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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Schicht? Und der leere Raum?“
    „Du verlangst doch wohl von mir nicht eine fertige Erklärung für alles?“ fragte Elber stirnrunzelnd.
    „Ich bin überzeugt, du bringst das auch, wenn du noch ein bißchen grübelst“, sagte Dela lachend.
    Aber Elber war so in seine Gedanken vertieft, daß er die Ironie nicht merkte. „Laß mal sehen“, fuhr er fort, „vielleicht ist die Dela-Schicht ein Signal für anfliegende Objekte? Vielleicht - nein, das wäre wohl doch zu aufwendig, wo ein kleines, gerichtetes Signal genügt. Aber.... aber vielleicht bedeutet das Ausbleiben der Schwankungen den Anfang einer Sternkatastrophe, und sie haben das System verlassen? Na ja, könnte man aber nicht davon sprechen, daß sie den Stern steuern...“
    „Und wie wär’s denn mit folgendem?“ fragte Dela. „Das gesamte System ist ein intelligentes Wesen, die Dela-Schicht seine Haut, der Beteigeuze das Herz, der Planet das Gehirn?“
    „Du nimmst mich nicht ernst“, sagte Elber verdrossen. „Ich möchte doch gar keine großen Theorien erfinden; was ich will, ist doch nur, daß man solche Möglichkeiten berücksichtigt und auch danach sucht - auch, nicht ausschließlich!“
    „Junge, du bist ein Feuerkopf, du solltest Vesuvio heißen und nicht Elber!“
    Elber winkte ab, aber dann fiel ihm auf, daß dieser Satz gar nicht ironisch geklungen hatte. Er sah Dela an. Ihr Gesicht drückte etwas aus, was er für Zustimmung nahm, und das wunderte ihn, da sie ihm doch in allem widersprochen hatte.
    Ein Glockensignal ließ alle auffahren. Die Beratung war zu Ende, sie wurden in die Zentrale gerufen.
    Eine der Zwillingsschwestern gab Elber im Vorbeigehen einen Knuff und sagte: „Na, Planetologe, kommst du nun auf deinen Planeten oder nicht?“
    Atacama machte es kurz. „Wir gehen folgendermaßen vor“, berichtete sie. „In zwei Tagen trennt sich die Basisfähre vom Raumschiff und fliegt zum Planeten, wo die Basis errichtet wird. Ob auf einer niedrigen Parkbahn oder auf dem Boden des Planeten, wird an Ort, und Stelle entschieden. Das Raumschiff fliegt eine Schleife, damit wir aus größerer Nähe den nachlaufenden Librationspunkt des Zwergs vermessen können. Von da aus fliegen wir zum Planeten und überholen auf einer Parkbahn das Transitsystem.
    Und nun noch eine Bemerkung: Wir haben drei Aufgaben - messen, messen und noch einmal messen. Dazu brauchen wir vor allen anderen Eigenschaften Geduld und Enthusiasmus.“

2
    Von weitem machte der Planet einen freundlichen Eindruck. Er hatte den vierfachen Durchmesser der Erde und eine etwas größere Dichte, am Boden mußte das Körpergewicht fünfmal so groß sein wie daheim, das ließ sich notfalls auch eine Weile ertragen, Basismannschaften waren auf so etwas trainiert. Eine Rotationsperiode von etwas über vier Erdentagen bei senkrechter Stellung der Achse zur Bahnebene verhieß regelmäßige, nicht zu starke Winde. Überhaupt schien das Klima mild zu sein - keine tobenden Naturkräfte, fast irdische Temperaturen mit geringerem Abfall vom Äquator zu den Polen, und vor allem: Land und Meer, Pflanzenwuchs, Sauerstoff in der Atmosphäre.
    In etwa fünfzehn Kilometer Höhe, vermutlich in der Tropopause, gab es eine merkwürdige Dunstschicht, die nirgends unterbrochen war und im Normallicht weiß schimmerte. Unerklärliche Erscheinungen, sonst bei fremden Planeten die Regel, gab es hier bisher kaum - höchstens, daß diese Dunstschicht von sehr langwelligen Schwingungen durchlaufen wurde, für die keine Ursache zu erkennen war. Bei alldem stand schon jetzt und ohne große Diskussion fest, daß man die Basisarbeit auf dem Boden des Planeten ausführen würde.
    Vor sechs Tagen, das war also am zwanzigsten Tag nach dem Transit, hatte sich die Fähre vom Raumschiff getrennt und unter ständigem Bremsen Kurs auf den Planeten genommen. Das Raumschiff dagegen lenkte seinen Flug zur anderen Seite, in Richtung auf den Beteigeuze; es sollte bis zur halben Distanz Zwerg - Riese vordringen und von da aus den nachlaufenden Librationspunkt auf der Bahn des Zwergs anfliegen, in einer Kurve, die es schließlich zum Planeten bringen würde.
    Eine Basisfähre hat ihr eigenes Antriebssystem, aber sie ist nicht so luxuriös ausgestattet wie ein Raumschiff; sie hat nur einen einzigen Gravitonengenerator, und der kann jeweils nur eine von drei Funktionen erfüllen: entweder als Antrieb arbeiten oder als Abschirmung oder, drittens, zur Aufrechterhaltung eines irdisch-normalen Schwerefeldes im Innern und in der

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