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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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hierher. Siehst du, was alle diese Erscheinungen gemeinsam haben? Das ist eine Häufung von Ordentlichkeit, die absolut unnatürlich ist. Die Natur ist nämlich nur ausnahmsweise und ungefähr ordentlich. Dagegen hat Technik, auf welcher Stufe sie auch stehen mag, immer eine höhere Ordnung als die sie umgebende Natur.
    Aber nun weiter in der Kette der Ereignisse. Die geteilte Gravitation. Die Schwankungen der Schwerkraft am Boden. Da ist nun wieder Unordnung an Stellen, wo die Natur ordentlich ist. Oder halt, nein, das ist falsch ausgedrückt. Im Grunde stellt ja die Teilung der Schwerkraft eine höhere Ordnung dar als die normalen Verhältnisse im Gravitationsfeld. Trotzdem, diese Erscheinungen haben irgend etwas anderes, sie fühlen sich für mich anders an - weißt du was? Ich erzähle dir einfach, was ich mir ausgesponnen habe.
    Da haben hier also welche, die selbstverständlich weiter waren als wir, sich den Planeten so zurechtgemacht, daß sie gut darauf leben konnten: niedrigere Schwerkraft auf dem Boden, senkrechte Achsstellung plus Dunstschicht, was für ausgeglichenes Klima sorgt, Reinigung des umgebenden Raumes im Interesse der Raumfahrt und so weiter. Aber dann, aus irgendeinem Grund, brach ihr System zusammen, eine ökologische Katastrophe, die sie nicht aufhalten konnten. So was muß ja nicht von Montag auf Dienstag gehen, das kann durchaus ein paar tausend Jahre dauern, vielleicht länger, als wir Menschen den Stern beobachtet haben. Sie verlassen also den Planeten schubweise, immer wenn er zwischen Stern und Beteigeuze steht, fliegt ein Schub ab, Energie dazu wird in der großen Sonne produziert, daher die Periode. Die letzten errichten die Dela-Schicht, vielleicht als Signal für kosmische Reisende, dann fliegen sie ab. Die Ordnung auf dem Planeten zerfällt allmählich, daher die Schwerkraftschwankungen. Mit dem letzten Abflug hört aber die Leuchtkraftperiode auf, das alarmiert uns, und nun sind wir hier. Freilich: Wenn man etwas erfahren will über die Ursachen des Aufhörens, muß man auf dem Planeten suchen. Na, was sagst du?“
    Dela sagte eine Menge, aber je länger sie sprach, um so deutlicher merkte sie, daß weder halbherzige Zustimmung noch zögernder Widerspruch Elber etwas nützen würden, und zu mehr war sie im Augenblick nicht in der Lage. Darum schob sie all das plötzlich beiseite, sagte auch offen, warum, und schlug Elber vor: „Warum machst du nicht ein Memo an die Chefs, dann müssen sie sich damit beschäftigen!“
    Hirosh hatte seinen zweiten Ausflug immer wieder verschieben müssen. Freilich hätte er auch während der Wiederaufbauarbeiten hier und da ein paar Minuten abknapsen können, aber ihm war es um mehr zu tun als um eine Stippvisite in die Natur des Planeten.
    Jetzt endlich hatte er die Muße, die er brauchte, und er begann damit, daß er Uni, den Dackel, auspackte und auf die Werte des Planeten justierte - selbstverständlich ein automatisches Gerät, das aber in seinen Verhaltensweisen und sogar rein äußerlich viel Ähnlichkeit mit einem kleinen Hund hatte. Es war einst nach Hiroshs Wünschen konstruiert worden und hatte ihn schon auf so vielen Reisen begleitet, daß seine Beziehung zu ihm der zu einem lebendigen Wesen nahekam.
    Da das Gerät auf jeder Art von festen Himmelskörpern einsetzbar sein sollte, waren seine Sensoren und Steuerungen auf verschiedene Mittelwerte und Bandbreiten einstellbar. So zum Beispiel mußte Hirosh die Augen - die optischen Sensoren - hier auf den Mittelwert Rot einstellen. Besonders sorgfältig aber ging er an die Einstellung der Nase heran, zögerte mehrmals, testete mit seinem Geruchsbesteck, veränderte: Um das Riechen ging es Hirosh zuallererst; er vertrat die Ansicht, daß jeder Planet mit Atmosphäre einen eigenen, charakteristischen Geruch habe, an dem man ihn genausogut klassifizieren könne wie an anderen Merkmalen. Selbstverständlich war damit nicht ein einzelner Geruch gemeint, sondern eher die Gesamtheit aller Gerüche oder ihre Bandbreite oder die Maxima und Minima in der Geruchswelt - so genau wußte Hirosh das noch nicht, aber jeder neue Planet, den er besuchte, brachte ihm neue Erkenntnisse in dieser Richtung.
    Zumindest Hirosh selbst sah diese Privatforschungen durchaus nicht als brotlose Kunst an; er stellte sich vor, daß man anhand des planetarischen Aromas entscheiden könnte, welche Pflanzen eßbar waren und welche nicht, später vielleicht sogar, ob man die Luft atmen, ob man ohne Schutzanzug herumlaufen

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