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Ziel erfasst

Ziel erfasst

Titel: Ziel erfasst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ein Fahrzeug seiner Leibwache vorbeifahren zu lassen, das ihnen bisher gefolgt war und jetzt zum Haus vorauspreschte.
    Rehan ließ sich auf jeder Auslandsreise von einer zwölfköpfigen Leibwache begleiten. Deren Mitglieder waren alles ehemalige Special-Services-Group-Soldaten, die von einem südafrikanischen Unternehmen zu Personenschützern ausgebildet worden waren. Trotz seiner großen Begleitmannschaft fiel Rehan nicht allzu sehr auf, wenn er in Dubai unterwegs war. Er stopfte seinen eigenen Wagen niemals mit zu vielen Männern voll. Nur sein Fahrer und sein Chefleibwächter saßen neben ihm in seiner Limousine oder seinem Geländewagen. Die anderen zehn benutzten mehrere unauffällige , ungepanzerte Autos, die die Fahrzeuge ihres Chefs zwar immer begleiteten, dabei aber ständig ihre Position und Reihenfolge wechselten, eine Zeit lang voraus-und dann wieder hinterherfuhren.
    Ein General der pakistanischen Streitkräfte würde selbst als hoher Kommandeur des ISI normalerweise nicht von einem ausländischen Stützpunkt aus operieren, vor allem wenn dieser eine solch beeindruckende Adresse wie Palm Jumeirah, Dubai, Vereinigte Arabische Emirate, hatte. Aber nichts im Leben und der Karriere des Riaz Rehan war bisher »normal« verlaufen. Er lebte und arbeitete in diesem Anwesen auf Palm Island, weil er reiche Förderer am Persischen Golf hatte, die ihn seit den Achtzigerjahren unterstützten. Rehan hatte diese Gönner, weil er seit dreißig Jahren als eine Art Wunderkind in der Welt der Terrororganisationen galt.
    Rehan wurde in der pakistanischen Provinz Punjab geboren. Seine Mutter stammte aus Kaschmir, sein Vater aus Afghanistan. Dieser besaß ein mittelgroßes pakistanisches Fuhrunternehmen, war jedoch auch ein treu ergebener Anhänger des Islamismus. Kurz nachdem im Jahr 1980 russische Speznaz-Fallschirmjäger über Kabul abgesprungen und russische Bodentruppen in Afghanistan eingefallen waren, reiste der vierzehnjährige Riaz zusammen mit seinem Vater nach Peschawar, um Lkw-Konvois zu organisieren, die den jenseits der Grenze kämpfenden Mudschaheddin Nachschub lieferten. Rehans Vater stellte aus eigenen Mitteln einen Konvoi zusammen, der die afghanischen Aufständischen mit leichten Waffen, Reis und Medikamenten versorgen sollte. Er ließ seinen Sohn in Peschawar zurück und machte sich mit seiner Ladung in sein Geburtsland auf.
    Einige Tage später war sein Vater tot. Während eines russischen Luftangriffs auf seinen Konvoi auf dem Khyberpass wurde er in Stücke gerissen.
    Als der junge Riaz vom Tod seines Vaters hörte, machte er sich an die Arbeit. Er stellte mithilfe seines großen Organisationstalents die nächste Waffenlieferung zusammen und führte sie selbst über die Grenze. Dabei bediente er sich einer Eselskarawane, um die Todesstraße zu umgehen, die der Khyberpass inzwischen geworden war. Stattdessen zog er über Saumpfade genau Richtung Norden über den Hindukusch nach Afghanistan. Dabei war es wohl jugendliche Selbstüberschätzung und sein unverbrüchlicher Glaube an Allah, die ihn diese Berge im eiskalten, schneereichen Februar überqueren ließen. Tatsächlich kam die Karawane völlig unbehelligt im Nachbarland an. Obwohl er nur alte britische Lee-Enfield-Armeegewehre und Winterdecken für die Mudschaheddin dabeihatte, erfuhr die ISI-Führung bald von den kühnen Unternehmungen des Jungen.
    Bereits bei seiner dritten Gebirgsüberquerung half ihm der ISI mit Informationen über die russischen Truppen in diesem Gebiet. Einige Monate später beglichen mächtige und wohlhabende wahhabitische Araber aus den ölreichen Golfstaaten die Rechnungen für seine Lieferungen.
    Mit sechzehn brachte Riaz dann riesige Konvois mit Kalaschnikows und 7,62-mm-Munition über die Berge zu den Rebellen. Als die CIA im Jahr 1986 dem ISI in Peschawar die ersten schultergestützten Stinger-Raketen zur Verfügung stellte, wurde der einundzwanzigjährige Punjabi damit betraut, die Hightech-Waffen über die Grenze zu den Raketen-Crews zu bringen, die bereits entsprechend ausgebildet worden waren und jetzt nur noch auf ihre Waffen warteten.
    Nach Kriegsende entschloss sich der ISI, Rehan zu einem internationalen Spitzenagenten auszubilden. Er schickte ihn nach Saudi-Arabien auf die Schule, damit er dort sein Arabisch verbesserte, und danach nach London, wo er sich westliche Sitten und Gebräuche aneignen und Ingenieurwissenschaft studieren sollte. Nach seiner Rückkehr aus Europa trat er dem Offizierskorps der

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