Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
herum wie trockenes Laub. Kinder rannten hin und her, manche trieben Holzreifen vor sich her, und alle scheuchten mit großem Vergnügen die Tauben auf.
    Der Pekinese, als Hund mit Stammbaum, ereiferte sich, als er einen gewöhnlichen Pudel erblickte, und kläffte aufgeregt los. Dämon unterstützte ihn nach Kräften. Der Pudel wollte sich nicht einschüchtern lassen und baute sich breitbeinig neben seinem Frauchen auf.
    »Schäm dich. Sophie!« rief Juliana aus. »Benimmt sich so eine Hündin in anderen Umständen? Du hast ebensowenig Benimm wie Anstand.« Sie wandte sich an Dämon. »Und du, du Casanova, bist ruhig!«
    Die Besitzerin des Pudels, eine Dame, deren teure Toilette in den verschiedensten Apricotschattierungen leuchtete, vom dunkelsten Farbton an ihrem Rocksaum bis zum hellsten in den Seidenblumen ihres extrem modischen Hutes, lachte und schalt ihr Schoßtier ebenfalls.
    Der Pudel blickte geringschätzig beiseite. Das verleitete die beiden anderen Hunde dazu, ihre Proteste gegen seine Anwesenheit nur noch zu verstärken. Verärgert befahl
    Juliana ihrer Pekinesin mit so scharfer Stimme, still zu sein, daß Sophie sich mit einem letzten, tiefen Knurren flach auf den Boden legte. Da seine Unterstützung nicht mehr gebraucht wurde, setzte sich Dämon mit heraushängender Zunge hin und wartete die weitere Entwicklung ab.
    Als sie sich wieder verständlich machen konnte, entschuldigte sich Juliana für ihren Hund, und Mara fügte ihre Entschuldigung für Dämon an.
    »Bitte machen Sie sich keine Umstände! Das ist nur natürlich.« Die Dame musterte ihre grauen Kostüme. »Sie sind, nehme ich an, die Damen aus dem ruthenischen Haus?«
    »Kennen wir uns?« wollte Juliana wissen. Ihr Tonfall klang distanziert. Am apricotfarbenen Hut der Dame flatterte ein gewagter Schal, und auf den zweiten Blick konnte man erkennen, daß die Jacke ihres Kostüms die Kurve ihrer Brüste äußerst genau nachzeichnete.
    »O nein. Das wäre unwahrscheinlich. Man hat mich in der Oper auf Sie hingewiesen.«
    »Ich ... verstehe.«
    »Ja, Sie haben vollkommen recht. Ich gehöre tatsächlich zu den gefährlichen und wunderbaren< Frauen in dieser Welt, wie man uns bezeichnet hat. Ich ziehe diese Bezeichnung anderen, weniger schmeichelhaften vor. Sie brauchen jedoch nicht zu befürchten, Hoheit, daß ich mich bei unserem nächsten Treffen auf unsere Bekanntschaft berufen werde; dazu kenne ich meinen Platz zu gut.«
    Das wurde mit solcher Würde und offenbarer Aufrichtigkeit vorgebracht, daß Juliana sich entspannte. Sie wandte sich ab. »Nun, es tut uns leid, Sie belästigt zu haben.«
    »Bitte gehen Sie nicht! Normalerweise würde ich mich nicht an Sie wenden, aber da die Gelegenheit nun einmal da ist, würde ich gerne ein paar Worte mit der anderen jungen Dame wechseln.«
    »Mit mir?« wunderte sich Mara.
    »Wenn Sie gestatten würden? In den Klatschblättern wurden Sie als Abenteurerin bezeichnet, die sich in eine Affäre mit einem höchst wankelmütigen Prinzen verwickeln ließ.
    Ich möchte Sie, ma chere, vor der Gefahr warnen, in die Sie sich begeben.«
    »Sie kennen Prinz Roderic?«
    »Ich weiß, welchen Ruf er hat. Aber obwohl Sie dank Ihrer Abstammung Vorteile gegenüber anderen Frauen haben, die er gekannt hat, kann es für Sie keine Zukunft dort geben. Wahrscheinlich hat er Ihnen das selbst schon gesagt; das ist seine Art, hat man mir gesagt. Glauben Sie ihm. Glauben Sie mir.«
    »Bosheit und Fatalismus ergeben eine giftige Mischung. Hören Sie nicht auf sie«, mahnte Juliana und nahm Maras Arm.
    »Seine Liebesbeteuerungen sind aufwühlend und bezwingend, aber sie halten nicht lang vor. Sie werden Ihren Weg bald allein gehen müssen, und dieser Weg wird Sie in ein Leben wie meines führen. Seien Sie gewarnt.«
    Wie Juliana bemerkt hatte, klang das Bekenntnis der Frau wie eine Niederlage. Mehr noch, was sie sagte, war Mara schon hundertmal durch den Kopf gegangen. Sie bedankte sich mit ein paar dürren Worten bei der Frau und ging mit der Prinzessin davon. Trotzdem wollte ihr nicht aus dem Kopf, was sie eben gehört hatte. Abenteurerin. So also sah man sie in Paris? Sahen König Rolf und Königin Angeline sie ebenso? Sie ertrug es nicht, darüber nachzudenken.
    Nur für einen Aspekt ihrer augenblicklichen Situation konnte sie dankbar sein. Im Gegensatz zur armen kleinen Sophie war sie nicht enceinte. Aus ihrem Aufenthalt in Roderics Bett würde es keine solchen Konsequenzen geben. Das war eine Erleichterung, und dennoch war sie

Weitere Kostenlose Bücher