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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Zeitrafferaufnahme vom Wachstum eines Grases, und ebendas war es, was Elber immer wieder zu Bewunderung hinriß, es schien ihm mehr über sein Zeitalter auszusagen als das modernste Raumschiff, weil es die Automatisierung sozusagen auf das Einfachste reduzierte: Energie plus Material plus Programm. Und was der Mensch dazutat, war Formgefühl, spielerisch-ästhetische Korrektur, er brauchte dazu nur Augen und Hände, seine natürlichen Sinne und Werkzeuge, und der Prozeß nahm diese Korrekturen als übergeordnete Weisungen an. Da wuchs ein Halm etwas langsamer - Elber faßte ihn mit zwei Fingern am oberen Teil, der schon erkaltet war, und zupfte dran - so, jetzt beeilte er sich mit dem Wachsen und würde die anderen einholen.
    Die Halme waren jetzt etwa einen Meter hoch. Elber holte ein Knäuel aus der Tasche und band einen Faden an die Spitze eines Halms. Dann wickelte er das Knäuel so weit ab, daß der Faden bis zum entgegengesetzten Punkt des Kreises reichte, und legte es dort auf den Boden. Nun hieß es wieder warten, aber die anfängliche Stimmung war dahin, Elbers Gedanken wurden unruhig. Obwohl alles so großartig klappte, hatte er das Gefühl, irgendwo lauere Gefahr. Zu Anfang seiner Laufbahn als Planetologe hatte er dieses Gefühl immer gehabt, sobald er einen fremden Planeten betrat, und hatte es folglich nicht beachtet - es war nur eine Reaktion auf die fremde Umwelt. Aber mit zunehmender Erfahrung war es seltener geworden, und einigemal hatte es sich als zutreffend erwiesen. So hatte er gelernt, solchen Ahnungen auf den Grund zu gehen.
    Seit wann hatte er dieses Gefühl? Seit sie gelandet waren? Nein, es war schon früher gewesen, es hatte sich eingestellt, als sie diesen seltsamen Sprung in der Gravitation entdeckten. Ja, das war die Quelle seiner Befürchtungen, er konnte einfach nicht glauben, daß ein solches System mit dieser unterschiedlichen Gravitation stabil sein sollte...
    Inzwischen hatten die Halme die nötige Länge erreicht. Elber griff nach dem Faden und zog die angebundene Spitze zur Mitte. Dann krümmte er den entgegengesetzt stehenden Halm, bis die Spitzen sich berührten. Ein Funke, ein leichtes Zischen - sie waren verschweißt. Nun bog er schnell nacheinander alle anderen Spitzen zur Mitte und ließ sie sich miteinander verschweißen, so daß ein kuppelförmiges Gebilde aus Halmen entstand.
    Der Schweißfunke war zugleich das Signal, das die zweite Phase des Wachstumsprogramms in Gang setzte. Das Längenwachstum wurde jetzt abgelöst durch verzweigendes Wachstum in die Breite. Aus allen Halmen sprossen winzige Zweige. Wo sich zwei von benachbarten Halmen trafen, verschmolzen sie und bildeten weitere Abzweigungen; diejenigen Zweige, die nach innen oder außen wuchsen, also auf keinen Partner trafen, stellten bald ihr Wachstum ein, so daß eine Art Pelz entstand.
    Hier gab es nun mehr zu korrigieren für die menschliche Hand.
    Mal hier zupfen , mal dort drücken! Inhomogenitäten des Materials, des Bodens also, wirkten sich jetzt aus, aber das war immer so. Nach und nach erloschen auch die Glutringe unten an den Halmen. Nun noch den Eingang zurechtschneiden - fertig war das Planetologenhaus. Später würde Elber noch von draußen Sand anhäufeln und ihn mit dem unteren Rand verschmelzen, dann konnte es an die Inneneinrichtung gehen. Da drinnen jedenfalls konnte ihnen kein Sturm, kein Unwetter etwas anhaben.
    Jetzt war es Zeit für den ersten Rundgang, vor allem brauchte er Proben des Wassers für die Analyse. Elber sah, daß die anderen Häuser ebenfalls fertig waren und Woleg und die Zwillinge bereits den Sammler, die Rohre und andere keimtechnische Vorhaben in Angriff nahmen. Er suchte einen Abstieg zum Strand und näherte sich dabei dem Wald, der etwa hundert Meter weiter bis an den Abhang heranreichte. Was Elber aber bisher für einen niedrigen Wald gehalten hatte, erwies sich jetzt als ein Durcheinander von Baumstümpfen und kleineren Pflanzen, die kaum über die Stümpfe hinausreichten.
    Hier fand er eine Möglichkeit, zum etwa zehn Meter tiefer liegenden Strand hinunterzukommen. Der Wald konnte warten. Das Meerwasser war jetzt wichtiger.
    Hirosh war, nachdem er seine künftige Wohn- und Arbeitsstätte errichtet hatte, in die Fähre zurückgegangen, um das Essen vorzubereiten. Hin und wieder warf er einen Blick hinaus, um zu sehen, wie weit die Arbeiten vorangeschritten waren, die er schon so oft miterlebt hatte und die sich im Prinzip auf allen Planeten wiederholten. Die

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