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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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nicht glücklich darüber. Über die Komplikationen, die sich dadurch aufgetan hätten, mochte sie lieber nicht nachdenken; trotzdem hatte der Gedanke, Roderics Kind zu tragen, einen heimtückischen und wärmenden Reiz.
    Ein paar Tage später ergab sich eine Gelegenheit herauszufinden, was Roderics Vater von ihr hielt. Mara hatte in Begleitung eines Lakaien, der die Einkäufe trug, auf dem frühmorgendlichen Markt von Les Halles frisches Gemüse für den Haushalt eingekauft. Normalerweise erledigte das die
    Köchin, aber ab und zu wollte sich Mara auf dem laufenden halten, was alles angeboten wurde. Sie hatte geglaubt, daß sich die Königin lieber selbst darum kümmern würde, aber es hatte sich herausgestellt, daß Angeline ebensowenig geneigt war wie Juliana, den Platz einzunehmen, den Roderic Mara eingeräumt hatte. Im Gegenteil, Angeline hatte lautes Lob über die Veränderungen gezollt, die seit ihrem letzten Besuch im Haus vorgegangen waren. Sie selbst habe Sarus gegenüber allzu große Ehrfurcht und Angst gehabt, ihn vor den Kopf zu stoßen. Sie hätte das überwunden, wenn sie viel Zeit in Paris verbracht hätte, aber sie und Rolf hätten Ruthenien immer zu sehr vermißt, um lange hierzubleiben. Es sei tapfer von Mara, sich in den Schmutz und unter die Diebe von Les Halles zu wagen, um für bessere Mahlzeiten zu sorgen, aber das sei doch gewiß nicht nötig?
    Mara war auf dem Rückweg vom Markt, als eine offene Kutsche neben ihr hielt. Auf der Tür prangte das ruthenische Wappen, und auf dem Sitz hinter dem Kutscher saß Rolf. Er neigte den Kopf und beugte sich vor, um die Tür aufschwingen zu lassen. »Angeline hat mich nach Ihnen ausgeschickt. Bitte steigen Sie doch ein.«
    Mara wies den Lakaien an, mit seinem Korb augenblicklich in die Küche zurückzukehren, ohne sich mit Tändeleien oder politischen Reden aufzuhalten. Dann stieg sie in das Gefährt. Augenblicklich wurde der Befehl zum Weiterfahren erteilt.
    »Es ist gütig von der Königin, sich so um mich zu sorgen«, sagte Mara, »aber es war nicht notwendig.«
    »Es ist auch nicht notwendig, zur Märtyrerin zu werden, weder für den Ruf der Küche im ruthenischen Haus noch für meinen nichtsnutzigen Sohn. In Zukunft werden Sie einen Diener schicken.«
    »Es macht mir wirklich nichts aus, manchmal genieße ich es sogar.«
    »Sie suchen das Glück zwischen Gemüsegurken? Auf dieses Vergnügen können Sie leicht verzichten.«
    Mara erkannte, daß es sich um einen Befehl handelte. »Wie Sie wünschen, Monsieur.«
    Er blickte sie lange an. Sie starrte ebenso offen zurück. Er war ein distinguierter Herr mit silbergrauem Haar und Lachfalten in den Augenwinkeln. Die Augen strahlten Intelligenz und Berechnung, aber auch Wagemut aus. So würde Roderic in dreißig Jahren aussehen, begriff sie, und der Gedanke versetzte ihr einen schmerzlichen Stich in die Brust.
    »Verraten Sie mir, Mademoiselle, hat Roderic Sie seit dem Zigeunerfest belästigt?«
    »Keineswegs, Monsieur.«Sie verstanden sich ausgezeichnet. Seit der Nacht im Heuwagen war Roderic nicht in ihrem Zimmer gewesen und hatte ihr auch keine heimlichen Avancen gemacht. Mara wußte kaum, ob sie froh oder unglücklich darüber sein sollte, und hatte keine Ahnung, ob dieses Versäumnis auf den Mann neben ihr oder auf Roderics ureigenste Prinzipien zurückzuführen war.
    »Das erscheint mir unwahrscheinlich.«
    »Vielleicht kennen Sie Ihren Sohn nicht so gut, wie Sie glauben.«
    »Ich weiß, daß er ein silberzüngiger Teufel und von dem Irrglauben besessen ist, der Mittelpunkt von Gottes Universum zu sein. Er glaubt, der weite, klare Himmel wäre nur sein Taschentuch. »
    »Er ist«, bemerkte sie demütig, »seinem Vater sehr ähnlich.«
    »Er ist machttrunken und gnadenlos, allen Dingen gegenüber verschlossen, die er nicht verstehen will, aber so gerissen wie ein Bauer aus der Gascogne, wenn es darum geht, Verrat oder Verwirrung unter seinen Feinden zu stiften. Er fühlt sich von allen Tändeleien und gefährlichem Zeitvertreib angezogen und widersteht dem gesunden Menschenverstand, als wäre der eine Krankheit.«
    Die Tirade wurde hitzig, aber ohne Zorn vorgebracht. Mara lächelte den Mann an ihrer Seite an. »Und es wäre Ihnen gar nicht recht, wenn es anders wäre.«
    »Er wird es Ihnen nicht danken, wenn Sie ihn mit mir vergleichen oder verteidigen.«
    »Dann ist es gut, daß das nicht nötig ist.«
    In dem Blick, den ihr der König schenkte, lag eine Art Anerkennung. Einen flüchtigen Moment lang

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