Zielstern Beteigeuze
Unternehmen gewagt, weil es andere und sogar bessere Methoden gab, seine Vorstellungen zu überprüfen. Nur wurde ihm zu regulärer Forschung kein Raum gegeben, also mußte er etwas wagen.
Als er schließlich den Rückflug antrat, stand sein Entschluß fest. Sobald er Funksicht zur Basisstation bekam, rief er Woleg an.
„Ich brauche deine Hilfe“, sagte er, „und wenn es geht, deine Zustimmung. Die Messungen habe ich alle im Kasten, sie geben bestimmt eine Menge her. Jetzt fliege ich eine kleine Schleife, dann beschleunige ich auf Satellitengeschwindigkeit und fliege in die Verdopplungszone ein. Ich bitte dich, unterbrich mich nicht, ich habe eine Theorie, ich habe festumrissene Vorstellungen darüber, wie das Satellitenparadoxon zu klären ist, die muß ich überprüfen, es geht nicht anders. Kann sein, daß es für mich etwas strapaziös wird - gefährlich für die Fähre ist es auf keinen Fall. Ich hätte das auch ganz allein auf mich genommen, aber so ist es besser, falls ich wirklich die Handlungsfähigkeit verliere, mußt du die Fähre vom Boden aus zurückführen. Aber erst, nachdem sie aus der Zone wieder raus ist, auf keinen Fall etwas ändern, solange sie in der Zone fliegt, das ist lebenswichtig, merk dir das bitte, ja?“
„Ich bin ja kein Säugling“, brummte Woleg. Eigentlich hatte er gleich widersprechen wollen, aber gerade die letzten Sätze mit ihren sehr bestimmten Verhaltensregeln hatten ihn überzeugt, daß Elber wirklich feste Vorstellungen hatte.
Elber blickte auf die Uhr. Drei Minuten trennten ihn noch von der etwa zehntausend Kilometer langen Bahnstrecke, auf der die Verdopplung wirksam war.
„Achtung, Boden“, sprach er, „in genau zwei Minuten und vierzig Sekunden fliege ich mit der Fähre in die Verdopplungszone auf der Satellitenparkbahn ein. Die Geschwindigkeit beträgt fünfunddreißig Kilometer in der Sekunde. Ich berichte dann laufend über meine Eindrücke und sende einen Leitstrahl auf der Eichfrequenz.“
Der Eintritt in die Verdopplung war für Elber der Zeitpunkt, an dem sich alles entscheiden würde. Fest hatte er den Blick auf den Bildschirm gerichtet, der den vorausliegenden Sektor zeigte. Seine Augen hatten einen möglichst hellen Stern in der Mitte des Bildschirms gesucht und blickten nun starr darauf. Und - jetzt erschien die Fähre auf dem Schirm und - ja! Der Stern blinkte durch die Fähre! Durch ihr Bild hindurch! Das war der Beweis, seine Theorie war richtig, das Experiment bewies sie. Nur, das mußte er jetzt den anderen erklären. „Ich werde versuchen zu schildern“, sagte er, „was ich sehe und erlebe, zu erklären, welche Zusammenhänge durch diesen Versuch bewiesen sind und welche sich vermuten lassen, also überprüft werden müssen. Für den Fall, daß ich die Handlungsfähigkeit verliere, wird der CB die Fähre nach Verlassen der Dopplungszone zurückführen. Während der Verdopplung würde jedes kursverändernde Manöver mit großer Wahrscheinlichkeit die Fähre zerstören.
Auf dem Vorausschirm sehe ich ein Bild der Fähre, aber zugleich einen Stern, der eigentlich durch die Fähre verdeckt sein müßte, er leuchtet scheinbar durch die Fähre hindurch. Das gleiche Bild ergibt sich übrigens optisch.“
Er stand auf, schob die Blenden der Direktfenster beiseite und blickte hinaus. „Ich bestätige noch einmal; entsprechende Ergebnisse liefert auch der Blick zurück. Auf den Protokollfilmen wird man das später im einzelnen kontrollieren können. Das bedeutet aber, daß die Fähre identisch gedoubelt ist. Ich beweise diese Tatsache zunächst und schränke sie später ein. Die beiden Exemplare, die hintereinander fliegen, was sich am Eichstrahl unschwer feststellen läßt, gleichen sich also in allem bis auf die Bilder, die die nach vorn und nach hinten gerichteten Kameras oder Blicke aufnehmen. Bleiben wir als Beispiel bei den nach vorn gerichteten. Die Kamera des vorderen Doubles nimmt den leeren Sternhimmel auf, die des hinteren aber das vordere Double vor demselben Sternhimmel. Infolgedessen sind auf dem zusammengesetzten Bild Fähre und dahinter liegende Sterne zugleich zu sehen - diese Tatsache ist der Beweis, und er wird noch ergänzt durch die gleichen Ergebnisse in rückwärtiger Richtung. Die Identität bringt es mit sich, daß ich außer der Fähre, in der ich bin, noch vor mir und hinter mir eine sehe, weil ich sie einmal als der von vorn Sehende und einmal als der von hinten Sehende erlebe. Die Klärung dieses Zwei-drei-Paradoxons
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