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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Feuer weg war. Zitternd zog sie ihren Umhang fester um sich.
    Aus dem Wagen direkt neben ihr drang süßer Heugeruch. Der Wagen hatte feste Seiten wände und ein gewölbtes Dach wie alle anderen, aber keine Rückwand. Heubüschel, offenbar Futter für die Pferde der Sippe, lagen verstreut auf dem Boden. Sie würden ein weiches Lager abgeben, und die Wände des Wagens würden den Wind abschirmen.
    Sie saß höchstens ein paar Minuten, als die Musik, die sie so verstört hatte, verklang. Plötzlich fühlte sie sich erleichtert. Sie gestattete ihren Muskeln, sich zu entspannen, und lehnte sich gegen das Heu, das hinter ihr aufgestapelt war. Sie schloß die Augen, zwang sich, nicht zu denken, und versuchte, sich die sorglose Philosophie der Zigeuner ins Gedächtnis zu rufen. Das Leben ist das Leben. Jeder Augenblick ist ein Geschenk. Genieße ihn.
    Das Lager des Wagens quietschte, als sich das Gewicht verschob. Das Heu raschelte. Mara öffnete die Augen und erblickte die Silhouette eines Mannes am Ende des Wagens. Einen Schrei unterdrückend, warf sie sich auf die Seite, um sich an ihm vorbeizudrängen.
    »Keine Angst. Ich bin es nur«, sagte Roderic.
    Langsam entspannte sie sich, obwohl ihr das Herz im Halse schlug. »Was wollen Sie?«
    »Sie sollten nicht allein herumwandern. Ein lüsterner Zigeuner könnte das als Einladung auffassen.«
    »Er würde sich irren.«
    »Aber die Erkenntnis könnte zu spät kommen.«
    Sie konnte sein Gesicht im Dämmerlicht nicht erkennen, wohl aber den fahlweißen Fleck seiner Uniform sehen, als er auf sie zukam, um sich neben ihr niederzulassen. Mächtig ragte sein Körper neben ihr auf, machte ihr überdeutlich bewußt, daß sie allein waren.
    »Ich muß zurück zu den anderen«, sagte sie hastig.
    »Das eilt nicht mehr, da Sie nicht mehr allein sind. .«Natürlich, wenn die Furcht Sie treibt -«
    »Ich fürchte mich nicht vor Ihnen.« Sie war vorsichtig, mißtrauisch, aber sie hatte keine Angst.
    »Warum sind Sie mir dann aus dem Weg gegangen?«
    »Das bin ich nicht!«
    »Sie haben mein Bett verlassen -«
    »Sie konnten kaum von mir erwarten, daß ich bleibe!«
    »Warum? Weil ich Ihnen nicht länger nützlich sein kann? Weil niemand mehr Sie dazu zwingt? Weil plötzlich wieder Anstand eingekehrt ist? Weil König Rolf unmutig reagieren könnte? Oder etwa weil Sie mir nicht vergeben können, daß ich Ihre Angst als Waffe einsetzte, um mir Ihre Mitarbeit zu sichern?«
    »Aus all diesen Gründen«, antwortete sie trotzig.
    »Dann gehen Sie sie der Reihe nach durch und erklären Sie mir, warum sie triftig sein sollen.«
    »Das wissen Sie genau!«
    »Ich weiß nur, daß die Erinnerung an Sie in meinem Geist brennt, blauviolett und schimmernd wie Perlmutt. Ich weiß, daß ich Sie will, daß kein Königreich mir genügen wird, solange Sie mir fehlen. Ich verzehre mich danach, Sie zu berühren und zu halten, Sie honigsüßes Wesen zu schmecken ...«
    Um die Flut seiner Worte zu stoppen, sagte sie: »Sie wollen eine Frau. Die Zigeunertänzerin wird Ihnen zweifellos genauso Zusagen.«
    »Sie haben es bemerkt.« Seine Stimme klang zufrieden.
    »Wie sollte ich nicht, wenn Sie so vernarrt in die Darbietung waren? Wie hätte man das übersehen können?«
    »Sie waren eifersüchtig.«
    »Das war ich nicht!« Sie drückte sich von ihm fort, versuchte aus dem Wagen zu gelangen. Er packte sie am Arm, riß sie mit solcher Geschwindigkeit an sich, daß sie rücklings im Heu landete.
    »Doch, Sie waren es«, sagte er leise, beugte sich über sie und preßte ihre Arme neben ihr nieder. »Sie wollen mich.«
    »Nein!«
    »Ja. Genau wie mir gehen Ihnen die seidigen Nächte und die allzu früh nahenden Morgen nicht aus dem Sinn.«
    »Nein«, flüsterte sie, aber es war gelogen.
    Er antwortete gar nicht darauf, sondern preßte seine Lippen auf ihre. Er liebkoste zärtlich die empfindsame Linie, bis sie sich teilten und ihm Einlaß gewährten. Ohne zu zögern nahm er, was sie ihm anbot, und erforschte in sinnlicher Langsamkeit die sensiblen Flächen im Inneren. Sie hob langsam die Arme, um sie hinter seinem Kopf zu verschränken.
    Das Leben war das Leben und mußte gelebt werden. Gestern war vorbei, und das Morgen nicht mehr als ein Schatten. Nur die Nacht war ihnen sicher, die Gegenwart alles, was sie wirklich besaßen. Es konnte nicht falsch sein, die Genüsse anzunehmen, die sie ihnen bot, und sie für alle Zukunft in eine strahlende Erinnerung zu verwandeln, wenn es denn eine Zukunft gab. Sie liebte diesen

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