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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Entschluss wankend zu machen. Denk doch an das Risiko, sagten sie … Denk an die Gefahr. Denk daran, welcher Schaden unserm Volk erwüchse, wenn Shandor dir etwas antut, Yakoub. Bedenke dies und bedenke das. Du bist unersetzlich, erklärten sie mir. Wie kannst du dich nur so einfach dem Shandor überantworten?
    Er ist mein Sohn, sagte ich. Er wird mir nichts tun.
    Polarca sagte mir glatt ins Gesicht, dass er mich für verrückt halte. Noch nie hatte ich ihn dermaßen erbittert und zornig gesehen. Er schwadronierte, er tobte, er drohte mir damit, er werde sein Amt niederlegen. Ich wies ihn darauf hin, dass er im Augenblick gar keine Stellung besitze, die er aufgeben könnte. Er fand das gar nicht lustig. Er fing an nahezu unkontrollierbar herumzuspuken, hüpfte auf eine alles in allem hysterische Weise durch Raum und Zeit herum. Kurz, er raste. Ich wartete eigentlich nur darauf, dass ihm Schaum vor den Mund trat.
    Die Person des Königs ist sakrosankt, wiederholte ich immer wieder beharrlich. Selbst Shandor wird sich daran halten, wenn ich zu ihm nach Galgala komme.
    Valerian wollte statt meiner nach Galgala ziehen und den Usurpator Shandor mit Gewalt absetzen. Er werde, sagte er, seine gesamte Piratenflotte zusammenrufen, über ihn herfallen, zum Haus der Macht ziehen und ihn vom Thron stoßen. Biznaga verwies darauf, wie unwahrscheinlich bei diesem Vorgehen ein Erfolg sei, und fragte Valerian, ob er im Ernst glaube, Shandor werde ihn auch nur bis auf ein Lichtjahr mit seinen Schiffen an Galgala herankommen lassen. Sobald seine Raumflotte beim Anflug ausgemacht sei, gab Biznaga zu bedenken, würde Shandor ganz einfach die Imperialregierung davon in Kenntnis setzen, dass der berüchtigte Raumpirat Valerian sich in der Nähe herumtreibe, und dann würde eine Armada des Imperiums zu seinem Empfang auf ihn warten.
    Aber auch Biznaga selbst bedrängte mich – behutsam im besten leisen Diplomatenstil –, ich möge von meiner Reise ablassen. Jacinto, Ammagante – ebenso. Damiano gab sich impulsiver und tobte und predigte fast so heftig wie Polarca. Sie redeten davon, dass sie einen oder zwei meiner anderen Söhne ausfindig machen wollten, wo immer die sich gerade befanden – meine Kinder sind gottweißwo über das ganze Universum verstreut –, um sie nach Xamur zu holen, damit sie mir gut zureden sollten. Oder man wollte sie als meine Gesandten zu ihrem Bruder Shandor schicken. Na, der würde ihnen bestimmt einen liebevollen Empfang bereiten! Jemand – ich habe vergessen, wer es war (und das war wohl auch besser so, dass ich es vergaß) –, schlug vor, man sollte den greisen Kaiser um seine Unterstützung bei der Entmachtung Shandors ersuchen – die lächerlichste Idee, die ich je zu hören bekam. Und so ging es weiter – mehrere Tage lang. Meine einzigen Bundesgenossen waren Thivt und Bibi Savina. Vielleicht auch noch Syluise, obschon sie sich wie gewohnt weitgehend aus dem Gezänk heraushielt und man nicht leicht hätte sagen können, auf welcher Seite sie stand. Aber wenn ich ihr in die kühlen blauen Augen blickte, hatte ich das Gefühl, in ihnen Billigung zu lesen. Sie schien mir auf ihre vage unergründliche Art sagen zu wollen, dass ich nach meinem Gutdünken handeln sollte, das Risiko eingehen müsse, wenn ich den Lohn einheimsen wollte.
    Also belog ich sie ganz einfach. Seid ruhig, sagte ich zu ihnen, ich weiß schon, was ich tue. Alles steht im Buch der Zukunft geschrieben, alles wird bestens ausgehen.
    Irgendwie gaben sie sich damit zufrieden und wurden ruhig. Ich ließ sie im Glauben, dass mir irgendwie eine besondere Geheiminformation aus der Zukunft zuteil geworden sei: ein gefälliger Geist, vielleicht sogar mein eigener, der zu mir kam und mich auf die übliche undurchsichtige Art der Gespenster davon in Kenntnis setzte, dass mein Spiel sich irgendwann später bezahlt gemacht hatte, dass Shandor tatsächlich vor dem Angesicht des lebendigen legitimen Königs der Roma den Schwanz eingezogen hatte, dass ich den Thron wieder besteigen konnte und dass wir alle uns wieder auf den Weg zu unserem Zigeunerstern machten. Und sie kauften es mir ab!
    In Wahrheit allerdings hielten sich meine Geister von mir fern. Manchmal sah ich aus dem Augenwinkel ein leichtes Flackern, das möglicherweise irgendein Gespenst da war, das sich in der Nähe herumtrieb, aber ich war mir dessen nie sicher. Die Sache hätte mich beunruhigen können, wenn ich diesem Gefühl nachgegeben hätte. Ich redete mir ein, der Grund, warum

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