Ziel erfasst
Einmannoperation. Sie fliegen rüber, treffen sich mit diesem ISI-Major und verschaffen sich einen Eindruck von ihm und seiner Geschichte. Treffen Sie keine Abmachungen, schauen Sie nur, was er uns anbietet. In diesem Geschäft vertrauen wir niemand, aber Embling ist uns als grundsolide bekannt. Außerdem bringt er seit einem halben Jahrhundert Leute zum Reden, deshalb nehme ich an, dass er gelernt hat, jede Desinformation zu erkennen. Ich glaube, die Chancen stehen in diesem Fall gut. Und je mehr wir über Rehan erfahren, desto besser.«
Das Treffen war kurz darauf zu Ende, aber Hendley und Granger baten Driscoll, noch einen Augenblick dazubleiben. »Meinen Sie, Sie packen das?«, fragte Granger.
»Kein Problem.«
»Gehen Sie jetzt hinunter zur Versorgungsabteilung. Dort bekommen Sie Ihre Ausweise, Kreditkarten und etwas Bargeld.« Granger schüttelte Driscoll die Hand und sagte dann noch: »Also, ich werde Ihnen hier nichts erzählen, was Sie nicht bereits wissen, aber Peschawar ist ein gefährliches Pflaster, das jeden Tag gefährlicher wird. Bleiben Sie also jederzeit extrem wachsam, okay?«
Nein, Sam Granger erzählte Sam Driscoll tatsächlich nichts Neues, aber er wusste die Besorgnis seines Chefs zu schätzen. »Da rennen Sie bei mir offene Türen ein, Boss. Bei meinem letzten kleinen Ausflug nach Pakistan flog mir die Scheiße um die Ohren. Auf eine weitere solche Erfahrung kann ich gut verzichten.«
Driscoll hatte vor etwas mehr als einem Jahr bei einem Einsatz die Grenze nach Afghanistan überquert und war mit einer ernsten Schulterverletzung zurückgekehrt. Außerdem musste er hinterher eine Reihe von Briefen an die Eltern der Männer schreiben, die es nicht mit zurückgeschafft hatten.
Granger nickte nachdenklich. »Wenn der ISI wirklich einen Staatsstreich plant, würde es ziemlich viel Staub aufwirbeln, wenn ein Amerikaner sich plötzlich zu sehr für diese Sache interessiert. Befragen Sie also Embling und seinen Major und kommen Sie danach sofort zurück. Okay?«
»Klingt gut!«, sagte Sam.
26
B rigadegeneral Riaz Rehan von der Joint Intelligence Miscellaneous Division des pakistanischen Inter-Services Intelligence Directorate gab auf dem Rücksitz seines silbernen Mercedes eine beeindruckende Figur ab. Der schlanke und kerngesunde Sechsundvierzigjährige war eins achtundachtzig groß. Sein rundes Gesicht zierte neben einem kurz geschnittenen Kinnbart ein imposanter Schnurrbart. In Pakistan trug er meist Uniform, in der er ziemlich einschüchternd wirkte. Hier in Dubai strahlte er jedoch auch in seinem westlichen Straßenanzug und seiner Regimentskrawatte Macht und Einfluss aus.
Rehans hiesiges Anwesen war eine ummauerte zweistöckige Luxusgartenvilla mit vier Schlafzimmern und einem großen überdachten Schwimmbad. Sie lag am Ende einer langen sichelförmigen Straße auf Palm Jumeirah, einer der fünf künstlichen Halbinseln vor der Küste von Dubai.
Früher gab es in Dubai weit weniger solcher Meergrundstücke, da die Natur das Emirat nur mit Stränden in einer Gesamtlänge von sechzig Kilometern bedacht hatte. Der Scheich von Dubai wollte sich jedoch nicht mit den geografischen Beschränkungen seines Landes abfinden und begann die Küstenlinie durch Landgewinnungsmaßnahmen in gewaltigem Umfang zu verändern. Wenn die fünf geplanten Halbinseln erst einmal fertiggestellt waren, würde sich die Küste des Landes um mehr als 885 Kilometer verlängern.
Rehans Luxuslimousine bog in die Al Khisab ein, eine von stattlichen Villen gesäumte Straße, die aus großer Höhe gesehen wie der oberste linke Wedel einer stilisierten Palme wirkte, der Grundform der künstlichen Halbinsel. Plötzlich klingelte Rehans Handy. Der Anrufer war sein Stellvertreter, Oberst Saddiq Khan.
»Guten Morgen, Oberst.«
»Guten Morgen, General. Der Alte aus Dagestan ist jetzt da.«
»Richten Sie ihm für die Verspätung meine Entschuldigung aus. Ich werde in ein paar Minuten eintreffen. Wie ist er denn so?«
»Er ist wie mein verrückter alter Großvater.«
»Wieso wissen Sie, dass er kein Urdu spricht?«
Khan lachte. »Er sitzt bereits im Hauptspeisezimmer. Ich bin im ersten Stock. Aber ich bezweifle tatsächlich, dass er Urdu spricht.«
»Also gut, Saddiq. Ich werde mit ihm sprechen und ihn dann wegschicken. Ich bin zu beschäftigt, um mich von einem alten Mann aus den russischen Bergen anschreien zu lassen.«
Rehan legte auf und schaute auf die Uhr. Sein Mercedes fuhr langsamer, um auf der engen Straße
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