Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
Umgebung der Fähre dienen.
    Dieser Umstand machte einige unangenehme Manöver nötig, die der Basisgruppe jetzt bevorstanden. Sechs Tage lang hatte die Basisfähre gebremst, aber nur so schwach, daß der entstehende Andruck nicht erheblich über der irdischen Schwere lag. Als Folge davon war die Geschwindigkeit jetzt immer noch viel größer als auf einer Parkbahn um den Planeten. Mit dem höchstmöglichen Bremsschub würde die Fähre am Planeten vorbeifliegen und sich weit, weit von ihm entfernen, und die Rückkehr, immer noch unter Bremsen, würde viele Tage dauern - statt dessen mußte jetzt die Exosphäre zum Bremsen ausgenutzt werden. Zu dem Zweck wurde der Generator auf Abschirmung umgeschaltet, und das Schirmfeld erhielt eine tragflächenähnliche Form, so daß ein Auftrieb entstand, aber nicht nach oben wie bei einem Flugzeug, sondern umgekehrt: in Richtung auf den Boden. Zusammen mit der Anziehungskraft des Planeten zwang dieser Abtrieb die Fähre in eine Kreisbahn innerhalb der höchsten Schichten der Atmosphäre, und die bremste zugleich den Flug. Hirosh hatte sich der Basisgruppe angeschlossen, erstens, weil es so üblich war, das Raumschiff hatte die bessere Verpflegungsautomatik, und die persönlichen Belastungen waren in der Basisgruppe größer; und zweitens und vor allem, weil Hirosh ein belebter Planet tausendmal mehr interessierte als die ganze Astronomie.
    Unangenehm waren diese Manöver deshalb, weil sie sich eben nie bis in die letzte Einzelheit vorausberechnen ließen - sie hingen zu sehr von der Dichte der Hochatmosphäre ab, und die würde erst genau ermittelt werden, wenn man in sie eintauchte, und außerdem konnte sie schwanken, Strömungen waren zu vermuten. Es stand also nicht ein bequemer, programmgesteuerter Anflug wie mit einem Raumschiff bevor, sondern eine anstrengende Prozedur - so strapaziös, daß alle in die Schutzwannen geschickt wurden, die nicht direkt in der Zentrale zu tun hatten; das waren in diesem Fall die Zwillinge. Einer mußte steuern - Woleg; einer zur Reserve dasein - Elber; und der Arzt war erforderlich, um den Zustand beider unter Kontrolle zu haben; zeitweilige Ausfälle waren bei dieser Art Flugoperation nicht selten.
    „Anschnallen“, sagte Woleg, mehr der Form halber, denn natürlich waren die drei schon angeschnallt. „Ich schalte den Generator auf Schirm!“ Er atmete tief durch - endlich begann die Arbeit der Basis.
    Der kleine, kräftige Mann mit den grauen Schläfen fühlte sich im Raumschiff jedesmal gehemmt, vor allem durch seinen eigenen übertriebenen Respekt vor den Wissenschaftlern, für die er arbeitete. Oft hatte er sich gesagt, daß das unsinnig sei, aber immer wieder ordnete er sich selbst unter, auch in Fällen, wo das nicht notwendig war. Das blieb so, bis die Arbeit der Basis begann. Dann wurde er der umsichtige Leiter: kühn, wo Kühnheit angebracht war, und vorsichtig, wenn Vorsicht vonnöten. Er konnte konsequent sein und nachgiebig, zögernd oder energisch, er wies mit Nachdruck an oder ließ mit sich reden - je nachdem, was erforderlich war; kurz: er wurde zu einer Autorität, die alle anerkannten.
    Sie näherten sich aus Richtung der Bahnachse - nach ihrer eigenen Festlegung von Norden - und steuerten die Nachtseite des Planeten an, den sie dann zirkumpolar umflogen. Bisher kannten sie nur die Nordhalbkugel und einen schmalen Streifen der Äquatorzone, da sie nicht ganz senkrecht von oben kamen. In der Äquatorzone aber mußten sie landen, weil man nur dort einen ortsfesten, einen synchronen Satelliten starten konnte. Sie hatten auch schon ein Zielgebiet festgelegt, an einer Meeresküste, weil Wasser die am einfachsten zu handhabende Materialquelle für den Energieträger war.
    Jetzt begann die Fähre zu rütteln. Woleg veränderte das Feld um eine Winzigkeit - sie lag still. Hirosh spürte aber nun, wie sein Körper allmählich an Gewicht gewann.
    Elber hatte gerechnet. „Sieht nicht schlecht aus“, erklärte er. „Mit drei Stürzen müßten wir es schaffen.“
    „Ich nehme die ersten zwei“, sagte Woleg. Jeder von den drei Männern wußte, was diese Entscheidung bedeutete, und jeder hieß sie bei sich gut.
    Vor allem Hirosh, der zum erstenmal mit den beiden flog, konnte daraus entnehmen, wie gut sie aufeinander eingespielt waren. Die Stürze, von denen da die Rede gewesen war, das waren Intervalle, in denen die Fähre so tief in die Hochatmosphäre eintauchte, wie Menschen und Material das irgend aushielten. Dabei waren die

Weitere Kostenlose Bücher