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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Lagerkuppeln hatten sie bereits fertig, sie fingen an, den Platz für den Trennreaktor zu verfestigen; später würde die Fähre ausgeräumt werden, da sie zeitweise als Verdichterendstufe eingesetzt werden würde, die den gewonnenen Treibstoff in die inaktive Phase überführte, indem die Funktion der Triebwerke quasi umgedreht wurde. Und da sah er Elber kommen, der hatte sicher Proben geholt. Eine kurze Reihenuntersuchung war sowieso fällig, wegen des neuen Milieus, Hirosh entschloß sich, mit Elber anzufangen, und rief ihn in die Fähre.
    „Wenn wir nur erst diesen Krempel los sind!“ sagte Elber, während er sich aus dem Schutzanzug schälte. „Aber ich fürchte fast, hier werden wir ihn nie ablegen können.“
    „Gefällt dem Planetologen dieses Plätzchen nicht?“ fragte Hirosh, die direkte Anrede vermeidend. Er mochte es im allgemeinen nicht, wenn er jemand anders anreden sollte als dieser ihn, aber es war nun mal eine anscheinend unüberwindliche Tradition, daß auf einem Raumschiff die Älteren sich siezten, die Jüngeren sich duzten, aber die Älteren die Jüngeren duzten und die Jüngeren die Älteren siezten - ein komplizierter Blödsinn, der sich immer wieder zu Beginn einer Expedition einstellte und der ebenso regelmäßig im Verlauf der Expedition durch persönliche Freundschaften und Zusammenarbeit aufgehoben oder doch wenigstens gelockert wurde. Um sich seine Verlegenheit nicht anmerken zu lassen, fuhr Hirosh gleich fort: „Ist doch schön hier... Das Meer rauscht.... der Wald steht schwarz und schweiget...“
    „Dann sehen Sie sich doch mal diesen Wald an“, entgegnete Elber. „Lauter abgebrochene Bäume, sieht aus, als ob ein Dutzend Hurrikane drüber hinweggegangen wären. Wie paßt das mit der idyllischen Ruhe zusammen. Fällt Ihnen dazu nicht vielleicht ein Witz ein?“
    „Was hast du gegen meine Witze?“ fragte Hirosh. „Ich weiß zwar nicht, wie das kam, aber bisher hast doch gerade du davon profitiert?“
    „Ich hab nichts gegen Ihre Witze“, sagte Elber, während Hirosh ihm die Sensoren des Diagnostikgeräts anlegte, „ich hab was gegen ungeklärte Probleme auf einem fremden Planeten, vor allem, wenn sie globale Größenordnung haben. Ich hab das ganz ernst gemeint, ich dachte, vielleicht helfen Sie mir wieder mal auf die Sprünge.“
    Hirosh mußte ihm für einen Augenblick Schweigen gebieten. Die Untersuchung selbst dauerte nur eine halbe Minute, dann löste Hirosh die Sensoren wieder und antwortete: „Im Moment kann ich damit noch nicht dienen, ich sehe mir den Wald nachher an.“
    Vorher aber mußten die andern untersucht werden, dann wurde gegessen, danach die Fähre ausgeräumt, und als Hirosh endlich alles in seinem neuen Atelier verstaut hatte, blieb ihm nur noch eine Stunde Zeit bis zum Schlafen. Einen Augenblick lang überlegte er, ob er nicht seinen Dackel gleich auspacken sollte, aber das würde zu lange dauern, und einen ersten Spaziergang konnte er ja auch allein machen.
    Es war durchaus nicht nur persönliches Interesse, das ihn dazu trieb, auch die Sicherheit der Basisgruppe erforderte es, daß man sich ein Bild von der Umgebung machte.
    Elbers Bemerkung mit den Hurrikanen hatte er für etwas übertrieben gehalten, aber jetzt sah er, daß alle Bäume etwa in Augenhöhe abgeknickt waren - oder waren das Pflanzen, die nur so aussahen? Nein, es handelte sich tatsächlich um gesplittertes Holz, Hirosh schnitzte ein paar Fasern ab, die er später untersuchen wollte. Trotzdem stimmte das mit den Hurrikanen nicht - Stürme hätten einige Bäume entwurzelt, andere in verschiedenen Höhen abgeknickt und wieder andere stehenlassen; das war wohl auf jedem bewachsenen Planeten so.
    Hirosh wühlte sich durch das dichte Unterholz, bis er einen der abgebrochenen Stämme messen konnte. Der Baum war im ganzen fünf bis sechs Meter hoch gewesen, so wie er das erwartet hatte - es entsprach den Möglichkeiten eines Holzgewächses unter den hiesigen Schwerebedingungen. Der am Boden liegende, abgebrochene Teil war schon morsch; eine zeitliche Einordnung wagte Hirosh aber ohne eingehende Untersuchung nicht.
    Die offensichtlich jüngeren Bäumchen, die wohl nach dieser eigenartigen Katastrophe nachgewachsen waren und gerade die Höhe der Stümpfe erreicht hatten, schienen von der gleichen Art zu sein, ihre Blätter glichen denen, die an wilden Trieben der Stümpfe zu sehen waren. Das alles sah wohl äußerst fremdartig aus, aber doch nicht ohne Vergleichsmöglichkeiten in der

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