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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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reichen irdischen Flora.
    Hirosh wandte sich nun den niedrigeren Pflanzen zu; aber er merkte schnell: Hier wuchsen so viele Arten durcheinander, daß die Zeit auch für eine erste Betrachtung nicht reichen würde. Er nahm lieber einige Zählungen vor, auf wieviel alte Baumstümpfe wie viele junge Bäumchen kamen, hier und an anderen Stellen. Das Verhältnis war überall nahezu zehn zu eins für die Stümpfe. Dabei fiel ihm auf, daß es im Alter der Stümpfe große Unterschiede gab.
    Er hatte schon fast den ganzen Kreis abgeschritten, als er zwischen dem Gesträuch etwas Weißes schimmern sah. Vorsichtig schob er das biegsame Strauchwerk beiseite. Da lag das Gerippe eines Tieres. Vierfüßer mit Kopf und Schwanz, höheres Landtier, vermutete er, ein langer Kopf mit Zähnen, Raubtier möglicherweise, von der Größe eines irdischen Fuchses, sauber abgenagt, es mußte also auch Insekten, Würmer oder dergleichen geben. Er entfaltete eine Plane, um das Skelett zu bergen, aber obwohl es noch gut erhalten schien, lösten sich doch einige Knochen ab.
    Freilich würde er das Skelett gründlich untersuchen müssen, aber so viel sagten ihm die Proportionen, daß dieses Tier wohl der hier herrschenden Schwerkraft angepaßt sein müsse - beim Fünffachen der Erdschwere würde der Knochenbau beträchtlich anders aussehen; immer vorausgesetzt allerdings, daß Knochenstruktur und -Substanz denen der irdischen Tiere glichen, was im Augenblick nur dem Anschein nach zu beurteilen war.
    Ein eindeutiges Ergebnis brachte Hirosh von seinem Spaziergang nicht mit nach Hause, aber das hatte er auch nicht erwartet. Es gab bedrohliche Eindrücke, die vielen abgebrochenen Baumstämme zum Beispiel, sie schienen auf Katastrophen unbekannter Art hinzuweisen, aber auch Beruhigendes: Das organische Leben existierte weiter. Hier würde man mit genaueren Untersuchungen ansetzen müssen.
    Als er zurückkam, schliefen die Zwillinge schon, die Aufbauarbeiten waren beendet, sogar die Leitschiene für den Wassertransport stand fertig da. Woleg und Elber hatten auf ihn gewartet, um seine Meinung zu Sicherheitsfragen und zum Arbeitsrhythmus zu hören.
    Normalerweise geht man bei der Arbeit auf Planeten vom irdischen Tag-Nacht-Rhythmus aus und modifiziert ihn nach den Gegebenheiten, also Schwere, Druck, Schutzanzugsordnung und so weiter, dafür gibt es Tabellen und Berechnungsgrundlagen, aber immerhin war es gut, den Arzt dabei einzubeziehen. Ob rollende Schicht oder Teilschichtarbeit, hing von den Aufgaben ab - hier gab es Arbeitsgänge, bei denen alle Basisleute gebraucht wurden, und andere, die selbsttätig abliefen, also war das Teilschichtsystem gegeben.
    Das alles war schnell entschieden. Schwieriger wurde es bei dem Komplex der Schutz- und Sicherheitsfragen. Woleg bat die anderen beiden um ihre Eindrücke, er fragte bewußt nach ihren Eindrücken, nicht nach Vorschlägen und Urteilen.
    „Ich möchte fast sagen“, begann Elber, „es tut mir leid, daß wir hier gelandet sind. Ich meine natürlich nicht, daß es mir wirklich leid tut, im Gegenteil. Nur was die Sicherheit angeht, da halte ich eine Fähre auf Kollisionskurs mit blockierter Steuerung und überlastetem Reaktor für bedeutend sicherer.“
    „Warum?“ fragte Woleg, ohne auf die Übertreibung einzugehen.
    „Weil man da weiß, was kommt.“
    „Und Sie?“ Woleg wandte sich an Hirosh.
    „Merkwürdigkeiten gibt’s genug“, sagte Hirosh überraschend unentschieden. „Was ich bisher gesehen habe, scheint allerdings darauf hinzudeuten, daß sich das Milieu in biologischen Zeiträumen nicht wesentlich geändert hat.“
    „Und die Bäume?“ fragte Elber dazwischen.
    „Sieht aus wie periodische Katastrophen. Aber wissen kann man’s ja nicht.“
    „Da hab ich ja eine Überraschung für euch“, sagte Elber. „Ich ha t e da unten ein paar Steine von der Felswand abgeschlagen. Die Kristallstruktur entspricht einer Schwerkraft von fünfzig Meter im Sekundenquadrat.“
    „Das heißt also“, erwiderte Woleg nachdenklich, „in planetologischen Zeiträumen hat hier die sozusagen normale Schwerkraft geherrscht, dann irgendwann entstand diese Schicht verminderter Gravitation - weiß der Teufel, was das ist -, danach erst das Leben.“
    „Uns bleibt die Wahl zwischen zwei Unmöglichkeiten. Entweder diese Schicht ist natürlich entstanden, dann halte ich als Planetologe das für unmöglich. Es hat bei allen bisher untersuchten Planeten noch nie auch nur die Spur einer solchen Entwicklung

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