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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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nicht um das Gewitter in seinen Ohren und wandte alle Konzentration auf die einzige Aufgabe, Elbers Parameter auf dem Schirm klar zu sehen, nur eine halbe Minute lang, eine Viertelsekunde... Da, was er befürchtet hatte, er sah es jetzt, Elber stand kurz vor dem Zusammenbruch, er mußte das Pedal durchtreten, er mußte, aber der Fuß gehorchte ihm nicht, oder spürte er es nur nicht? Das Rütteln hörte auf, er schien leichter zu werden... Und Elber? Hirosh starrte verblüfft auf die Parameter. Elber schlief.
    Nach und nach konnte Hirosh rekonstruieren, was während der wenigen Sekunden geschehen war, die ihm wie Stunden vorgekommen waren. Zuerst sah er, daß er das Pedal doch durchgetreten hatte: Elber lag waagerecht. Dann, später, ließ er das Protokoll zurücklaufen und sah, daß seine Anstrengung überflüssig gewesen war. Elber hatte vorher schon die Hand von der Steuerung genommen, die Belastung war gesunken, darauf war er eingeschlafen, und erst dann hatte sein Sitz sich in die Waagerechte gestreckt.
    Es war ein kurzer Schlaf der Erschöpfung, der Elber gefangenhielt, und wenigstens jetzt, da das Gewicht schon fast wieder normal war, konnte der Arzt dafür sorgen, daß Elber sich erholte. Er gab ihm eine Verstärkung der Schlafrhythmen auf die Elektroden.
    Was am Pilotenpult zu tun war, vermochte auch Hirosh zu erledigen. Ein Blick zeigte ihm, daß die neuen Koordinaten und der Bewegungsvektor mit den beabsichtigten Werten übereinstimmten. Sie hatten die Parkbahngeschwindigkeit, waren Satellit geworden. Er brauchte also nur das vorher schon gefertigte Kursprogramm in Kraft zu setzen, und der Autopilot würde die Fähre bei gelindem Übergewicht in einem riesigen Bogen zum Äquator führen, bis sie schließlich über dem gewählten Landeplatz auf ihren bremsenden Antrieben stehenbleiben würde. Und die Stunde bis dahin sollte Elber schlafen. Wer konnte wissen, was sie noch erwartete?
    Die Fähre sank ziemlich schnell, gleich würden sie in die sonderbare Dunstschicht eintauchen - jetzt! Der große Bildschirm wurde weiß. Unwillkürlich krampften sich die Hände um die Lehnengriffe - aber nichts geschah. Die Überraschungen blieben aus, wie es schien.
    Ein kleinerer Bildschirm zeigte ein auf Normalfarbe umgerechnetes Infrarotbild vom Boden des Planeten. Die Meeresküste war deutlich erkennbar, eine Steilküste mit einem schmalen Sandstreifen zwischen dem bewachsenen Land und dem Wasser.
    „Sieht genau so aus...“, sagte Vienna.
    „... wie auf der Erde“, ergänzte Kerala.
    „Sieht aber nur so aus“, meinte Elber. „Ihr werdet euch wundern, wenn wir unten sind. Bei der Schwerkraft...“
    Ein allgemeines „Ah!“ unterbrach seine Belehrungen. Auf dem großen Schirm erschien das Bild, das sie bisher nur auf dem Wandler gesehen hatten - die Dunstschicht war durchstoßen.
    Die Originalfarben wichen doch etwas von den umgerechneten ab. Vor allem war es dunkler, so dunkel wie bei einer irdischen Dämmerung in den mittleren Breiten, der Himmel, also die Schicht über ihnen, schimmerte rosiggrau, nein, nicht überall, nur in der Gegend, wo der Beteigeuze stehen mußte, je weiter man sich von dieser Stelle entfernte, um so mehr schwand das Rosa, und am entgegengesetzten Horizont war sogar ein grünlicher Schimmer erkennbar.
    Aber das Hauptinteresse richtete sich selbstverständlich auf den gewählten Landeplatz.
    Man machte sich gegenseitig auf Einzelheiten aufmerksam, diskutierte Standortverteilungen... Und dann wurde der große Bildschirm wieder weiß.
    Nach einem Augenblick der Verblüffung rief Woleg: „Wir steigen!“
    Ein längeres Schweigen folgte. Da Woleg nichts tat, unternahmen die anderen auch nichts. „Mal sehen, wie weit wir steigen!“ sagte er schließlich.
    Das Weiß auf dem Bildschirm verschwand. Der grüne Himmel und der rote Beteigeuze erschienen. „Der Planet spuckt uns wieder aus!“ meinte Elber.
    Niemand antwortete ihm. Erst nach einer Weile schüttelte Woleg den Kopf. „Glaub ich nicht“, sagte er. „Der Aufstieg wird immer langsamer.“
    Er behielt recht. Die Instrumente zeigten es: Nach einer gewissen Zeit stand die Fähre still, und dann begann sie wieder zu sinken. Aber sonst zeigten die Instrumente nichts - keine Veränderungen, keine bestimmten Einwirkungen, keine Ursachen, die den Vorgang erklärten.
    Alle blickten nun Woleg an.
    „Mal sehen, was jetzt passiert“, sagte er, „wir sinken jetzt ja langsamer als vorhin.“
    „Wieder eine Art Dela-Schicht, nur diesmal um den

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