Zielstern Beteigeuze
einer im andern seine Welt erblickte...
Und Kiliman, der sich das alles noch einmal ins Gedächtnis gerufen hatte, wußte nun zweierlei mit der seltsamen Genauigkeit, die man sich selbst gegenüber nicht beweisen muß und anderen gegenüber nicht beweisen kann: Hier entstand eine Quelle von Problemen, vielleicht von Gefahren, vor allem für Ata selbst - das war das eine. Und das andere: Er, Kiliman, konnte im Augenblick nichts dagegen tun. Nicht einmal mit Ata durfte er darüber sprechen, obwohl sie seine Empfindsamkeit für zwischenmenschliche Vorgänge schätzte. Es war so wenig greifbar, daß Sprechen immer nur Zerreden sein konnte. Ihm blieb jetzt nur, wachsam zu sein, Ata zu schützen. Zu schützen? Dieser Gedanke kam ihm angesichts ihrer gemeinsamen Erfahrungen so absurd vor, daß er lächeln mußte. Aber es war kein fröhliches Lächeln.
Die freie Fläche war inzwischen mit so vielen Keimbauten bedeckt, daß die Basisfähre zwischen ihnen fast verschwand. Vom Steilhang aus, wo Woleg Posten bezogen hatte, um den Probelauf zu leiten, war die Fähre völlig verdeckt durch den Vortrenner, einen großen, liegenden Halbzylinder. Von seiner Stirnseite aus führte die dünne Leitschiene hinunter ins Meer, man sah sie in dem Dämmerlicht nur etwa zehn Meter weit.
„Wie weit sind wir?“ fragte Woleg ins Helmmikrofon.
„Vortrenner fertig“, meldete Elber.
„Verdichter eins bis drei fertig“, meldete Kerala.
„Antriebsenergie bereit.“ Das war Vienna.
„Umgebung nichts Neues.“ Hirosh hatte die Überwachung übernommen.
„Anfahren!“ sagte Woleg.
Anfangs schien sich nichts zu verändern, aber dann kam mit Zischen und Brausen ein meterdicker Wasserstrahl aus dem Meer, schoß die Leitschiene entlang aufwärts und verschwand im Vortrenner. Woleg beobachtete ihn aufmerksam, in diesem Teil war die Technologie am meisten von den jeweiligen planetarischen Bedingungen abhängig, und die Schwankungen in der Wasserzufuhr durften eine gewisse Toleranz nicht überschreiten. Wenn die Sache auf diese Weise nicht funktionierte, was auch schon vorgekommen war, dann mußte man sich eine Menge zusätzlicher Arbeit machen: Rohre herstellen, ein Pumpwerk installieren, und nahezu alles wurde umständlicher und zeitraubend.
„Steht der Strahl?“ fragte Elber.
„Er steht“, antwortete Woleg zufrieden.
Im Gegensatz zu dieser Redewendung stand der Strahl selbstverständlich nicht: Mit großer Geschwindigkeit stürzten Tonnen von Meerwasser in den Vortrenner. Jetzt begann auch das erwartete Fauchen: Der Sauerstoff des Wassers, der nicht gebraucht wurde, wurde in die Atmosphäre abgeblasen, während der Wasserstoff samt allen Salzen und sonstigen Spurenelementen in die Verdichter wanderte.
Woleg drehte sich um und betrachtete den im Infrarotbereich gut sichtbaren, weil heißen Gasstrahl durch das Spektroskop. Ja, schon ganz brauchbar, Stickoxide minimal, sonst keine Beimengungen. Er setzte das Gerät ab und sah nur durch den Infrarotwandler. Ja, der Strahl stieg hoch genug hinauf, daß die Umgebung nicht übermäßig mit Sauerstoff angereichert wurde.
„Wie laufen die Verdichter?“ fragte er.
„Unregelmäßigkeiten in der zweiten Stufe“, meldete Kerala. „Aber innerhalb der Toleranz. Soll ich ausregulieren?“
„Nein, nur aufzeichnen“, entschied Woleg. „Wenn der erste Barren hinten herauskommt, brechen wir den Probelauf ab, sag dann Bescheid.“ Dann korrigierte er sich. „Nein, laß, ich gehe selber hin.“
Einige Minuten später kam aus der dritten Stufe, dort, wo später die Aggregate der Fähre zugeschaltet würden, der erste Barren,
schwer, silbrig glänzend: metallischer Wasserstoff,
Ausgangsmaterial für die weitere Verdichtung zu Raumschifftreibstoff.
„Abschalten!“ befahl Woleg. „Auswertung in der Fähre.“
Einige Zeit verging noch bis zum Beginn der Auswertung. Der Barren wurde analysiert, die Protokolle von den einzelnen Aggregaten wurden geprüft. Dann endlich saßen sie zusammen. Fünf Minuten ließ Woleg den anderen Zeit, alle Unterlagen zu studieren. Dann setzte eine lebhafte Diskussion ein - jeder hatte gesehen, daß der Probelauf zufriedenstellend ausgefallen war, aber jeder hatte auch noch Vorschläge, dies und das zu verbessern.
„Ich glaube, hier stimmt etwas nicht“, sagte Hirosh plötzlich.
„So, was denn?“ fragte Woleg, ohne aufzusehen, er rechnete gerade etwas, aber dann stutzte er - Hirosh saß ja immer noch an der Überwachung.
„Die Schwingungen in der
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