ziel erfasst
wenden.« Jack Ryan machte eine Pause und zuckte die Achseln. »Solche neuen Entwicklungen könnten wir auch im Nahen und Mittleren Osten brauchen, wie mir jeder im Saal bestätigen wird.«
Viele im Publikum klatschten.
Ramirez wandte sich wieder an Kealty. »Sie haben für eine Erwiderung dreißig Sekunden Zeit, Mr. President, dann müssen wir zu einem neuen Thema übergehen.«
Ed Kealty nickte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Jetzt kommt etwas, das Sie nicht allzu oft hören, Josh. Tatsächlich stimme ich meinem Kontrahenten zu. Wir brauchen etwas, was, wie er es nannte, das Blatt dort wendet. Ich wollte dies heute Abend eigentlich nicht enthüllen, aber das Justizministerium hat mir vorhin sein Einverständnis gegeben. Ich werde deshalb diese Gelegenheit nutzen, um zu verkünden, dass unsere Strafverfolgungsbehörden in Zusammenarbeit mit dieser Regierung kürzlich Saif Rahman Yasin, besser bekannt als ›Emir‹, gefangen genommen haben.«
Kealty wartete, bis sich die Überraschung im Publikum etwas gelegt hatte, dann fuhr er fort: »Yasin hat hier in unserem Land Dutzende von Amerikanern getötet. Weltweit ist er für den Tod von Hunderten von Amerikanern und Angehörigen anderer Nationen verantwortlich. Er befindet sich jetzt auf US-amerikanischem Boden in US-amerikanischem Gewahrsam. Ich glaube, wir werden bereits in den nächsten Stunden ein Foto von ihm veröffentlichen, das meine Angaben bestätigen wird. Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich dies bisher nicht enthüllt habe, aber Sie können sich bestimmt vorstellen, auf wie viele Sicherheitsbedenken wir hier Rücksicht nehmen mussten und wie viele Dinge hier zu beachten waren. Deshalb haben wir auch etwas gewartet …«
Die dreißig Sekunden waren längst um, aber Ed Kealty fing gerade erst an.
»… bis wir die Sache veröffentlicht haben. Josh, ich werde jetzt nicht alle Einzelheiten über Yasins Gefangennahme, seine Haftbedingungen und seinen gegenwärtigen Aufenthaltsort erörtern können, dies würde die Sicherheit der tapferen Männer und Frauen gefährden, die an dieser Operation beteiligt waren. Ich kann jedoch bestätigen, dass ich lange mit dem Justizminister über diesen Fall gesprochen habe und wir beide Mr. Yasin so schnell wie irgend möglich vor Gericht bringen wollen. Wir werden ihn wegen der Verbrechen anklagen, die er hier in den Vereinigten Staaten in Colorado, Iowa, Utah und Virginia begangen hat. Justizminister Brannigan wird festlegen, wo der Prozess stattfinden wird, aber es wird auf jeden Fall in einem dieser vier Staaten sein.«
Jack Ryan behielt einen kühlen Kopf. Er lächelte sogar ganz leicht und nickte angenehm überrascht. Freundliches Gesicht, Jack, befahl er sich immer wieder. Er hatte gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Er wusste, dass der Emir in Haft war. Zuerst hatte er vermutet, dass seine Gefangennahme aus Sicherheitsgründen geheim gehalten werde, wie es Ed Kealty gerade behauptet hatte. Aber Arnie van Damm war sich von Anfang an sicher gewesen, dass Kealty den Emir auf Eis hielt, bis er ihn im Wahlkampf zu seinem Vorteil einsetzen konnte. Damals, vor vielen Monaten, hatte Jack seinem Wahlkampfmanager nicht geglaubt. Er hatte Arnie nur für noch zynischer gehalten als gewöhnlich.
Das hatte sich jetzt geändert. Van Damm hatte klipp und klar vorausgesagt, dass Ed Kealty den Emir in einer Debatte, wahrscheinlich der zweiten oder dritten, aus dem Ärmel ziehen werde.
Jack hätte jetzt gerne nach rechts geschaut und Blickkontakt mit Van Damm aufgenommen. Er brauchte seine gesamte Willenskraft, um dies nicht zu tun. Er wusste, dass dieser »Blick« von den Medien, die auf Kealtys Seite standen, ausgeschlachtet werden würde. Die New York Times würde morgen mit der Schlagzeile aufmachen: »Ryan schaut sich nach Hilfe um.«
Wenn sie diese Schlagzeile nicht sogar schon gebracht hatten. Es war schwer, sich an alle Negativmeldungen zu erinnern.
Ryan blieb also ganz ruhig sitzen. Er hatte sich sogar Präsident Kealty zugewandt, als ob er von der ganzen Sache zum ersten Mal hören würde. Innerlich stöhnte er über die Behauptung, dass Eds Regierung an der Ergreifung des meistgesuchten Mannes der Welt beteiligt gewesen sei. Ryan hatte keinen Zweifel, dass die improvisiert wirkende Art, wie Kealty die ganze Sache hier eingebracht hatte, pure Absicht war.
Ryan konzentrierte sich auf sein Pokergesicht, während er über die Gefangennahme des Emirs nachdachte. Es musste jetzt etwa zehn Monate
Weitere Kostenlose Bücher