Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
auf Algenoblate. Übrigens sind es eher verwilderte Beeren. Ja, was ich sagen wollte - seid vorsichtig.“
    „Gewiß sind wir vorsichtig“, sagte Delawara, verwundert über einen solchen Hinweis.
    „Ich meine das in einem sehr erweiterten Sinne“, verteidigte sich Hirosh. „Denkt immer an das alte Dichterwort: Der Zoo ist eine Einrichtung für Tiere, wo sie die Lebensgewohnheiten der Menschen studieren.“
    „Du meinst, wir könnten da beobachtet werden?“ fragte Elber überrascht.
    „Kann man’s wissen?“ fragte Hirosh zurück. „Auf jeden Fall müßt ihr eure Verhaltensweise danach einrichten.“
    „Wenn Ihnen unsere Reise so viele Bedenken macht, warum kommen Sie dann nicht mit?“ fragte Delawara.
    „Ich bin nicht schlauer als ihr“, sagte Hirosh. „Und außerdem, das Wichtigste an dieser Stadt seh ich von hier aus.“
    „Und das wäre?“
    „Ein so großer Planet“, sagte Hirosh, „und darauf eine Stadt? Eine einzige?“
    Die Basisfähre war für einen schnellen Horizontalflug ungeeignet, sie hatte keine aerodynamische Form. Wenn sie nicht endlos lange unterwegs sein wollten zu der seltsamen Stadt, blieb ihnen nur der Sprung durch den planetennahen Raum mit seinen großen Belastungsunterschieden: mal doppeltes bis dreifaches Gewicht, mal Schwerelosigkeit. Aber dafür senkten sie sich schon eine Stunde nach dem Start sanft auf die Stadt nieder.
    Die Antennen und Meßfühler aller erdenklichen Geräte waren auf die Stadt gerichtet. Delawara las sie der Reihe nach laut ab, für Elber, der sich auf das optische Bild konzentrierte und mal das gesamte Stadtgebiet, mal einen kleinen Ausschnitt daraufhin betrachtete, ob sich irgendeine Bewegung feststellen ließ.
    Dela brach plötzlich die monotone Ansage ab.
    „Was ist?“ fragte Elber.
    „Keine Veränderung“, sagte Dela enttäuscht. „Dies ist das Unternehmen der konstanten Meßwerte. Ich dachte, das hätte ein Ende, wenn wir erst auf dem Planeten sind, aber nun geht’s ja hier so weiter.“
    „Eine verlassene Stadt“, antwortete Elber, „wie ich vermutet habe.“
    „Ist das überhaupt eine Stadt?“
    „Warum zweifelst du?“
    Dela zögerte. „Es könnte doch auch irgend etwas anderes sein“, sagte sie dann, „eine technische Anlage vielleicht. Sieh doch mal diese Regelmäßigkeit: kreisrund das Ganze. Die Straßen - oder was so aussieht von hier oben - ganz gleichmäßige Spiralen.“
    „Das geht noch weiter“, bestätigte Elber, „die Baulichkeiten, soweit sie in gleicher Entfernung vom Mittelpunkt stehen, sehen auch alle gleich aus. Also keine Anpassung an das Gelände, keine Anpassung an verschiedene Funktionen. Aber wir wissen doch, die Geusen sind viel weiter als wir. Sie werden es wohl gar nicht mehr nötig haben, sich dem Gelände anzupassen. Und die vielen verschiedenen Funktionen, die es in einer Stadt gibt, nach unseren Maßstäben, sind bei ihnen vielleicht längst miteinander verschmolzen. Einiges kann auch unter der Oberfläche liegen. Nein, mich wundert eher, daß diese Stadt nicht viel fremder, viel unverständlicher aussieht.“
    Sie ließen sich am Rand der Stadt nieder und setzten eine Boje aus, einen Metallanker mit einem kleinen roten Heliumballon, denn sie wollten die Stadt einmal umkreisen. Für dieses langsame Schweben, etwa sechzig Kilometer in der Stunde, war die Basisfähre gut geeignet. Für die Umrundung würden sie eine Stunde brauchen, denn der Durchmesser der Stadt betrug knapp zwanzig Kilometer, und sie hatten dabei nichts zu tun, als zu beobachten - die Steuerung übernahm das Programm, und eine andere Automatik betätigte und verwertete die Messungen des Untergrundes; sollten irgendwo verborgene Leitungskanäle, Kabelstränge, Transportwege die Stadt verlassen, würde ein Signal die beiden darauf aufmerksam machen.
    So hatten sie Muße, die Umgebung zu betrachten, während die Fähre dahinflog, in zehn Meter Höhe und gut zwanzig Meter von den Randgebäuden entfernt. Das planetarische Licht genügte ihnen, sie brauchten das Bild nicht zusätzlich aufzuhellen, denn viel zu sehen gab es nicht. Unter ihnen schien natürlicher Boden zu sein, mit einer Art Gras bewachsen, vollkommen eben; rechter Hand hatten sie eine weitläufige Parklandschaft, Wiese mit vereinzelten Baumgruppen, bestehend aus alten Stümpfen und jungen Bäumchen wie überall, und linker Hand ständig die glatte, gleichbleibende Wand der Baulichkeiten, die ohne Kanten und Simse ineinander übergingen - eine graue, ununterbrochene

Weitere Kostenlose Bücher