Zielstern Beteigeuze
widersprach die CE. „Der Planet kreist um den Zwerg!“
„Ja, aber...“, sagte Kiliman, brach jedoch sofort ab, weil er nun endlich erkannte, daß es dieses Aber war, das die beiden so aus der Fassung gebracht hatte. Es gab für diese Übereinstimmung nicht die Spur einer vernünftigen Erklärung, und doch mußte es eine geben, sie konnte nicht zufällig sein, soweit er die Sache beurteilen konnte. „Da bleibt uns wohl zunächst nichts übrig, als zu prüfen, wie genau die Übereinstimmung denn nun wirklich ist“, fügte er hinzu.
Der Rat der Chefs hatte sich zurückgezogen: Atacama, Kiliman und Woleg. Es war das erstemal und würde wohl auch das letztemal sein auf dieser Reise. Wenigstens nahmen das alle an, denn solche Beratungen in aller Form schrieb der Brauch nur vor, wenn es ernste Meinungsverschiedenheiten gab. Und die gab es freilich. Auf dem Annäherungskurs war bald der Zeitpunkt erreicht, an dem man über eine bestimmte Variante des Weiterflugs und damit überhaupt über den Plan der weiteren Arbeiten entscheiden mußte.
Die Besatzung wußte, daß Woleg eine Stillegung des Raumschiffs für nötig hielt, und die Basisleute kannten auch genau die gewichtigen Gründe dafür, denn sie hatten sie ja bei der Untersuchung des Transitteils ermittelt. Jeder wußte aber auch, daß die CE sich mit Händen und Füßen gegen alles sträuben würde, was die Arbeitsmöglichkeiten der Expedition beschnitt. Doch natürlich vertrauten alle den Chefs, daß sie die richtige Variante herausfinden würden, und mancher war sogar froh, sich darüber nicht den Kopf zerbrechen zu müssen.
Elber allerdings erwartete den Ausgang der Beratungen mit wachsender Erregung. Er war auf und ab gelaufen, hatte sich wieder hingesetzt, und erst als Delawara sich neben ihn setzte, beherrschte er sich etwas besser. Er mochte sie mit einer störrischen Zurückhaltung, mit der er unbewußt auf ihre Sachlichkeit reagierte. Jedenfalls freute er sich immer, wenn sie in der Nähe war, und jetzt besänftigte sie seine Unruhe und beflügelte seine Gedanken.
„Sie beraten und beraten, aber das Wichtigste erwägen sie nicht einmal, wollen wir wetten?“ sagte er unmutig.
„Du reitest wieder dein Steckenpferd?“ fragte Dela lächelnd.
„Steckenpferd, Steckenpferd!“ erwiderte er, aber er konnte der Aufforderung, die in Delas Frage steckte, nicht widerstehen und setzte zu einer ernsthaften Argumentation an. „Für die Dela-Schicht gibt es keine natürliche Erklärung?“ fragte er dann demonstrativ. „Ich meine, keine, die irgendeiner denkbaren Himmelsmechanik entspricht, richtig?“ Dela nickte.
„Sprich aus, daß das richtig ist!“ forderte Elber.
„Es ist richtig“, sagte Dela.
„Weiter - das gleiche gilt für den freien Raum, richtig?“
„Richtig.“
„Die Umlaufzeit des Planeten stimmt mit der früheren Leuchtkraftperiode überein, errechnet mit einer Genauigkeit von plus minus einer Stunde. Diese Übereinstimmung ist unnatürlich, richtig?“
„Auch richtig.“ Dela entschloß sich zu einer spaßigen Bemerkung, um Elbers grimmigen Ernst etwas zu mildern. „Die Natur ist schlampig, sie macht alles so, daß es funktioniert, aber sieht nicht auf die Sekunde.“
„Aber die Übereinstimmung geht noch weiter, wird noch absurder: Der Planet steht auf seiner Bahn exakt zwischen Zwerg und Beteigeuze zu dem Zeitpunkt, an dem früher die größte Leuchtkraft lag. Weiß ich von dir, muß also richtig sein.“
„Richtig.“
„Und für das alles gibt es sofort ein Dutzend möglicher Erklärungen, wenn man annimmt, daß es das Werk einer hochentwickelten Zivilisation ist.“
„Zum Beispiel?“ Dela wußte, daß sie mit dieser Frage Wasser auf die Mühlen von Elbers Phantasie gab, aber sie wußte auch, daß er gerade das jetzt brauchte.
„Nehmen wir zum Beispiel das letzte Problem. Wenn der Planet tausendmal größer wäre, könnte man Gezeitenkräfte als Ursache der Schwankung ansehen. Aber der Planet ist zu klein, und außerdem haben die Schwankungen aufgehört.“
„Richtig. Und weiter?“
„Mal angenommen, eine Gesellschaft ist auf diesem Planeten herangewachsen, früher als bei uns, sie hat gelernt, die himmelsmechanischen Prozesse zu beherrschen, nicht einfach auszunutzen wie wir, sondern wirklich zu beherrschen. Die Leuchtkraftschwankungen des Beteigeuze erzeugen fürchterliche Klimaschwankungen auf dem Planeten. Was also tun sie, sobald sie dazu in der Lage sind? Sie regulieren den Stern!“
„Und die
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