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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Zum Glück war der Boden hier glatt, und als er sich so flach wie möglich an ihn preßte, ging der nun brüllende Sturm über ihn hinweg. Sobald er sich aber ein wenig anhob, um sich näher an die Wanne zu schieben, zerrte der Sturm mit großer Kraft am Schutzanzug. Wenn das erst der Anfang war...
    „Alles in die Wannen“, befahl er, „und vergeßt nicht, die Antennen an den Rand zu kleben. Wenn ihr verankert seid, meldet euch!“
    Woleg mußte den Außenton abschalten, um die Funksprüche der anderen nicht zu überhören. Während er sich mühsam an seine Wanne heranarbeitete - ein paarmal hätte ihn der Sturm fast hochgehoben und herumgewirbelt -, nahm er die Meldungen der vier Gefährten entgegen, sie waren bereits in Sicherheit, als er sich über den Rand schob und ins Wasser fallen ließ. Er klebte die Antenne oben auf dem Rand fest, tauchte dann und hakte sich ein.
    Jetzt schaltete er den Außenton wieder ein. Hier unten in der Wanne war es vergleichsweise still, nur ein dumpfes Brausen kam aus dem Lautsprecher. Nach der heftigen Anstrengung im Kampf mit dem Sturm war das Schweben im Wasser angenehm entspannend, die etwas größere Schwerkraft war kaum zu spüren.
    Plötzlich riß ihn eine Kraft hin und her, gleichzeitig drang ein gurgelndes Geräusch aus dem Lautsprecher, er stieß mit Armen und Beinen an die Felswand - und dann wurde alles still. „Meldet euch!“ sagte Woleg.
    Die anderen meldeten sich in der vorgesehenen Reihenfolge. Elber fügte hinzu: „Eine Sturzsee ist über uns weggegangen, meint ihr nicht auch?“
    „Das war sicher noch nicht alles“, sagte Woleg. „Ihr bleibt drin, ich stecke mal den Kopf raus!“
    Draußen war alles ruhig, Wasser floß ab, nicht sehr viel, und von oben regnete es in dicken Tropfen. Sollte das tatsächlich alles gewesen sein? Er blickte sich um. Die Keimbauten schienen gehalten zu haben. Das einzige, was ihn beunruhigte, war die Windstille. Gewisse Dinge waren auf allen Planeten mit Atmosphäre gleich, und plötzliche Flaute nach einem sehr heftigen Sturm deutete auf das Auge eines Wirbelsturms hin. Wenn er nur einen Blick auf das Meer werfen könnte...
    Woleg entschloß sich, die Wanne zu verlassen und die zwanzig Schritte bis zum Abhang zu wagen. Vorhin war er ja mit dem Sturm fertig geworden, warum also nicht auch jetzt?
    Als er die Wanne verließ, kam ihm sein Körper merkwürdig schwer vor, aber er achtete zunächst nicht darauf, denn das ist ja immer so, wenn man aus dem Wasser steigt. Je mehr er sich jedoch dem Abhang näherte, um so schwerer wurden ihm die Glieder. Und dann sah er: Das Meer war verschwunden. Er regelte den Wandler am Sichtfenster über mehrere Wellenbereiche. Nein, völlig verschwunden war die See nicht, weit hinten, am Horizont, schien das Wasser noch zu stehen. Das war nicht das Tal einer riesigen Welle, das war.... das konnte nur.... und deshalb kostete es ihn auch immer mehr Kraft, sich aufrecht zu halten: Eine Welle höherer Gravitation kam da vom Meer auf ihn zu, hatte ihn schon erfaßt, würde zweifellos noch ansteigen, aber wie weit? Bis zur natürlichen Gravitation des Planeten, wie sie oberhalb der Tropopause herrschte?
    Er hatte sofort kehrtgemacht und war zurückgegangen. Nun merkte er, daß er sich nicht mehr lange auf den Beinen halten konnte, die Schwerkraft wuchs wohl immer noch, und wenn sie ihn niederwarf, würde es ohne Knochenbrüche nicht abgehen. Schon jetzt war es nicht ganz einfach, zu Boden zu gehen, ohne zu stürzen. Zum Glück fand er einen größeren Stein, an dem er sich zuerst festhielt und dann langsam hinunterrutschen ließ.
    Auf allen vieren ging es zuerst leichter, aber kurz vor der Wanne konnte er sich nicht mehr halten und plumpste flach auf den Boden. Bei diesem Gewicht war selbst ein Sturz aus der Kriechhaltung schmerzhaft, und Woleg stöhnte auf. Sofort fragte Elber besorgt, was los sei. „In Ordnung“, keuchte Woleg, „melde mich gleich.“
    Noch einmal nahm Woleg alle Kraft zusammen, und es gelang ihm, sich über den Rand der Wanne zu wälzen. Sogleich ließen die Schmerzen in Muskeln und Gelenken nach, das Herz schlug nicht mehr bis zum Hals. Zwar war der Kreislauf nach wie vor stärker beansprucht als im Normalzustand, aber Skelett und Muskulatur waren entlastet.
    Nach einer kurzen Verschnaufpause klebte Woleg die Antenne an den Rand, eine lächerlich anstrengende Arbeit, und rief Elber. „Was meinst du, wie das weitergeht?“ fragte er. „Ich glaube, das ist eine vorübergehende

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