Ziel erfasst
Bart?«
»Ein Islamist in den pakistanischen Streitkräften. Du weißt vielleicht, dass die Armee dort zutiefst gespalten ist. Die einen erstreben eine theokratische Herrschaft. Die anderen sind zwar auch gute Muslime, wollen jedoch eine Nation mit einer weltlichen Demokratie. Diese beiden Lager gibt es in Pakistan bereits seit sechzig Jahren. Die Anhänger einer theokratischen Regierung heißen bei uns seit Langem ›Bärte‹.«
»Also ist Rehan Verfechter einer weltlichen Regierung?«
»Aufgrund des wenigen, das wir über diesen Mann wissen, nahm die CIA das bisher an. Allerdings besitzen wir außer dem Namen und einem Foto überhaupt keine biografischen Angaben über diesen Mann. Wir wissen nur, dass er vor einem Jahr vom Oberst zum Brigadegeneral befördert wurde. Jetzt, wo du mir gezeigt hast, dass er auch Abu Kashmiri ist, lehne ich mich aus dem Fenster und behaupte, dass sich die CIA geirrt hat. Kashmiri war bestimmt kein Antiklerikaler.«
Jack nippte an seinem Diet Coke. Er selbst war sich nicht sicher, wie wichtig diese Information überhaupt war, aber Mary Pat schien sie richtiggehend zu beflügeln.
»Jack, ich bin wirklich froh, dass ihr an dieser Sache gearbeitet habt.«
»Wirklich? Warum?«
»Weil ich ein wenig besorgt war, du könntest etwas mit dieser Schießerei in Paris zu tun haben. Natürlich nicht du persönlich, aber Chavez und Clark. Aber wenn ihr in Kairo recherchiert habt, konntet ihr ja nicht gleichzeitig in Paris einen Einsatz durchführen.«
Ryan lächelte nur. »He, ich kann dir nicht erzählen, worin wir verwickelt sind und worin nicht. Quellen und Methoden sind geheim, heißt es nicht so?«
Mary Pat Foley legte den Kopf etwas schief. Jack merkte, dass sie gerade aus ihm schlau zu werden versuchte.
Er wechselte schnell das Thema. »Also … Melanie ist Single und lebt in Alexandria, nicht?«
25
J udith Cochrane setzte sich an den kleinen Tisch vor dem Fenster in Saif Rahman Yasins Zelle. Er selbst saß auf seinem Bett. Auf seinem Schoß lagen ein Zeichenblock und ein Bleistift. Als er seine Anwältin bemerkte, kam er zum Fenster und setzte sich auf den Hocker. Notizblock und Bleistift brachte er mit.
Er nickte ihr lächelnd zu und hob den Hörer des roten Telefons auf dem Boden ab.
»Guten Morgen«, begrüßte ihn Cochrane.
»Vielen Dank, dass Sie mir Papier und Bleistift beschafft haben.«
»Nicht der Rede wert. Das war doch ein angemessener Wunsch.«
»Trotzdem, mir hat das viel gebracht. Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar.«
»Ihr Haftprüfungsantrag wurde abgelehnt«, sagte Cochrane. »Das war zu erwarten, aber wir mussten ihn einreichen.«
»Das hat keine Bedeutung. Ich habe nicht erwartet, dass sie mich gehen lassen.«
»Als Nächstes werde ich bei Gericht einen Antrag stellen, dass man Ihnen gestattet …«
»Miss Cochrane, können Sie zeichnen?«
Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte. »Zeichnen?«
»Ja.«
»Also … nein. Eigentlich nicht.«
»Mir macht das große Freude. Ich habe ganz kurz in England an einer Universität Kunst studiert und es später dann als Freizeitbeschäftigung weiterbetrieben. Normalerweise fertige ich Architekturzeichnungen an. Mich faszinieren die weltweiten Gebäudestile.«
Judith wusste nicht, worauf er hinauswollte. »Ich könnte vielleicht dafür sorgen, dass Sie echtes Zeichenpapier von besserer Qualität bekommen, wenn Sie das möchten, oder …«
Aber Yasin schüttelte den Kopf. »Dieses Papier ist absolut in Ordnung. In meiner Religion ist es eine Sünde, das Gesicht eines Lebewesens zu fotografieren oder zu zeichnen.« Er hielt den Bleistift in die Höhe, als würde dies seine Aussage bekräftigen. » Wenn man es nicht aus einem bestimmten Grund tut. Es ist keine Sünde, wenn man es tut, um sich aus einem wichtigen Grund ein Gesicht zu merken.«
»Ich verstehe«, sagte Cochrane, obwohl sie keine Ahnung hatte, warum er ihr das alles erzählte.
»Ich möchte Ihnen einige meiner Arbeiten zeigen, und dann werde ich Ihnen vielleicht etwas über Kunst beibringen.« Der Emir holte aus seinem Zeichenblock vier Blätter heraus, die er bereits abgerissen hatte. Er hielt sie nacheinander an das dicke, kugelsichere Glas. »Judith Cochrane, wenn Sie mich in dieser Sache wirklich vertreten wollen, wenn Ihre Organisation tatsächlich Ihr Land zur Verantwortung ziehen möchte, wenn es seine eigenen Gesetze bricht, dann müssen Sie diese Bilder kopieren. Wenn Sie sie auf dem Tisch dort mit Ihrem eigenen
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